Finanzen

US-Großbank Wells Fargo: Das Vertrauen in das Weltwährungssystem schwindet

Der jüngste Anstieg des Goldpreises deutet laut einem Bericht der Großbank Wells Fargo auf ein viel größeres Problem hin, nämlich auf einen "wachsenden Mangel an Vertrauen in das Weltwährungssystem". Dies sei nicht das erste Mal in der Geschichte.
02.09.2020 08:00
Lesezeit: 1 min
US-Großbank Wells Fargo: Das Vertrauen in das Weltwährungssystem schwindet
Byzantinische Goldmünzen aus dem 7. Jahrhundert. (Foto: dpa) Foto: epa Olivier Fitoussi

"Gold hat eine großartige Dreijahresperiode hinter sich. Besonders stark ist das Jahr 2020, in dem Gold bis heute um etwa 35 Prozent zugelegt hat", schreibt John LaForge, Leiter der Real Asset Strategy bei Wells Fargo, in einer am Montag von der US-Bank veröffentlichten Studie.

Und weiter: "Das ganze Jahr über haben wir die drei Hauptgründe dafür erläutert. Wir glauben, dass die Haupttreiber des Goldpreises weitgehend darauf hinauslaufen: 1) niedrige langfristige Realzinssätze, 2) exzessives globales Gelddrucken (quantitative Lockerung) und in jüngster Zeit 3) ein schwächer werdender US-Dollar."

Doch nun nennt LaForge noch "einen vierten Grund, der mit den anderen drei zusammenhängt, ein offensichtliches Problem, das nicht angesprochen wird, es wird 'Vertrauen' genannt". Und weiter: "Kein Papiergeld hat die Zeit überdauert, Gold hingegen schon. Gold ist der vertrauenswürdige 'Wertaufbewahrungsort' der Geschichte."

Der sprunghafte Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr könnte tatsächlich ein Zeichen dafür sein, dass das Vertrauen in das Geld und das Vertrauen in das gegenwärtige geldpolitische System erodiert, schreibt der Leiter der Real Asset Strategy bei Wells Fargo, der drittgrößten US-Bank nach Bilanzsumme hinter JPMorgan Chase und Bank of America.

"Das Währungssystem funktioniert heute, und man vertraut ihm weitgehend. Abgesehen davon könnte der jüngste Preisanstieg bei Gold und Kryptowährungen ein Zeichen dafür sein, dass ein kleiner, aber wachsender Teil das Weltwährungssystem in Frage stellt." In der Vergangenheit sei man auf Gold ausgewichen, wenn das Vertrauen ins Geld geschwunden sei.

"Vertrauen ist besonders wichtig, wenn es um Geld geht", so LaForge weiter. Daher sei das Geld über weite Strecken der Geschichte an Gold gebunden gewesen. "Die Geschichte lehrt uns, dass Geld nur das wert ist, was jemand anderes bereit ist, einem dafür zu geben. Wenn man sich nicht mehr darauf verlassen kann, dass es einen Wert hat, kann Geld wertlos werden."

Nach Ansicht von LaForge scheinen die jüngeren Generationen wenig über Gold und seine historische Rolle zu wissen. Gold als Geld sei vom Westen vor etwa 100 Jahren zugunsten des Vertrauens in die Regierung und die Institutionen weggeworfen worden. Allerdings zeichnet sich längst die Rückkehr zu einem neuen Goldstandard ab.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rentenkommission startet: Experten sollen Reform ohne feste Vorgaben prüfen
16.12.2025

Nach langem Hin und Her um das erste Rentenpaket nimmt ein neues Gremium seine Arbeit auf. Die Kommission aus Fachleuten soll Vorschläge...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Impfschäden: Wann haften Hersteller für Gesundheitsfolgen?
16.12.2025

Kopfschmerzen, Fieber oder sogar Hörverlust – treten nach einer Corona-Impfung gesundheitliche Probleme auf, suchen Betroffene häufig...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...