Die EU-Staaten haben sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zufolge auf Hygiene-Standards im Luftverkehr verständigt. Gemeinsame Regelungen seien hier wichtig, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag bei einer Luftfahrtkonferenz. "Deswegen freut es mich, dass der deutsche Vorschlag im Kollegenkreis auf europäischer Ebene so angenommen wurde und wir uns gestern auf diese einheitlichen Standards verständigen konnten."
Demnach soll ein Mund/Nasen-Schutz für Reisende ab sechs Jahren Pflicht sein. Zudem müssen bei Sicherheitskontrollen oder am Check-In Mindestabstände eingehalten werden. Eine hohe Frischluftquote in den Flugzeugen müsse ebenso gesichert sein wie die Verbreitung von Informationen in mehreren Sprachen, ergänzte Scheuer. Außerdem sind Reinigungen öfter als bislang vorgesehen.
Mittelplätze in 3er-Reihen müssen aber nicht frei bleiben. Dies sei wissenschaftlich mit dem Robert-Koch-Institut geklärt worden, sagte Scheuer. Weil die Luft in den Maschinen regelmäßig ausgetauscht werde, seien freie Mittelplätze nicht nötig. Airlines können mit zu viel freien Plätzen nicht rentabel arbeiten.
Sie sind in der Coronavirus-Krise mit am stärksten in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Lufthansa hat deswegen bereits staatliche Hilfen im Umfang von neun Milliarden Euro erhalten. Wegen der Pandemie ist die Nachfrage dramatisch eingebrochen. Laut Flughafenverband ADV gab es im Juni 1,48 Millionen Passagiere an deutschen Airports, knapp 94 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, obwohl das Geschäft gegenüber April und Mai langsam wieder anlief. Im Frachtgeschäft betrug das Minus beim Aufkommen im Juni 8,4 Prozent.
KEINE SCHNELLE ERHOLUNG IN SICHT
"Gegenwärtig verlieren wir alle 60 Minuten etwa eine Million Euro an Liquidität", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Konferenz. "Ende des Jahres wird es immer noch eine Million Euro alle 90 Minuten sein." Denn schnelle Besserung ist nicht in Sicht. 2021 werde die Lufthansa nicht mehr als 60 Prozent ihrer ursprünglich einmal geplanten Kapazität erreichen.
Mit der gemeinsamen Regelung für die EU-Staaten kommt die Politik einer Forderung der Fluglinien nach. Die unterschiedlichen Standards hatten für Verwirrung gesorgt. Die Einigung kam laut Verkehrsministerium im Ausschuss der ständigen Vertreter der Staaten zustande und muss formell noch von den Ministern gebilligt werden. Scheuer hält auch die Debatte über Corona-Tests an Flughäfen für richtig, räumte aber ein, dass es hier noch viel zu organisieren gebe. "Wir sind in einer Sondersituation." Kunden müssten sich auf längere Abfertigungszeiten an Flughäfen einstellen.
Bei den heiß begehrten Start- und Landerechten an Flughäfen wurden in der Corona-Krise die bisherigen Regeln bis Oktober ausgesetzt. Spohr forderte eine Verlängerung, mindestens für den Winterflugplan. Die Wettbewerbsfähigkeit müsse gesichert werden. Scheuer nannte dies ebenfalls als Ziel. "Wir brauchen jetzt keine zusätzlichen Belastungen."