Deutschland

Neue Lasten für eine Branche in der Krise: Stahlindustrie braucht für Klimaziele 100 Milliarden Euro

Lesezeit: 1 min
08.05.2020 14:00
Die Stahlindustrie, die sowieso schon stark unter Druck steht, muss nun noch mehr leisten. Um die Klimaziele zu erreichen, sind Investitionen in gewaltiger Höhe vonnöten.
Neue Lasten für eine Branche in der Krise: Stahlindustrie braucht für Klimaziele 100 Milliarden Euro
Ein Stahlkocher vor einem Hochofen. (Foto: dpa)
Foto: Roland Weihrauch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die europäische Stahlindustrie muss in den kommenden Jahrzehnten bis 2050 rund 100 Milliarden Euro investieren, um die Klimaziele zu erreichen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die internationale Beratungsgesellschaft Roland Berger herausgeben hat. „Wenn die europäische Stahlindustrie die Klimaziele der EU erreichen soll, muss kräftig investiert werden“, sagt Akio Ito, Partner von Roland Berger. Allerdings könnte selbst diese Summe zu niedrig angesetzt sein, da die weltweite Rohstahlproduktion wächst, bis 2050 mit einem Plus zwischen 30 bis 50 Prozent.

„Wenn die Unternehmen die Investitionen allein tragen müssen, werden sie den Stahl auf einem sowieso schon stark umkämpften Markt nicht mehr zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten können, sofern sie die Transformation überhaupt finanzieren können“, warnt Akio Ito, der die Firmen aufforderte, in den kommenden fünf bis zehn Jahren mit der technologischen Umstellung zu beginnen.

Hintergrund: Ein weiteres Problem ist, dass für die Experten die Frage nach der richtigen technologischen Lösung für eine umfassende CO2-Reduktion grundsätzlich noch nichtabschließend beantwortet ist. Eine Möglichkeit besteht darin, das Kohlendioxid zu speichern und teilweise Biomasse in den Hochöfen zu verbrennen. Allerdings dürfte sich auf diese Weise der Ausstoß nicht völlig ausschließen lassen.

„Wir haben verschiedene Verfahren auf ihre technologische Verfügbarkeit, Realisierbarkeit in Großanlagen sowie die wirtschaftliche Tragfähigkeit hin untersucht", sagt Bernhard Langefeld, Partner von Roland Berger. „Wasserstoffbasierte Direktreduktion ist unserer Ansicht nach am weitesten entwickelt und - sobald es denn genügend grüne Energie gibt - für das Klima am sinnvollsten“, so der Experte.

Allerdings sind wasserstoffbasierte Reduktionsverfahren zur Stahlerzeugung nicht von heute auf morgen einsetzbar. So benötigt die Wasserstofferzeugung sehr große Mengen an Energie. „Der Gesamtenergiebedarf für eine klimaneutrale Stahlproduktion beläuft sich auf circa 120 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr", sagt Langefeld. Zum Vergleich: Momentan ist die weltweit größte Anlage zur Wasserstoff-Elektrolyse in Hamburg geplant. Sie kann bei einer optimalen Laufleistung eine Terra-Wattstunde pro Jahr erzeugen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Das Ende des Wirtschaftswachstums: Kommt nun der Untergang des Abendlandes?
29.05.2023

Stagniert unsere Wirtschaft in Wahrheit seit Jahren? Sinkt der Lebensstandard bereits? Christian Kreiß deckt die Faktoren auf, auf die es...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt - trotz wachsendem Widerstand der Klimapolitik
29.05.2023

Der Goldpreis wurde zuletzt durch Geldpolitik und geopolitische Umbrüche nach oben getrieben. Doch nun macht die Klimapolitik der Branche...

DWN
Deutschland
Deutschland DWN-Exklusiv-Interview: Sterberisiko Armut
29.05.2023

Wer arm ist, muss in der Regel früher sterben. Das liegt nicht allein an schlechterer Ernährung oder schlechterer medizinischer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mehr Unternehmensinsolvenzen – langjähriger Trend gebrochen
29.05.2023

Die wirtschaftliche Unsicherheit sorgt für mehr Unternehmensinsolvenzen. Nach vielen Jahren mit immer weniger Pleiten manifestiert sich...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Gehören Rohstoff-ETFs ins Portfolio?
29.05.2023

Rohstoffe gelten als Inflationsschutz. Das zeigte sich vor allem im vergangenen Jahr. Lohnt sich ein Investment?

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen So wird der Yuan zur Reservewährung für Eurasien und Afrika
28.05.2023

Große Teile der Welt ersetzen den Dollar für Importe und Exporte durch den Yuan. Die Entwicklung erinnert an die Einführung des...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Rentenberater erklärt: So gehen Sie vorzeitig in Rente
28.05.2023

Bis zum Jahr 2031 steigt das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre. Doch es gibt Tricks, um früher in Rente zu gehen. Wir haben mit einem...