Finanzen

Kräftige Wende beim Gold-Silber-Verhältnis lässt Rallye erwarten

Der Silberpreis hat sich kräftig von seinem Absturz im März erholt. Nun sprechen offenbar mehrere Faktoren für einen neuen Bullenmarkt.
19.05.2020 15:27
Aktualisiert: 19.05.2020 15:27
Lesezeit: 2 min
Kräftige Wende beim Gold-Silber-Verhältnis lässt Rallye erwarten
Ein Barren aus Feinsilber mit Silberkörnern. (Foto: dpa) Foto: Wolfgang Hartmann

Vor dem Hintergrund eines allgemeinen Crashs an den Finanzmärkten Anfang März stürzte auch der Silberpreis auf extreme Weise ab. Vorübergehend fiel er sogar deutlich unter die Marke von 12 Dollar pro Feinunze. Dies war der tiefste Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Und im Verhältnis zu Gold war Silber zuletzt so billig wie niemals zuvor in 5.000 Jahren Menschheitsgeschichte. Vorübergehend erhielt man für eine einzige Unze Gold bis zu 127 Unzen Silber.

Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Am Montag machte der Silberpreis einen gewaltigen Sprung um 4,6 Prozent auf 17,41 Dollar pro Unze. Dies war der bisher höchste Stand seit dem Crash vom März. Dadurch verteuerte sich Silber auch im Verhältnis zu Gold, das weniger stark zugelegt hat. Für eine Unze Gold erhielt man nur noch 101 Unzen Silber. Diese erhebliche Wende beim Gold-Silber-Verhältnis innerhalb von nur zwei Monaten lässt nach Ansicht einiger Marktbeobachter nun eine Rallye erwarten.

So weist der Analyst Chris Kimble darauf hin, dass sich das Silber-Gold-Verhältnis bereits seit acht Jahren in einem fallenden Trendkanal befindet. Im März hat dieses Verhältnis "die Talsohle des 8-Jahres-Kanals getestet" und "ein ziemlich großes bullisches Umkehrmuster" gezeigt. Im Mai drücke das Verhältnis bisher vom Boden des Kanals nach oben, "was eine kurzfristige bullische Botschaft vom Silber-Gold-Verhältnis aussendet".

Bemerkenswert ist auch, dass der Silberpreis seit Montag wieder oberhalb seines 200-Tage-Durchschnitts liegt. Dies war zuletzt am 8. März der Fall gewesen. Am Dienstag stieg der Preis weiter. Eine Feinunze kostet nun um die 17 Dollar. Doch kurzfristig könnte der Preis einen Rückfall sehen, so ein Bericht von FXSTREET. "Ein Bruch unter den 200-Tage-Durchschnitt bei 16,935 Dollar könnte mehr Käufer zu Gewinnmitnahmen veranlassen, was zu einem tieferen Rückgang auf 16,36 Dollar (100-Tage-Durchschnitt) führen könnte."

KITCO hingegen erwartet wegen der "wirtschaftlichen Tragödie" infolge von Corona kurzfristig einen weiteren Anstieg des Silberpreises auf rund 21 Dollar. "Mehrere Industriezweige werden von Covid-19 und seinen Nachwirkungen vollständig transformiert. Wir gehen davon aus, dass weltweit 23 Prozent der Restaurants niemals wieder eröffnen werden." Wegen der extremen Maßnahmen der Federal Reserve werde der Dollar stark an Wert verlieren. Aus demselben Grund haben auch einige der größten Hedge-Fonds der Welt ihre Wetten auf Gold erhöht.

Auch mit Gold hinterlegte börsengehandelte Fonds (ETFs) haben im April den sechsten Monat in Folge Gold hinzugekauft, sodass ihre Gold-Bestände ein neues Rekordhoch erreichten. Laut Daten von Bloomberg haben Gold-ETFs seit Jahresbeginn netto 97 Millionen Feinunzen Gold gekauft (Stand Freitag). Dies ist ein Plus von 17 Prozent. Doch ETFs haben zuletzt auch Silber gekauft. Seit Jahresbeginn haben sie ihre Silber-Bestände um 174 Millionen Feinunzen erhöht. Dies ist ein Plus seit Jahresbeginn um immerhin elf Prozent.

Allerdings müssen Kleinanleger, die physisches Gold kaufen wollen, sich weiterhin auf Preise einstellen, die erheblich über dem Spotpreis liegen. So kostet ein Maple Leaf am Dienstagnachmittag beim aktuell billigsten Anbieter Silver-To-Go 21,17 Euro gegenüber einem Spotpreis von 15,61 Euro. Dieser Preisaufschlag von rund 36 Prozent lässt sich nicht durch die auf Silbermünzen fällige Steuer erklären. Zudem weist der Anbieter darauf hin, dass es aufgrund erhöhter Nachfrage zu längeren Lieferzeiten kommen kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...