Deutschland

Corona: Merkels Aussagen auf Pressekonferenzen kosten den Handel viele Millionen

Lesezeit: 1 min
29.04.2020 14:48  Aktualisiert: 29.04.2020 14:48
Die Pressekonferenzen von Bundeskanzlerin Angela Merkel wirken sich negativ auf das Konsumverhalten der Deutschen aus.
Corona: Merkels Aussagen auf Pressekonferenzen kosten den Handel viele Millionen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einer Pressekonferenz. (Foto: dpa)
Foto: Michael Kappeler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Pressekonferenzen und Reden von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Corona-Krise verändern die Erwartungen in Deutschland. Das hat ein Forschungspapier ergeben, an dem Wissenschaftler des ifo Instituts zusammen mit Wissenschaftlern vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie den Universitäten LMU München, HU Berlin und FU Berlin beteiligt sind. „Die Konsumneigung der Bundesbürger ist nach der Pressekonferenz der Kanzlerin am 15. April um etwa ein Fünftel zurückgegangen“, sagt Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.

„Gemessen haben wir das an den von den Haushalten geplanten außergewöhnlichen Ausgaben. Sie sanken im Durchschnitt der Woche vor der Pressekonferenz von 2.990 Euro auf 2.327 Euro im Durchschnitt der Woche danach“, sagt Peichl. Am Donnerstag berät Merkel wieder mit den Ministerpräsidenten der Länder und dürfte sich danach erneut zur Corona-Krise äußern.

Auch auf andere Erwartungen haben die Reden der Kanzlerin spürbare Auswirkungen. Der Zeitpunkt, an dem alle eine vollständige Öffnung der Gesellschaft erwarteten, verschob sich nach der Pressekonferenz vom 15. April trotz der Ankündigung erster Lockerungen deutlich nach hinten auf Anfang November. Auch die Erwartung, wann wieder normaler Schulunterricht stattfinden kann, verschob sich um drei Wochen nach hinten. Ebenso die Erwartung, wann die Bundesliga wieder mit Zuschauer spielen kann (nicht vor 2021), verschob sich.

„Die Politik, hier in insbesondere in Person von Angela Merkel, kann durch öffentliche Äußerungen Erwartungen und damit auch das ökonomische Verhalten verändern. Unabhängig davon, ob die angekündigten Maßnahmen zielgerichtet sind oder nicht, ist das für die Handlungsfähigkeit der Regierung enorm hilfreich, kann aber auch zu ungewünschten Nebeneffekten führen“, sagt Peichl.

„Das Erwartungsmanagement der Politik in der Corona-Krise ist bisher wirksam. Unsere empirischen Analysen liefert deutliche Hinweise darauf, dass politische Äußerungen, insbesondere von Angela Merkel, einen substantiellen Einfluss auf die Erwartungen und Konsumabsichten hatten“, sagt Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am DIW Berlin. „Erwartungsmanagement hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun, und es ist wichtig, dass die Politik diese nicht verspielt.“

Verwendet wurden tägliche Daten einer Online-Befragung des Instituts Civey zwischen dem 2. und dem 20. April, die von den Instituten in Auftrag gegeben und vom Sonderforschungsbereich TRR 190 der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 50.000 Personen zu ihren Erwartungen befragt, wie lang die aktuellen Beschränkungen des öffentlichen Lebens anhalten werden und ob die Befragten planen, in den nächsten Monaten größere Konsumausgaben zu tätigen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...