Politik

Türkei und Großbritannien steuern auf Geheimdienst-Allianz hin

Lesezeit: 1 min
16.08.2020 11:08
Die Türkei und Großbritannien schmieden eine militärisch-geheimdienstliche Allianz, die nach dem Brexit deutlich zum Vorschein kommen wird. Dem designierten MI6-Chef zufolge sollen Großbritannien und die Türkei Mitglieder „in einem Club mit zwei Personen“ werden.
Türkei und Großbritannien steuern auf Geheimdienst-Allianz hin
Der britische Premier Johnson und der türkische Präsident Erdogan. (Foto: dpa)
Foto: Turkish President Press Office/H

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Beförderung von Richard Moore zum Generaldirektor des MI6 hat weltweit große Resonanz gefunden. Moore, der perfekt Türkisch spricht und zuvor als britischer Botschafter in der Türkei tätig war, setzt sich für enge türkisch-britische Beziehungen ein – insbesondere angesichts des anstehenden Brexits.

Der englischsprachige Dienst der Zeitung Hürriyet berichtet: „Moore, der zwischen 2014 und 2018 als britischer Botschafter in Ankara tätig war, baute in Ankara nicht nur ein sehr starkes diplomatisches und bürokratisches Netzwerk auf, sondern auch enge Beziehungen zum türkischen Volk aus allen Lebensbereichen. Dank seiner fließenden türkischen Sprache und seiner effektiven Nutzung sozialer Medien sowie seiner Liebe zu Beşiktaş, einem der drei größten Fußballvereine der Türkei, ist Moore zu einem der beliebtesten ausländischen Diplomaten in der Türkei geworden.“

Moore, der auch offizielles Kongressmitglied von Beşiktaş Istanbul ist, hatte in einem Interview verdeutlicht, was er sich für die Zeit nach dem Brexit vorstelle. Er meinte, dass Großbritannien und die Türkei Mitglieder „in einem Club mit zwei Personen sein werden“, sobald Großbritannien die EU verlässt.

Die Hürriyet wörtlich: „Tatsächlich ist die bilaterale Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit, insbesondere im Bereich der Terrorismusbekämpfung, bereits sehr gut und befriedigt beide Regierungen. Unter Moores Leitung kann man sich nur eine tiefere und effektivere institutionelle Beziehung zwischen den beiden Geheimdiensten vorstellen.“

Das Interesse Großbritanniens an einer engen Kooperation mit der Türkei hängt auch unweigerlich mit dem außenpolitischen Expansionskurs der Türkei zusammen.

„Wir müssen uns die Lektionen anderer ansehen. Schauen Sie, wie die Türkei in Libyen operiert, wo sie seit Mitte 2019 Bayraktar TB-2 UAVs einsetzt. Diese UAVs (Bayraktar TB-2 Drones) haben Aufklärungs-, Überwachungs- und Aufklärungs- und Zieloperationen gegen Frontlinien, Versorgungsleitungen und Logistikbasen durchgeführt. Im Juli letzten Jahres haben sie den von der libyschen Nationalarmee kontrollierten Jufrah-Flugplatz getroffen und mehrere Kommando- und Kontrollknoten sowie zwei Transportflugzeuge zerstört“, zitiert Defense World den britischen Verteidigungsminister Ben Wallace.

Im Zusammenhang mit Syrien sagt er: „Oder erwägen Sie das Engagement der Türkei in Syrien und den Einsatz elektronischer Kriegsführung, leicht bewaffneter Drohnen und intelligenter Munition, um Panzer, gepanzerte Autos und Luftverteidigungssysteme zu stoppen. Selbst wenn die Hälfte der Behauptungen wahr ist, sind die Auswirkungen bahnbrechend.“

Wallace ebnete mit diesen Worten den Weg für eine künftige militärisch-geheimdienstliche Kooperation mit der Türkei, die im August 2019 im Abkommen „UK/Turkey: Framework Agreement on Military Cooperation [TS No.5/2019]“ besiegelt wurde.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...