Marktbericht

Firmen-Ticker: Rolls-Royce rutscht auf Ramschniveau, hunderte Stellen in Deutschland fallen weg

Die Bonität des britischen Triebwerkherstellers Rolls-Royce ist auf Ramschniveau herabgestuft worden. In Deutschland werden hunderte Stellen gestrichen.
27.07.2020 15:56
Aktualisiert: 27.07.2020 15:56
Lesezeit: 4 min
Firmen-Ticker: Rolls-Royce rutscht auf Ramschniveau, hunderte Stellen in Deutschland fallen weg
Die Kühlerfigur "Spirit of Ecstasy" an einem Rolls-Roys aus den 1930er Jahren. (Foto: dpa) Foto: Wolfram Kastl

Top-Meldung:

Der Triebwerkhersteller Rolls-Royce hat seine Investmentgrade-Einstufung bei der Ratingagentur Moody's verloren. Die Agentur stufte ihre Bonitätsnote für das britische Unternehmen am Montag um zwei Stufen auf "Ba2" und damit auf Ramschniveau zurück. Grund sei die anhaltende Schwäche im Luftverkehr. Rolls-Royce stellt unter anderem Triebwerke für die Boeing 787 und den Airbus 350 her. Wegen des Shutdown in Folge der Corona-Pandemie muss der Konzern nach eigenen Angaben einen Mittelabfluss von drei Milliarden Pfund (3,34 Milliarden Euro) verkraften.

In Deutschland kommt es dcerweil zum Kahlschlag. Am Standort Dahlewitz (Teltow-Fläming) werden wegen der Corona-Krise 550 Stellen abgebaut. Im zweiten deutschen Werk des Unternehmens in Oberursel bei Frankfurt/Main seien es 250 Stellen, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch auf Anfrage. Rolls-Royce hatte aufgrund der mittelfristigen Auswirkungen auf die Kunden-Nachfrage den weltweiten Abbau von 9000 der 52 000 Stellen angekündigt.

"Wir stehen vor einer beispiellosen Situation, mit signifikanten Reduzierungen der Kundennachfrage bei der Fertigung und aufgrund der geringeren Flugstunden auch in den Bereichen Wartung, Reparatur und Überholung", sagte der Sprecher. Eine Erholung auf das Niveau von 2019 werde nicht vor 2024 erwartet.

Die Stellen sollen nach den Angaben in diesem und im kommenden Jahr abgebaut werden. In Oberursel wären ursprünglich zunächst mehr als 300 Stellen betroffen gewesen. Aufgrund bereits umgesetzter Maßnahmen konnte die Zahl auf rund 250 reduziert werden. An beiden Standorten werden Gespräche mit den Mitgliedern des Betriebsrats geführt, sagte der Sprecher. Verhandlungen über einen Interessenausgleich für einen sozialverträglichen und fairen Abbau der Stellen sei in Angriff genommen worden.

Über den Niedergang von Rolls-Roys hatten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten vor nicht allzu langer Zeit berichtet und eine Parallele zum Machtverlust des ehemaligen Empire Großbritanniens gezogen.

Weitere Meldungen:

WASHTEC - München: Der weltgrößte Autowaschanlagen-Hersteller macht sich im laufenden Jahr wegen der Corona-Krise auf einen Umsatz- und Gewinneinbruch gefasst. Der Umsatz werde um 15 bis 20 Prozent auf 350 bis 370 Millionen Euro schrumpfen, die Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) auf drei (2019: 8,3) Prozent zurückgehen, teilte WashTec mit. Das entspräche einem operativen Gewinn von 10,5 bis 18,5 (Vorjahr 36,3) Millionen Euro. Der Mittelzufluss (Free Cash-flow) soll aber über dem Vorjahresniveau von 15 Millionen Euro liegen. Vor der Krise hatte WashTec mit stabilen Umsätzen und einem etwas höheren Ebit gerechnet. Die Umsetzung des bereits beschlossenen Sparprogramms werde nun forciert, Strukturen und Prozesse sollen verschlankt werden, hieß es in der Mitteilung.

MODERNA - Bangalore: Das Biotech-Unternehmen hat in den USA mit einer großangelegten Studie seines möglichen Corona-Impfstoffs begonnen. Der Impfstoff-Kandidat wird an etwa 30.000 gesunden Erwachsenen in 30 US-Bundesstaaten getestet, darunter die vom Virus stark betroffen Staaten Texas, Kalifornien, Florida und Arizona. In einer frühen klinischen Studie habe sich der Impfstoff als sicher erwiesen und eine Immunantwort bei allen 45 Freiwilligen, die an der Untersuchung teilnahmen, hervorgerufen, erklärten US-Wissenschaftler. Die US-Regierung unterstützt das Projekt von Moderna mit weiteren 472 Millionen und damit insgesamt mit fast einer Milliarde Dollar. Der Konzern will 500 Millionen Impfstoffeinheiten pro Jahr herstellen und damit im kommenden Jahr beginnen.

HASBRO - Bangalore: Der US-Spielzeughersteller ist wegen der Corona-Krise im zweiten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen verzeichnete einen Nettoverlust von 33,9 Millionen Dollar verglichen mit einen Nettogewinn von 13,4 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Umsatz fiel um 12,6 Prozent auf 860,3 Millionen Dollar, was deutlich unter den Schätzungen der Analysten von im Schnitt 992,2 Millionen Dollar lag. Hasbro habe unter Produktionsengpässen gelitten, weil Fabriken in den USA, Irland und Indien coronabedingt zeitweise schließen mussten, begründete das Unternehmen die Entwicklung. Dadurch konnten die Geschäfte, die nach dem Lockdown langsam wieder öffneten, nicht beliefert werden. Außerdem stocke der Verkauf von Action-Figuren, weil viele Hollywoodstudios die Starts ihrer Kinofilme verschoben.

MITSUBISHI MOTORS – Tokio: Der japanische Autohersteller rechnet im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 mit einem Verlust wegen rückläufiger Autoverkäufe. Der Betriebsverlust werde 140 Milliarden Yen (1,13 Milliarden Euro) betragen, teilte Mitsubishi mit. Das Unternehmen verbuchte im ersten Quartal einen über den Markterwartungen liegenden operativen Verlust von 53,3 Milliarden Yen, verglichen mit einem Gewinn von 3,9 Milliarden Yen im Vorjahr.

NOVARTIS - Zürich: Der Schweizer Pharmakonzern will in Österreich weiterhin Antibiotika produzieren. Das Werk der Generika-Tochter Sandoz in Kundl (Tirol) soll nach Angaben des Konzens für mehr als 150 Millionen Euro ausgebaut werden, um im großen Maßstab Penicillin-Wirkstoffe herstellen zu können. Rund 50 Millionen der Summe wird der Staat Österreich beisteuern. Antibiotika werden heutzutage aus Kostengründen nahezu ausschließlich in Asien hergestellt und Kundl ist eine der letzten Fabriken in der westlichen Hemisphäre, in der die Arzneien gegen von Keimen ausgelöste Infektionen produziert werden. Fast alle großen Konzerne haben sich mangels Lukrativität aus der Antibiotika-Forschung zurückgezogen.

FAURECIA - Paris: Mit Kostensenkungen will der zuletzt defizitäre französische Autozulieferer im zweiten Halbjahr wieder in die Gewinnzone kommen. Faurecia rechnet für das zweite Halbjahr mit einem Umsatz von rund 7,6 Milliarden Euro und einer operativen Marge von rund 4,5 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Wegen der Coronakrise war der Umsatz in den ersten sechs Monaten auf vergleichbarer Basis um 35,4 Prozent zurückgegangen, wodurch Faurecia einen Betriebsverlust von 114 Millionen Euro eingefahren hatte.

ASTRAZENECA - Bangalore: Der britische Pharmakonzern hat eine weitere Milliarden-Kooperation mit dem japanischen Konkurrenten Daiichi Sankyo auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung bekanntgegeben. Insgesamt werde AstraZeneca bis zu sechs Milliarden Dollar für die Zusammenarbeit beim Antikörper-Krebsmittel DS-1062 zahlen, davon eine Milliarde als Vorabzahlung. Beim Brustkrebs-Mittel Enhertu arbeiten die Firmen bereits zusammen.

RYANAIR - Dublin: Die Verluste der größten europäischen Billigfluggesellschaft waren im ersten Quartal geringer als befürchtet. Es sei aber unmöglich zu sagen, ob der Konzern aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie einen Jahresgewinn erzielen könne, teilte Ryanair mit. Die irische Fluggesellschaft verbuchte in den drei Monaten bis zum 30. Juni einen Verlust nach Steuern von 185 Millionen Euro, Analysten hatten 232 Millionen Euro erwartet. Konzernchef Michael O'Leary warnte vor einer möglichen zweiten Corona-Welle im Spätherbst zum Beginn der jährlichen Grippesaison. "Das ist gerade unsere größte Angst", sagte er.

WIENERBERGER - Wien: Der Baustoffhersteller hat im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von 1,64 (1,74) Milliarden Euro und ein bereinigtes Ebitda von 255 (290) Millionen Euro verbucht. Angesichts der negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sei das "ein solides Halbjahresergebnis", erklärte der Konzern. Bei den Absatzmengen erwarte Wienerberger jedoch eine Abschwächung gegenüber dem im Juni verzeichneten hohen Niveau, sobald der Nachholbedarf von April und Mai abgebaut sei. Das bereinigte Ebitda solle im Gesamtjahr bei 460 bis 480 Millionen Euro liegen, sagte Vorstandschef Heimo Scheuch.

MODERNA - Washington: Das Biotechnologieunternehmen hat nach eigenen Angaben weitere 472 Millionen Dollar von der US-Regierung für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs erhalten. Damit sollen unter anderem fortgeschrittene Tests der sogenannten Phase drei finanziert werden. Das Unternehmen will 500 Millionen Impfstoffeinheiten pro Jahr herstellen und damit im kommenden Jahr beginnen.

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