Politik

Seid mündige Bürger: Nehmt die Masken ab

DWN-Korrespondent Moritz Enders fordert die Deutschen auf, sich von Corona nicht verrückt machen zu lassen. Bestenfalls entwickelt sich das zu einer Neurose - schlimmstenfalls zu einem blinden Gehorsam, zu dem es in der Geschichte genug Parallelen gibt.
21.05.2020 13:08
Aktualisiert: 21.05.2020 13:08
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Seid mündige Bürger: Nehmt die Masken ab
Zur Durchsetzung der Corona-Regeln setzt die Polizei auch scharfe belgische Schäferhunde ein. (Foto: dpa)

Gesundheit ist ein hohes Gut. Doch der Anblick von Menschen, die mit Masken vor dem Mund durch Parks spazieren oder Fahrrad fahren, ist verstörend. Aus Vorsicht sollte keine Neurose werden.

Laut dem Berliner Tagesspiegel gibt es in Berlin – Stand 17. Mai – 437 aktive Coronavirus-Fälle. Die meisten von ihnen dürften zu Hause bleiben – auch wenn eine Weitergabe der Viren an der frischen Luft ist so gut wie ausgeschlossen ist. Teilweise gelingt es nicht einmal Eheleuten, sich gegenseitig zu infizieren. Und doch ist ihnen zu wünschen, dass sie einen intimeren Kontakt miteinander pflegen als Unbekannte, die in einer Grünanlage aneinander vorbeilaufen.

Der Wiener Psychiater Raphael Bonelli rechnet vor, dass man in Österreich (Stand 9. Mai) über 90.000 Personen begegnen müsste, bis man auf einen Erkrankten trifft. Um das plastischer zu machen, erläutert der Mediziner auch, wie viele Jahrzehnte beziehungsweise Jahrhunderte ein gesunder Mensch durch die Gegend streifen müsste, bis er einen am Corona-Virus Erkrankten träfe, so dass er sich rein theoretisch infizieren könnte.

Bonelli führt dann das Beispiel einer roten Fußgängerampel an einer absolut leeren Straße an. Soll man hier nun warten oder nicht? Oder ist, wie Bonelli ausdrückt, nicht doch die Ampel für den Menschen dar, statt der Mensch für die Ampel?

Bezogen auf Covid-19 erhebt sich die Frage, ob die Masken ihre Träger und ihre Mitmenschen tatsächlich vor Ansteckung schützen. Oder ob sie eher einen symbolhaften Charakter haben und dazu beitragen, das Gefühl einer permanenten Bedrohung zu verfestigen. Denn eine Fixierung auf ein zwar existentes, aber aufgebauschtes Problem, droht zu einer Neurose zu werden. Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus kann sich durchaus zu einer unangenehmen Angelegenheit entwickeln. Das aber können ein Verkehrsunfall, ein Herzinfarkt oder der Biss einer Klapperschlange auch. Wenn wir ständig daran denken, was passieren könnte, und nicht daran, was ist – auch abseits von Corona! – drohen wir uns in einer Gedankenschleife zu verheddern, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Theoretisch könnte ich im Stadtpark ja tatsächlich von einer Klapperschlange gebissen werden. Nämlich dann, wenn sie von einem Terrarium-Besitzer dort ausgesetzt wurde …

Das Leben ist lebensgefährlich und an seinem Ende werden wir alle sterben. Doch bevor wir dies tun, gilt es, zu leben. Leben bedeutet auch, neue Erfahrungen zu machen, auch außerhalb der eigenen vier Wände, mit Menschen in Kontakt kommen, sich mit ihnen austauschen. Das gelingt uns besser, wenn wir keine Masken tragen. In einer freiheitlichen Gesellschaft sollte der mündige Bürger die Sinnhaftigkeit von Verordnungen hinterfragen. Wozu blinder Gehorsam im Extremfall führen kann, haben die Historie wie auch verschiedene psychologische Experimente auf traurige Weise gezeigt. Daher mein Appell: Runter mit den Masken – zumindest da, wo sie nicht zwingend notwendig sind.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft JPMorgan-Chef Dimon warnt: Die Party an den US-Börsen ist vorbei – jetzt zählen Waffen statt Aktien
18.10.2025

JPMorgan-Chef Jamie Dimon zeichnet ein düsteres Bild der Weltwirtschaft: Er warnt vor einer harten Marktkorrektur, kritisiert die Politik...

DWN
Unternehmen
Unternehmen CATL Testkapazitäten: Europas größtes Batteriezellen-Zentrum entsteht
18.10.2025

Der chinesische Batteriehersteller CATL verdoppelt seine Testkapazitäten in Arnstadt und baut eines der größten Batteriezellzentren...

DWN
Finanzen
Finanzen Nebenwerte als Chance: Warum Small Caps oft überdurchschnittliche Renditen bringen
18.10.2025

Nebenwerte im Fokus: Small-Cap-Aktien können enorme Kurschancen bieten – doch sie bergen auch Risiken. Warum vernachlässigte...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Credit in Europa: Boom, Blase oder Lehre aus der Finanzkrise?
18.10.2025

Die Private-Credit-Branche hat sich in den letzten Jahren zu einem der dynamischsten Segmente auf den globalen Kapitalmärkten entwickelt....

DWN
Technologie
Technologie Trotz Grünstrom-Rekord geht Energiewende nicht schnell genug
18.10.2025

Die weltweite Energiewende erreicht neue Rekorde: Nie zuvor wurde so viel Grünstrom installiert. Doch trotz Wachstum reicht das Tempo...

DWN
Panorama
Panorama Gen Z Proteste weltweit: Junge Generation erhebt sich gegen Misswirtschaft
18.10.2025

Die junge Generation erhebt sich weltweit gegen Korruption, Perspektivlosigkeit und Misswirtschaft. In Madagaskar stürzte der Präsident,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovationspolitik: Warum Europa seine besten Ideen selbst blockiert
18.10.2025

Der Wirtschaftsnobelpreis ist in diesem Jahr ein Weckruf für Europa. Die ausgezeichneten Forscher zeigen, dass Wohlstand nicht aus...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Krones-Aktie: Wie aus Flaschen Milliarden werden
17.10.2025

Ob Ketchup, Cola oder Sojadrink: Weltweit läuft fast jede Flasche durch eine Abfüllline von Krones. Seit fast 75 Jahren versorgt die...