Unternehmen

Roboter sollen in Singapur die angeschlagene Reisebranche retten: Vorbild für Deutschland?

Ein asiatisches Land macht derzeit mit einer ungewöhnlichen Technologie für seine Reise-Veranstalter, Hotels und Gaststätten auf sich aufmerksam, die durch die Pandemie stark angeschlagen sind. Ein Vorbild für uns?
04.10.2020 16:56
Lesezeit: 2 min
Roboter sollen in Singapur die angeschlagene Reisebranche retten: Vorbild für Deutschland?
Hier feiern Einheimische den Nationalfeiertag von Singapur. (Foto: dpa) Foto: Then Chih Wey

Singapur, das früher als Vorbild bei der Bekämpfung von COVID19 galt, macht derzeit negative Schlagzeilen, weil die Infektionszahlen stark gestiegen sind. Eine Industrie, die unter dem Lockdown besonders leidet, ist die Tourismusbranche, die einen wichtigen Beitrag zur Gesamtwirtschaft leistet – ähnlich wie in Deutschland auch.

Jetzt wird in dem Stadtstaat, dessen Fläche circa 90 Prozent der Fläche Berlins entspricht, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz versucht, den angeschlagenen Hotels, Gaststätten und Veranstaltern wieder auf die Beine zu helfen. So haben einige Startups wie das Technologie-Unternehmen "Voucher" digitale Lösungen entwickelt, die sich effektiv in der angeschlagenen Tourismusindustrie einsetzen lassen.

Beispielsweise nehmen Pförtner-Roboter, die Voucher bereits vor drei Jahren entwickelt hat, für Hotels internationaler Ketten die Anfragen der Gäste entgegen, buchen die Zimmer oder übernehmen besondere Bestellungen für die Übernachtungsräume.

Dabei erteilen die Chatbots Informationen über gesundheitliche Risiken und erleichtern kontaktlose Order von Essen aus externen Gaststätten auf die Zimmer. Diese Dienstleistungen gehören zum Service, der in der Zeit des Lockdowns eine besondere Dynamik bekommen.

„Interessanterweise hat die Ausbreitung von COVID19 unserem Geschäft beträchtlich geholfen“, sagt der Mitgründer von Voucher, Joseph Ling, dem internationalen TV-Sender CNBC. „Dadurch haben wir gute Geschäftsbeziehungen aufbauen können. Als die Hotels im Juni und Juli damit begannen, für ihre Zukunft zu planen, haben wir viele Verträge geschlossen. Der Verkauf der Lösung wächst derzeit schnell, die bereits für 15 Prozent des gesamten Hotelbetten-Bestandes verwendet wird“, erklärt Ling.

Hintergrund: Die Tourismusindustrie hat in dem Stadtstaat in den vergangenen Monaten sehr stark gelitten. So ist die Zahl der Ankünfte bis Ende Juli im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um 76 Prozent eingebrochen. Allein im Juli gab es einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 100 Prozent – ein Erdrutsch. Die Tourismusindustrie steuert rund vier Prozent zur jährlichen Wirtschaftsleistung des asiatischen Staates bei, die bei 320 Milliarden Euro liegt. Dies entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Niedersachsen.

"Verluste aus Lockdown nicht mehr kompensierbar"

Zum Vergleich: Auch in Deutschland gab es massive Verluste. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, sind zwischen Januar und Juni 105 Millionen weniger Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum gebucht worden. „Die Sommermonate Juli und August sind nur eine kleine Atempause für die Gastgeber gewesen. Die Verluste für die Branche aus dem Lockdown könnten nicht mehr wettgemacht werden“, so der deutsche Branchenverband, der einen Wirtschaftszweig vertritt, der mehr als zehn Prozent zur Wirtschaftsleistung in Deutschland beisteuert.

Wie aus einem Branchenbericht des Verbandes hervorgeht, haben die Unternehmen alleine im März, April und Mai durch den Lockdown von 35 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Dies ist eine Summe, die man auch kaum durch den gezielten Einsatz von künstlicher Intelligenz kompensieren kann. Die Technologie kann Verbesserungen erreichen, ohne aber die Entwicklung flächendeckend umzudrehen. Deutschland ist eben wesentlich größer als Singapur, wo solche kleineren Projekte schneller effektiv wirken können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie stabil: Analystenkommentar von Bank of America bewegt Rüstungsaktien
05.12.2025

Am Freitag geraten deutsche Rüstungsaktien in Bewegung: Ein US-Großbank-Analyst sortiert seine Favoriten neu. Welche Titel profitieren,...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...