Deutschland

China nicht mehr unter Top-Investoren in Deutschland

Lesezeit: 2 min
20.05.2020 09:27  Aktualisiert: 20.05.2020 09:27
Die Zahl chinesischer Neuansiedlungen in Deutschland geht weiter zurück. Doch auch die drei Top-Investoren hierzulande fahren ihr Engagement zurück.
China nicht mehr unter Top-Investoren in Deutschland
Der chinesische Autobauer Geely hat ein Großprojekt mit vielen Arbeitskräften in Hessen gestartet. (Foto: dpa)
Foto: Wenjun Chen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China zählt erstmals seit einem Jahrzehnt nicht mehr zu den drei wichtigsten ausländischen Investoren in Deutschland. 2019 wurden nur noch 154 Neuansiedlungen aus der Volksrepublik registriert, geht aus Reuters am Mittwoch vorliegenden Daten der bundeseigenen Wirtschaftsfördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) hervor. Damit sank die Projektzahl bereits das vierte Jahr in Folge. 2016 waren es noch fast doppelt so viele gewesen. Damit findet sich China erstmals seit Beginn der Datenerhebung 2009 nicht mehr unter den Top-3-Investoren wieder, sondern auf Rang vier. Spitzenreiter sind erneut die USA (302 Projekte), gefolgt von Großbritannien (185) und der Schweiz (184).

"Die chinesische Regierung reguliert den Kapitalexport", sagte GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie achtet verstärkt darauf, dass viel im eigenen Land investiert wird." Dort wuchs die Wirtschaft 2019 auch wegen des Handelsstreits mit den USA so langsam wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. "Daher liegt der Fokus mehr auf dem eigenen Land. Innovationen und Infrastruktur sollen dort gefördert werden", sagte Hermann. Das erkläre den anhaltenden Rückgang der chinesischen Investitionen. China stecke in Deutschland aber viel Geld in Forschung und Entwicklung sowie Produktion. Dieser Bereich mache knapp ein Viertel der chinesischen Investitionen aus und sei damit überdurchschnittlich hoch.

Im vergangenen Jahr siedelten sich insgesamt 1851 Unternehmen in Deutschland an und damit zehn Prozent weniger als 2018. Dafür nahm die Zahl der geplanten Arbeitsplätze deutlich zu, und zwar von 24.000 auf 42.000. Das hängt mit Großprojekten wie der Ansiedlung des Elektroauto-Pioniers Tesla in Brandenburg, des chinesischen Autobauers Geely in Hessen und des chinesischen Batteriekonzerns Catl in Thüringen zusammen. Auch die Investitionssumme erhöhte sich, und zwar von 4,8 Milliarden 2018 auf 5,1 Milliarden Euro. Die meisten Investoren kamen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnik, gefolgt von Unternehmens- und Finanzdienstleistern und der Konsumgüter-Branche.

"Die USA bleiben das wichtigste Herkunftsland ausländischer Investitionen in Deutschland", sagte Herrmann. Dazu habe die dortige Steuerreform beigetragen. "Durch sie haben die Unternehmen mehr Kapital. Das nutzen sie, um zu investieren und ihr Geschäft auszubauen", erläuterte der GTAI-Geschäftsführer. Stark im Kommen sind britische Investoren. Seit 2016, dem Jahr des Brexit-Referendums, steigen die Neuansiedlungen in Deutschland stetig. "Das hat nicht nur etwas mit dem Brexit zu tun", sagte Hermann. "Es sind auch britische Unternehmen, die expandieren und auf dem europäischen Festland Fuß fassen wollen."

Wegen der weltweiten Rezession infolge der Corona-Pandemie dürften die Investitionen im laufenden Jahr weiter sinken. "Wir merken eine Rückgang der Nachfragen", sagte GTAI-Experte Achim Hartig. Im ersten Quartal nahmen sie demnach um 17 Prozent ab. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will die Voraussetzungen verbessern. "Es ist nun wichtig, dass wir durch strukturelle Reformen Rahmenbedingungen schaffen, die Beschäftigen und Unternehmen Rückenwind beim Neustart geben, um zügig wieder in die Aufschwungsphase zu kommen", betonte er.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...