Finanzen

Wegen Corona: Banken müssen ihren Tradern deutlich höhere Boni zahlen

In der Corona-Krise hat das Wertpapiergeschäft bisher floriert. Daher werden die Großbanken ihren Tradern nun voraussichtlich deutlich höhere Boni zahlen müssen.
26.08.2020 15:26
Aktualisiert: 26.08.2020 15:26
Lesezeit: 2 min
Wegen Corona: Banken müssen ihren Tradern deutlich höhere Boni zahlen
Zumindest der Wertpapierhandel bringt den Banken in der Corona-Krise mehr Einnahmen. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Die Corona-Krise hinterlässt auch bei den Großbanken tiefe Spuren. Dennoch dürfen die Starhändler der Geldhäuser auf hohe Boni hoffen. Zu groß ist die Furcht, sie an Rivalen zu verlieren, die besser zahlen - zumal das Wertpapiergeschäft floriert. "Die Banken bewegen sich weitgehend im Gleichschritt", sagt Simon Patterson vom Vergütungsberater Pearl Meyer. "Niemand will als erster kürzen."

Der Vergütungsberater hatte im Juni 75 Institute befragt. 63 Prozent haben ihr Bonussystem bislang nicht geändert oder darüber nachgedacht, obwohl 70 Prozent der Teilnehmer mit Belastungen durch die Corona-Krise rechnen. Pearl Meyer berät jährlich mehr als 1000 Unternehmen bei den Vergütungssystemen für die Mitarbeiter.

Die Finanzmärkte hätten zwar schon immer geschwankt, aber die aktuelle Situation sei beispiellos, sagt Patterson. "Niemand weiß wirklich, ob das nächste Jahr ein Festmahl wird oder eine Hungersnot", sagt Patterson. Die Beratungsagentur Johnson Associates erwartet sogar, dass die Boni von Anleihehändlern in diesem Jahr um 30 Prozent steigen könnten.

Denn während das Investmentbanking derzeit brummt, leiden andere Sparten unter den Folgen der Corona-Krise und steigenden Kreditausfällen. Schon zu Beginn der Pandemie hatten Banken mit hohen Bonuszahlungen den Unmut der Aufseher auf sich gezogen, die forderten, in der Krise das Geld zusammenzuhalten.

Die britische Aufsichtsbehörde PRA hat daher im März Bonuszahlungen an Top-Management und Risikoträger bei den größten heimischen Banken untersagt, sodass einige Starhändler leer ausgehen könnten. Bislang ist unklar, wie lange das Verbot in Kraft bleibt. Die PRA erklärte, sie werde die Auszahlungspläne der Banken für die Zeit nach 2020 im vierten Quartal bewerten. Die britische Aufsichtsbehörde FCA hat die Banken aufgefordert, ihre Boni an die langfristigen Geschäftserwartungen anzupassen.

Die Europäische Zentralbank, die für die Aufsicht von Großbanken in der Euro-Zone wie die Deutsche Bank und die Commerzbank zuständig ist, hat die Institute zur Vorsicht bei Bonuszahlungen ermahnt. Sie sollten bei der variablen Vergütung extrem zurückhaltend verfahren, um in der Krise Kapital zusammenzuhalten. Diese Empfehlung gilt zunächst bis zum 1. Januar 2021. Die meisten europäischen Banken legen erst danach die Höhe der Boni fest. Auf lange Sicht verlangte die EZB von den Banken, dass sie prüfen sollen, ob ein größerer Teil der variablen Vergütung länger aufgeschoben oder etwa in Aktien gezahlt werden könnte.

Insider bei zwei internationalen Großbanken sagen, es sei zu früh, um über die Boni für bestimmte Sparten zu spekulieren. Viele Händler erwarteten jedoch wegen des brummenden Wertpapiergeschäfts im ersten Halbjahr hohe Auszahlungen. Ein Insider sagt, die Institute schreckten davor zurück, die Bonussysteme anzupassen - aus Furcht, Mitarbeiter zu vergraulen, die das Geschäft in schwierigen Zeiten am Laufen hielten. Auch sei die Aussicht auf Boni wichtig, um junge Talente anzuwerben.

Doch der Kostendruck und die Furcht vor einem öffentlichen Aufschrei wegen hoher Auszahlungen mitten in der Rezession könnten Banken zum Handeln zwingen. Sie stecken in der Zwickmühle. Zum einen wollten sie ihre Bonussysteme anpassen, um Manager dafür zu belohnen, wenn sie für mehr Diversität sorgen oder Umweltziele erfüllen, sagt Justine Woolf von Innecto Reward Consulting. Doch Top-Manager sind kaum bereit, auf ihre Chance auf große Boni zu verzichten. Also suchten einige Arbeitgeber nach Alternativen, um die Wogen zu glätten, sagt Woolf. Dazu gehören etwa bestimmte Formen einer aktienbasierten Vergütung (restricted stock).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...