Deutschland

Fleisch, Obst und Gemüse werden deutlich teurer

In Deutschland haben die Verbraucherpreise für Fleisch, Obst und Gemüse deutlich angezogen.
21.04.2020 11:15
Aktualisiert: 21.04.2020 11:15
Lesezeit: 1 min

Dem Statistische Bundesamt zufolge lag die Jahresinflationsrate in Deutschland im März 2020 bei 1,4 Prozent. Teurer wurden Strom (plus 4,5 Prozent) und Erdgas (plus 2,3 Prozent). Nahrungsmittel kosteten 3,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Tiefer ins Portemonnaie greifen mussten die Menschen in Deutschland vor allem für Fleisch und Fleischwaren sowie für Obst (jeweils plus 8,8 Prozent). Gegenüber Februar stiegen die Verbraucherpreise insgesamt den Angaben zufolge um 0,1 Prozent.

Zudem ist die Einführung einer Fleischsteuer mehr als wahrscheinlich. Künftig könnte bei vielen Deutschen - wie in früheren Zeiten - Fleisch nur noch in Form des “Sonntagsbratens” auf den Tisch kommen. Greenpeace fordert von der Bundesregierung die Einführung einer “Tierwohl-Abgabe”. Zuvor hatte Agrarministerin Klöckner und der Bauernverband die Bürger dafür kritisiert, dass sie zu wenig Geld für teures Fleisch ausgeben. Die Kritik richtete sich an alle Einkommensklassen.

Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen.

Die angestrebte Rate hat die EZB trotz Nullzinspolitik und Geldschwemme schon lange nicht mehr erreicht. In der Corona-Krise schwächte sich die Rate wegen der gesunkenen Energiepreise sogar ab. Nach Daten des Statistikamtes Eurostat lagen die Verbraucherpreise im März im gemeinsamen Währungsraum nur 0,7 Prozent höher als vor einem Jahr. Im Februar waren es noch 1,2 Prozent.

Trotz der Geldflut der EZB und milliardenschwerer Rettungspakete der Regierung rechnen mehrere Ökonomen vorerst nicht mit einem Anstieg der Verbraucherpreise. Der jüngste Einbruch des Ölpreises dürfte die Teuerungsrate wohl so stark drücken, dass alle anderen Effekte in den Hintergrund treten, argumentierte beispielsweise Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer jüngst.

Trotz der Corona-Krise sieht das Statistische Bundesamt die Gesamtberechnung der Verbraucherpreise nicht gefährdet. Jeden Monat notieren Preiserheber der Statistischen Landesämter und des Wiesbadener Bundesamtes in Geschäften, was die verschiedensten Produkte kosten. Im März waren die meisten Geschäfte den Angaben zufolge zum Zeitpunkt der Erhebung noch geöffnet. Daneben haben die Statistiker auch Online-Angebote im Blick.

Der größte Teil des Warenkorbs sei trotz der Einschränkungen auch weiterhin abgedeckt, sagte Ute Egner, Referentin für Verbraucherpreise bei der Wiesbadener Behörde, der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Auch unter normalen Bedingungen seien bestimmte Produkte in bestimmten Monaten nicht verfügbar. Dies werde unter anderem durch Fortschreibungsverfahren ausgeglichen. Aktuell setze man zudem verstärkt auf die Erhebung von Preisdaten im Internet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Donald Trumps Zollhammer trifft Amazon – Prime-Day-Händler ziehen sich zurück
29.04.2025

Händler, die auf chinesische Produkte angewiesen sind, reagieren auf Trumps Zollpolitik mit einem Rückzug vom Prime Day 2025.

DWN
Politik
Politik Digitale Gesundheitsakte: Fortschritt mit Risiken
29.04.2025

Mit dem Start der elektronischen Patientenakte (ePA) wird der digitale Wandel im Gesundheitswesen in Deutschland konkret spürbar. Seit dem...

DWN
Politik
Politik Rubio drängt Lawrow: „Beenden Sie diesen sinnlosen Krieg“ – USA forcieren neue Friedensdynamik
29.04.2025

Die USA erhöhen den Druck auf Moskau: Rubio verlangt ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsches Wachstumspaket sorgt für Jubel – im Ausland
29.04.2025

Inmitten der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten, angefacht durch Donald Trumps aggressiven Zollkurs gegenüber China, sorgt ausgerechnet...

DWN
Panorama
Panorama Fast alle haben in Spanien und Portugal wieder Strom
29.04.2025

Ein massiver Stromausfall stürzt die Iberische Halbinsel ins Chaos. Erst nach vielen Stunden können die meisten aufatmen. Eine wichtige...

DWN
Politik
Politik Kanada-Wahl: Liberale siegen knapp – Trump mischt sich ein
29.04.2025

Auf dem Wahlzettel stand Trump in Kanada nicht – trotzdem wirbelte der US-Präsident die Parlamentswahl im Nachbarland durcheinander. Den...

DWN
Politik
Politik Trumps nächster Coup: Tiefseebergbau in internationalen Gewässern
29.04.2025

US-Präsident Donald Trump verfolgt eine neue wirtschaftspolitische Linie, die das umstrittene Thema Tiefseebergbau in den Fokus rückt....