Finanzen

Renditen auf Staatsanleihen fallen ins Minus: Sparer suchen Zuflucht in Gold

Die realen Renditen auf 10-jährige US-Staatsanleihen sind nunmehr auf ihren tiefsten Stand seit 2013 gefallen. Sinkende reale Renditen sind in der Regel ein Treiber für den Goldpreis.
22.06.2020 15:11
Aktualisiert: 22.06.2020 15:11
Lesezeit: 2 min
Renditen auf Staatsanleihen fallen ins Minus: Sparer suchen Zuflucht in Gold
Goldbarren und Goldmünzen. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Am Freitag fiel die reale Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen nach Angaben des US-Finanzministeriums auf ein neues Jahrestief von minus 0,6 Prozent. So tief im negativen Bereich lag die reale Rendite zuletzt im Jahr 2013. Einerseits verheißen negative reale Renditen eine wirtschaftliche Rezession. Andererseits sind sie ein großer Treiber für den Goldpreis.

Ein entscheidender Nachteil von Gold und Silber als Finanzanlagen besteht darin, dass die Edelmetalle keinerlei Rendite abwerfen. Doch wenn nun auch als sicher angesehene Vermögenswerte wie US-Staatsanleihen negative reale Renditen abwerfen, so werden die renditelosen Gold und Silber im Vergleich wieder attraktiver.

Tatsächlich hat sich dieser Zusammenhang zwischen den realen Renditen von US-Staatsanleihen und dem Goldpreis bereits in den letzten zehn Jahren so gezeigt. Und nun geht der Rückgang der realen Renditen mit einem Höhenflug beim Goldpreis einher, der aktuell fast wieder auf dem Stand von 2012 notiert.

Reale Renditen in Deutschland und Großbritannien noch viel niedriger

Negative Realrenditen zeigen sich nicht nur in den USA. In Deutschland und insbesondere im Vereinigten Königreich liegen die Renditen sogar noch wesentlich negativer als in den USA, wenn auch über ihren jüngsten Tiefständen. Nur in Japan sind die Realrenditen wegen der sehr niedrigen Inflationserwartungen inzwischen leicht positiv.

Möglicherweise gehen die Märkte davon aus, dass die Federal Reserve die "Kontrolle der Zinskurve", ein folgenreiches geldpolitisches Mittel aus dem Zweiten Weltkrieg, das von Notebankchef Jerome Powell kürzlich angesprochen wurde, tatsächlich zur Anwendung bringen wird. In der Praxis heißt das im Wesentlichen, dass die Fed die Renditen von US-Staatsanleihen aller Laufzeiten mit der geballten Macht ihrer Notenpresse niedrig halten wird.

Negative reale Renditen zerstören Vertrauen

Für die Sparer sind das keine guten Nachrichten. Denn negative reale Renditen bedeuten, dass sie garantiert Verluste verzeichnen werden, wenn sie in Staatsanleihen investiert haben. Negative Realzinsen sind eine Form der sogenannten "finanziellen Repression", wobei Staaten die Sparer dazu zwingen, ihnen Geld zu Zinssätzen zu leihen, die im Verhältnis zum eingegangenen Risiko viel zu niedrig sind.

Eine weitere offensichtliche Folge niedriger realer Renditen ist der Vertrauensverlust in die Kaufkraft der Währung. Bei einem solchen Vertrauensmangel scheint es sinnvoll, sich dagegen abzusichern, dass nicht nur das Geld über die Inflation an Wert verliert, sondern nunmehr auch die Investitionen in Staatsanleihen. Mit anderen Worten, negative reale Renditen machen Aktien sowie Gold und Silber attraktiver.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...