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10.10.2013 01:54
Die Rezession in Italien gefährdet das Finanzsystem des Landes. Die Zahl der faulen Kredite hat sich in nur fünf Jahren verdreifacht. Die Abhängigkeit vom billigen Geld der EZB erhöht das Risiko. Die vielen Staatsanleihen in den Büchern sind keine echten Sicherheiten mehr.
Italien vor neuer Bankenkrise

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Seit nunmehr zwei Jahren befindet sich Italien in einer Rezession. Und die Schwierigkeiten in der italienischen Wirtschaft spiegeln verschlechtern die Lage der nationalen Banken. Der aktuelle IWF-Bericht zeigt, dass die faulen Kredite mittlerweile 14 Prozent der vergebenen Kredite ausmachen. 2007 waren es noch 5,5 Prozent.

Am schwierigsten ist derzeit die Lage der Monte dei Paschi, sie ist schon seit längerer Zeit auf Staatshilfe angewiesen und kämpft gegen die Pleite oder die Verstaatlichung (hier). Und wie bei der Monte dei Paschi spielt EZB-Chef Mario Draghi auch im Rest des italienischen Bankensystem keine kleine Rolle. Die Banken Italiens waren es, die die meisten Kredite über die 3-Jahres-Tender von der EZB aufgenommen haben. Und es sind auch Italiens Banken, die von diesen Krediten im Vergleich zu anderen europäischen Banken am wenigsten wieder an die EZB zurückgezahlt haben.

Im kommenden Jahr müssen die Banken die über den ersten Tender geliehenen Kredite zurückgezahlt haben. Das ist viel für Italiens Banken, schließlich wurden von den geliehenen 255 Milliarden Euro bisher nur 3,5 Milliarden Euro zurückgezahlt.  Und ausgerechnet im kommenden Jahr sollen auch die Stresstests stattfinden. Analysten von Goldman Sachs schätzen, dass allein die sechs größten Banken Italiens eine Kapitallücke von 16 Milliarden Euro aufweisen, so die FT. Und so rechnen einige Analsysten damit, dass Draghi die zwei Tender-Programme in irgendeiner Weise verlängern wird.

Und es wäre nicht das erste Mail, dass Draghi Italien unterstützt. Zu Beginn des Jahres zeigte sich, dass die EZB italienische Staatsanleihen im Wert von 100 Milliarden Euro gekauft hatte (hier). Von keinem anderen Land der Eurozone hatte die EZB mehr Anleihen aufgenommen. Dies stabilisierte den Anleihenmarkt und damit die Refinanzierungskosten für Italien.

Doch die EZB war nicht der einzige Teilnehmer an der Manipulation Unterstützung des italienischen Anleihenmarktes: Die italienischen Banken haben das EZB-Geld massiv in den Anleihenmarkt investiert. Dadurch erhöhte sich die Abhängigkeit der nationalen Banken von der EZB. Zugleich stieg die Verflechtung der Geldhäuser mit dem italienischen Staat. Auch hier ganz vorne dabei die Monte die Paschi. Die Milliarden, die der italienische Staat in die Bank steckte, flossen hinten rum wieder in die Staatsanleihen des Landes (mehr hier).

„Die Verbindung zwischen dem Finanzsektor und dem italienischen Staat bleibt eines der Hauptrisiken für das Bankensystem“, warnt der IWF in seinem Bericht. Sollten die Zinssätze für italienische Anleihen wieder steigen, wären die italienischen Banken mit Verlusten und höheren Finanzierungskosten konfrontiert, heißt es weiter.

Darüber hinaus kritisiert der IWF aber auch die Fragmentierung des italienischen Bankensektors. So gab es in Italien 2012 immerhin 740 einzelne Banken, wie der Bericht der European Banking Federation zeigt. Das mache den italienischen Bankensektor für wirtschaftliche Krisen noch anfälliger.

Und umgekehrt sind die angeschlagenen italienischen Banken mittlerweile eine Gefahr für die italienische Wirtschaft, sagt der Anleiheexperte Nicholas Spiro.


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