Deutschland

Daten von Handy- und Internetnutzern: Staatlicher Zugriff verstößt gegen das Grundgesetz

Lesezeit: 1 min
17.07.2020 10:10  Aktualisiert: 17.07.2020 10:10
Das Bundesverfassungsgericht erklärt mehrere Regelungen zur sogenannten Bestandsdatenauskunft für verfassungswidrig. Die staatlichen Zugriffsmöglichkeiten auf persönliche Daten von Handy- und Internetnutzern gehen zu weit.
Daten von Handy- und Internetnutzern: Staatlicher Zugriff verstößt gegen das Grundgesetz
09.06.2020, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht mit einem Hinweisschild mit Bundesadler und dem Schriftzug Bundesverfassungsgericht. (Foto: dpa)
Foto: Uli Deck

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die staatlichen Zugriffsmöglichkeiten auf persönliche Daten von Handy- und Internetnutzern zur Strafverfolgung und Terrorabwehr gehen zu weit. Das Bundesverfassungsgericht erklärte mehrere Regelungen zur sogenannten Bestandsdatenauskunft für verfassungswidrig. Sie verletzten das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung und das Telekommunikationsgeheimnis, wie das Gericht in Karlsruhe am Freitag mitteilte. (Az. 1 BvR 1873/13 u.a.)

Das Telekommunikationsgesetz und entsprechende Vorschriften in anderen Gesetzen müssen nun bis spätestens Ende 2021 überarbeitet werden. Solange bleiben die beanstandeten Regelungen in Kraft. Die Richter des Ersten Senats machen aber Maßgaben für ihre Anwendung.

Polizei, Bundeskriminalamt und Nachrichtendienste nutzen die Auskünfte, um Verbrechen aufzuklären oder Terroranschläge zu verhindern. Dazu dürfen sie zum Beispiel bei Telefongesellschaften und Providern die «festen» Bestandsdaten wie Name, Anschrift und Geburtsdatum abfragen, aber auch die genutzten IP-Adressen.

Die Regelungen mussten nach einem ersten Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2012 schon einmal überarbeitet werden. Nun stellte sich heraus, dass das reformierte Gesetz immer noch nicht den Anforderungen genügt. Die Richter bekräftigen zwar, dass die Auskunft über Bestandsdaten grundsätzlich zulässig ist. Voraussetzung müsse aber das Vorliegen einer konkreten Gefahr oder der Anfangsverdacht einer Straftat sein. IP-Adressen, die Rückschlüsse auf die Internetnutzung geben, genießen besonderen Schutz.

Anlass für die neue Entscheidung waren zwei Verfassungsbeschwerden. Eine der Klagen wurde von mehr als 6000 Menschen unterstützt. Sie war 2013 von dem heutigen Piraten-Europapolitiker Patrick Breyer und seiner früheren Parteikollegin Katharina Nocun eingereicht worden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trendwende Wirtschaft: Firmen holen Mitarbeiter zurück – kommt das Homeoffice-Verbot?
24.09.2024

Viele Unternehmen holen ihre Mitarbeiter zurück in die Firma. Amazon plant sogar ein Homeoffice-Verbot, während die Politik hierzulande...

DWN
Finanzen
Finanzen War die Strompreisbremse teils verfassungswidrig?
24.09.2024

Strompreisbremse vor Gericht: War es zulässig, mittels Strompreisbremse die Unternehmen zu belasten – oder war es mal wider Trickserei...

DWN
Politik
Politik Thüringer CDU will BSW und SPD zu Sondierungen einladen
24.09.2024

Einen Tag nach der Landtagswahl in Brandenburg geht die CDU in Thüringen einen wichtigen Schritt hin zu einer Regierungsbildung. Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen WorldSkills 2024: Deutschlands Fachkräfte holen 31 Medaillen bei der WM der Berufe
24.09.2024

Nachwuchs- und Fachkräfte-Recruiting einmal anders: Mit Spitzenkräften aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung behauptete sich das...

DWN
Politik
Politik Deutschlandticket: Preis steigt im Jahr 2025 von 49 auf 58 Euro
24.09.2024

Ab 1. Januar kostet das Deutschlandticket 58 Euro pro Monat – eine Erhöhung von 9 Euro. Verkehrsminister Oliver Krischer betont die...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Marktreport: US-Notenbank wagt großen Schritt – mit 50 Punkten in neue Ära!
24.09.2024

Die am vergangenen Mittwoch erfolgte 50-Basispunkte-Megazinssenkung der US-Notenbank stimmt die Bullenfraktionen an den Finanz- und...

DWN
Politik
Politik Boomer haben ihr Eigenheim, die Nachzügler sind zwangsweise „Generation Miete“
24.09.2024

Immer weniger Menschen können sich in unserem Land die eigene Immobilie leisten. Das besagt eine neue Studie des Instituts der deutschen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Autoindustrie in der Krise: Minister Habeck will Lösungen - aber keine Schnellschüsse
23.09.2024

Die Autoindustrie ist gemessen am Umsatz die größte Industriebranche in Deutschland. Sie ist aber unter Druck geraten. Was der...