Am vergangenen Freitag hatten Beobachter der Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) einen alarmierenden Bericht veröffentlicht, demzufolge ihre in Skandinavien stationierten Strahlungssensoren unüblich hohe Radioaktivitätswerte in der Luft über dem Baltikum und Skandinavien festgestellt haben.
Das Netzwerk aus hochempfindlichen Sensoren, welche die CTBTO (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization) an Hunderten Messstationen überall auf der Welt betreibt und die seismische, hydroakustische und andere Technologien zum Einsatz bringen, sollen Atomwaffentests oder mögliche Lecks in Kernkraftwerken aufspüren.
In der letzten Woche hatte nun die Stockholmer Überwachungsstation für den Bereich der Ostsee ungewöhnlich hohe Konzentrationen von drei Radionukliden festgestellt: Cäsium-134, Cäsium-137 und Ruthenium-103, wie CTBTO-Chef Lassina Zerbo am vergangenen Freitag auf Twitter mitteilte. Diese drei radioaktiven Partikel können vom Wind über weite Strecken getragen werden.
Laut den Angaben Organisation waren die Konzentrationen nicht groß genug, um Menschen zu schädigen. Allerdings waren es "mit Sicherheit Kernspaltungsprodukte, höchstwahrscheinlich aus einer zivilen Quelle", so die Erklärung der CTBTO aus der letzten Woche. Es liege jedoch nicht in ihrem Mandat, den genauen Ursprung der erhöhten Strahlung zu bestimmen.
Am Montag sagte dann die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), dass die leicht erhöhten Radioaktivitätswerte, die sich sich über Teile von Dänemark, Norwegen, Südschweden, einen Großteil Finnlands, die baltischen Länder und einen Teil Westrusslands erstreckten, kein Risiko für die menschliche Gesundheit oder für die Umwelt darstellen. Es sei aber immer noch unklar, was die Ursache war.
Die in Wien ansässige Agentur hatte am Samstag Kontakt mit europäischen Ländern aufgenommen, um Informationen anzufordern. Bis Montagnachmittag hätten 29 Länder darauf reagiert und gesagt, dass auf ihrem Territorium nichts passiert sei, was die Isotopenkonzentrationen in der Luft verursacht haben könnte. Auffällig ist, dass Russland der IAEO zunächst keinen Bericht erstattet hat, wie AP berichtet.
Das Nationale Institut für Volksgesundheit und Umwelt der Niederlande sagte am Freitag, die Isotope könnten aus einer Quelle in Russland stammen und "auf Schäden an einem Brennelement in einem Kernkraftwerk hinweisen". Der staatliche russische Kernkraftwerksbetreiber sagte jedoch, dass die beiden Kernkraftwerke im Nordwesten Russlands keine Probleme gemeldet hätten.
"Wir haben ein außergewöhnliches und modernes System zur Überwachung der nuklearen Sicherheit, und wie Sie gesehen haben, gab es keine Alarme im Zusammenhang mit Bedrohungs- oder Notfallsituationen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. "Wir wissen nicht, woher diese Berichte von Spezialisten in den Niederlanden stammen", fügte er hinzu.