Wirtschaft

Frankreich droht tiefe Rezession, Stimmung in Wirtschaft steigt aber

Die Corona-Krise zieht die französische Wirtschaft dieses Jahr tief nach unten.
23.07.2020 12:18
Lesezeit: 1 min
Frankreich droht tiefe Rezession, Stimmung in Wirtschaft steigt aber
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, während einer Pressekonferenz zum Abschluss des EU-Gipfels am Dienstag. (Foto: dpa) Foto: John Thys

  • Finanzminister: Wirtschaft wird 2020 um elf Prozent schrumpfen
  • Jüngste Daten ändern nichts an Regierungsprognose
  • Geschäftsklima hellt sich im Juli weiter auf
  • Regierung plant Milliardenhilfe für staatliche Bahngesellschaft

Trotz einer zusehends aufgehellten Stimmung in der Wirtschaft Frankreichs wird die Corona-Krise die Konjunktur 2020 tief nach unten ziehen. Finanzminister Bruno Le Maire sagte am Donnerstag vor dem Parlament, die jüngsten Wirtschaftsdaten seien zwar zufriedenstellend. Sie seien aber "zu fragil", als dass die Regierung ihre Prognose einer um elf Prozent schrumpfenden Wirtschaftsleistung derzeit revidieren könne. Für 2021 sei jedoch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von acht Prozent zu erwarten. Erst 2022 werde dann wieder das Vorkriseniveau erreicht. In den Führungsetagen der Wirtschaft blickt man allerdings schon mit wachsendem Optimismus nach vorn.

Das Barometer für das Geschäftsklima kletterte im Juli um sieben Punkte auf 85 Zähler, wie das nationale Statistikamt Insee mitteilte. Sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern ging es nach oben. Auch die in der Coronakrise getrübte Konsumfreude der Franzosen ist nach Ansicht der Regierung wieder erwacht.

Finanzminister Le Maire wertet dies als Beleg dafür, dass die Krisenmaßnahmen der Regierung greifen. Sie belaufen sich auf insgesamt mehr als 460 Milliarden Euro - unter anderem zur Stützung der von der Krise gebeutelten Firmen.

Wie Verkehrs-Staatsminister Jean-Baptiste Djebbari der Zeitung "Le Figaro" sagte, werden auch Milliardenhilfen für die staatliche Bahngesellschaft SNCF benötigt. Diese habe zwar "kein Cashflow-Problem". Doch werde der Staat ihr "mit mehreren Milliarden Euro" aus der Patsche helfen. Die Gelder könnten für eine Kapitalerhöhung oder zum weiteren Schuldenrückkauf verwendet werden.

Djebbari sagte in einem weiteren Interview dem Hörfunksender France Info, die Regierung wolle den Gütertransport auf der Schiene im Land ausbauen. Derzeit liefen 9 Prozent der Transporte über die Bahn, bis 2030 sei eine Verdoppelung dieses Anteils auf 18 Prozent geplant.

Im Zuge des auf dem EU-Gipfel beschlossenen Corona-Hilfspakets werden Frankreich laut Finanzminister Le Maire 40 Milliarden Euro aus Brüssel zufließen. Die Wiederaufbaupläne für die Zeit nach der akuten Krise will die Regierung in Paris am 24. August vorstellen. Dafür sind mehr als 100 Milliarden Euro vorgesehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...