Technologie

Facebook will totale Überwachung: Datenschützer stoppen Verkauf der Oculus-Brillen in Deutschland

Facebook will, dass Nutzer der virtuellen Oculus-Brillen diese künftig verpflichtend mit ihrem Facebook-Account verknüpfen müssen. Dagegen regt sich Widerstand, der Verkauf der Brillen wurde eingestellt.
03.09.2020 09:32
Aktualisiert: 03.09.2020 09:32
Lesezeit: 1 min
Facebook will totale Überwachung: Datenschützer stoppen Verkauf der Oculus-Brillen in Deutschland
Ein Mann agiert am 23.04.2016 mit einer Virtual-Reality-Brille «Oculus Rift» am Stand von Volkswagen auf der Hannover Messe. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Facebook hat den Verkauf von VR-Brillen (Virtual Reality – virtuelle Realität) seiner Firma Oculus in Deutschland bis auf Weiteres gestoppt. Es stünden Gespräche mit Regulierern an, teilte das Online-Netzwerk am Mittwoch mit. Nach Informationen der Tageszeitung "Welt" war der Auslöser die jüngste Ankündigung, die Oculus-Profile schrittweise mit Facebook-Accounts zu verknüpfen. Facebook selbst machte keine Angaben zu den Gründen des Verkaufsstopps. Für bisherige Besitzer von Oculus-Brillen ändere sich nichts, betonte das Online-Netzwerk.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar sagte der Zeitung, die anstehende Koppelung der Accounts sei "äußerst problematisch" und verwies dabei auf die europäische Datenschutz-Grundverordnung.

In Hamburg hat die deutsche Facebook-Tochter ihren Sitz, das Geschäft in Europa insgesamt wird von Irland aus geführt, damit Facebook keine Steuern zahlen muss - und damit sind auch die dortigen Datenschützer letztlich zuständig. Caspar wolle die Angelegenheit nun zur weiteren Prüfung an sie weiterleiten, schrieb die "Welt". Sie müssten dann einen Entscheidungsentwurf vorlegen. Caspar erwarte keine schnelle Reaktion: "Da in den letzten beiden Jahren zur Thematik der Weitergabe der Daten zwischen WhatsApp und Facebook kein solcher Entscheidungsvorschlag vorgelegt wurde, habe ich wenig Zuversicht, dass es hier zu einer zügigen Lösung kommt."

Oculus ist ein führender Anbieter von Verbraucher-Brillen für sogenannte virtuelle Realität (VR), bei der Nutzer in digitale Welten eintauchen können.

Facebook hatte die Änderungen vor gut zwei Wochen angekündigt. Bisher mussten die Oculus-Profile nicht mit Facebook-Accounts verknüpft werden. Nun soll sich von Oktober an jeder, der zum ersten Mal ein Oculus-Gerät nutzt, gleich mit einem Facebook-Account anmelden. Bestehende Nutzer haben dagegen Zeit bis zum 1. Januar 2023, ihre Oculus- und Facebook-Konten zusammenzuführen, wie das Online-Netzwerk ankündigte. Kaufen sie in dieser Zeit aber ein neues Oculus-Gerät, wird das dann nur mit der Anmeldung via Facebook funktionieren.

Der Schritt solle helfen, populäre Facebook-Funktionen auch auf Oculus-Brillen zu integrieren, hatte Facebook zur Begründung für die Zusammenführung erklärt. Die Mehrheit der Nutzer logge sich bereits mit dem Facebook-Account bei Oculus ein, um Funktionen wie Chats und Events nutzen zu können, hieß es.

Auf der Oculus-Website wurden am Dienstag keine Geräte mehr verkauft. Aktuell könnten Restbestände der Oculus-Brillen noch bei anderen Händlern verfügbar sein, man werde aber keine nach Deutschland nachliefern, erklärte Facebook. Das Oculus-Geschäft mit Unternehmen sei nicht betroffen.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte beim Kauf von Oculus für mehr als zwei Milliarden Dollar im Jahr 2014 groß auf den schnellen Vormarsch virtueller Realität (VR) gewettet, es blieb bisher aber ein Nischengeschäft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Berkshire Hathaway nach Buffett: Ein Imperium ohne seinen Architekten – droht der Zerfall oder folgt ein neuer Aufstieg?
19.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära – und möglicherweise beginnt eine neue. Doch die Märkte reagieren nervös: Wie viel...

DWN
Politik
Politik Wahlen in Polen: Enges Rennen bei der Präsidentschaftswahl in Polen - es kommt zur Stichwahl
18.05.2025

Bei den Wahlen in Polen liefern sich der liberale Rafal Trzaskowski und der konservative Karol Nawrocki laut aktuellen Prognosen ein...

DWN
Politik
Politik „Trump ist nur eine Episode“: Boltons Abrechnung mit dem Mann im Weißen Haus
18.05.2025

Während Europa nervös auf jeden Tweet aus Washington reagiert, warnt Ex-Sicherheitsberater John Bolton: Nicht Trump sprengt die NATO –...

DWN
Technologie
Technologie Cyberkriminalität: Nur ein Klick von der Katastrophe entfernt
18.05.2025

Cyberkriminalität ist zur globalen Supermacht aufgestiegen – mit höherem Schaden als die Volkswirtschaften Deutschlands und Japans...

DWN
Panorama
Panorama Whisky – die stets liquide Luxus-Geldanlage
18.05.2025

Wein, Uhren, Schmuck, Handtaschen, Kunst, Oldtimer – es gibt viele Möglichkeiten, in alternative Geldanlagen zu investieren. Die meisten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Marokko als chinesisches Tor zur EU – doch Handelskrieg könnte Riegel vorschieben
18.05.2025

Peking investiert Milliarden in Marokkos Industrie – doch geopolitische Spannungen und der drohende Protektionismus eines möglichen...

DWN
Politik
Politik Gefängnis, Gericht, Geschichte – Stammheim 50 Jahre nach dem RAF-Prozess
18.05.2025

Vor 50 Jahren begann in Stammheim der RAF-Prozess – ein juristisches Mammutverfahren gegen den Terror. Wie viel Rechtsstaat blieb im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse: „Die alte Weltordnung ist am Ende – und sie wird nicht zurückkehren“
18.05.2025

Das Zeitalter des freien Welthandels ist vorbei – die Welt wird neu vermessen. China produziert, die USA rüsten sich, und Europa...