Deutschland

Regisseur Castorf: Wir Deutschen unterwerfen uns den Virologen und Politikern

Theaterregisseur Frank Castorf vermisst in der Corona-Krise den Protest der Bevölkerung. Die Deutschen würden sich aus Angst den Dekreten von Virologie-Professoren und Politikern unterwerfen.
28.04.2020 12:24
Lesezeit: 1 min
Regisseur Castorf: Wir Deutschen unterwerfen uns den Virologen und Politikern
Der deutsche Regisseur Frank Castorf. (Archivbild: dpa) Foto: Barbara Gindl

Theaterregisseur Frank Castorf (68) hält die Einschränkungen in der Corona-Krise für überzogen. Im Augenblick entspreche der Nutzen der Regelungen nicht dem Aufwand, sagte der frühere Intendant der Berliner Volksbühne in einem Interview des «Spiegel» (Dienstag) und kritisierte den «Grad der Ideologisierung» der Entscheidungen. «Schon die Worte "Lockdown" und "Shutdown" machen mich bösartig», sagte er.

Er sei aber weder Biologe noch Mediziner. «Ich arbeite im Theater, da erhält man sich die Bereitschaft zum Fantasieren, zum Nachdenken über das, was außerhalb geschieht», sagte Castorf.

Der Regisseur, der für seine oft überspitzten und provokanten Aussagen bekannt ist, bemängelte auch die Freiheitsbeschränkungen. «Ich möchte mir von Frau Merkel nicht mit einem weinerlichen Gesicht sagen lassen, dass ich mir die Hände waschen muss. Das beleidigt meine bürgerliche Erziehung», sagte er. Zudem vermisse er den «Protest» der Bevölkerung. «Wir Deutschen (...) haben vor allem Angst. Wir unterwerfen uns gläubig den Dekreten von Virologie-Professoren und Politikern.»

Diesen «hässlichen Opportunismus» stelle er sogar bei sich im Theater fest. Bis vor kurzem sei dort «der alte weiße Mann» der Hauptfeind gewesen. «Jetzt ist das Virus da, und auch in den Theatern finden plötzlich alle, jeder Alte, auch wenn er über 80 Jahre und ein Mann ist, sollte um jeden Preis geschützt werden», sagte er.

Ohnehin sehe er nicht den Nutzen, «wenn man alte Menschen, die jetzt als Risikogruppe Nummer eins bezeichnet werden, einfach einsperrt». Das mache die Psyche kaputt und nähre den Lebensüberdruss, sagte Castorf. Er selbst habe keine Angst vor dem Tod. «Ich bin nicht mystisch oder religiös. Ich bin Fatalist. Wenn ich todkrank werde, werde ich sagen: Es war ein gutes Leben.»

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...