Politik

Speditionen kritisieren neues EU-Gesetz zum Schutz von Fernfahrern

Das EU-Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, wonach europäische Fernfahrer ihre vorgeschriebene Ruhezeit nicht mehr im Lkw, sondern im Hotel verbringen müssen. Die Speditionen kritisieren das Gesetz scharf.
10.07.2020 13:11
Aktualisiert: 10.07.2020 13:11
Lesezeit: 1 min
Speditionen kritisieren neues EU-Gesetz zum Schutz von Fernfahrern
Lastwagen stehen auf einem Parkplatz an der Autobahn 5 (A5) an der Raststätte Breisgau. (Foto: dpa) Foto: Patrick Seeger

Das EU-Parlament hat am Donnerstag ein „Mobility Package“ genanntes Reformgesetz verabschiedet. Dem Gesetz zufolge dürfen Fernfahrer am Wochenende nicht mehr in ihren Fahrzeugen übernachten. „Unter der Woche, am Ende einer Tagestour, dürfen sie sich immer noch einen Platz auf der Raststätte suchen. Aber die vorgeschriebene Ruhezeit von 45 Stunden sollen sie im Hotel oder in einer Pension verbringen. Damit will man Missstände auf den überfüllten Rastplätzen in den Griff bekommen, so die Begründung der EU-Verkehrsminister“, so der WDR.

Benjamin von Cetinich vom Verband Spedition und Logistik NRW kritisiert das Gesetz. „Wo sind die Hotels? Wer bewacht die Fracht? Und wenn sie ein Hotel ansteuern, finden es die Anwohner ganz bestimmt auch nicht toll, wenn 40-Tonner durch ihr Wohngebiet donnern“, so Cetinich.

Zudem werden nur wenige Auftraggeber bereit sein, die Übernachtungen ihrer Fahrer zu bezahlen. „Selbst wenn ein Low-Budget-Hotel 40 Euro die Nacht kostet - das sind 320 Euro im Monat, das will kein Auftraggeber übernehmen“, so Stefan Henz von der Kölner Spedition Moeller. Das jeweilige Unternehmen muss übrigens auch mögliche Bußgelder zahlen, die aufkommen könnten, falls die Fahrer gegen das neue Gesetz verstoßen.

Die osteuropäischen Speditionen kritisieren das neue Gesetz scharf. Der SWR3 berichtet: „Der rumänische Verband der Spediteure klagte, die Regeln würden ihre Industrie „begraben“. Zusammen mit den Folgen der Corona-Krise sei damit zu rechnen, dass ein Drittel der Unternehmen der Branche pleitegehen werde.“

Doch der EU-Abgeordnete Markus Ferber sieht das anders. „Missstände wie übermüdete Fahrer auf den Straßen, manipulierbare Kontrollgeräte und Briefkastenfirmen im Osten können nun effektiv bekämpft werden“, meint er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...