Unternehmen

Herbst der Unternehmens-Insolvenzen? Experten rechnen mit einem Anstieg zum Jahresende

Die Deutsche Unternehmensbörse hat Insolvenz-Experten gefragt, wie sie die Zahlungsfähigkeit deutscher Unternehmen in der Corona-Krise einschätzen. Die Experten rechnen damit, dass es zum Jahresende zahlreiche Insolvenzen geben wird. Doch es gibt auch Branchen, die als stabil gelten.
07.10.2020 11:06
Lesezeit: 2 min
Herbst der Unternehmens-Insolvenzen? Experten rechnen mit einem Anstieg zum Jahresende
27.03.2020, Sachsen, Dresden: Leere Tische und Stühle stehen in einem Biergarten. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet Crifbürgel mit bis zu 18 000 Firmenpleiten in Deutschland. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Kahnert

Die große Insolvenzwelle wurde über den Sommer abgewendet. Seit Oktober gilt bei Zahlungsunfähigkeit allerdings wieder die übliche Frist für die Anmeldung der Insolvenz. Wie steht es um die aktuelle Lage und was sind plausible Prognosen für das vierte Quartal?

Um diesen und weiteren Fragen auf den Grund zu gehen, hat DUB Insolvenz-Experten vom 1. bis zum 6.10.2020 um eine Einschätzung der Lage gebeten. Die Antworten zeigen: Die Meinungen sind im Hinblick auf aktuelle Maßnahmen gespalten und auf zukünftige Entwicklung eher pessimistisch gestimmt.

Insolvenzzunahme für das vierte Quartal erwartet

Auf die Frage, ob eine Zunahme der Insolvenzanmeldung für das vierte Quartal 2020 zu erwarten wäre, antworteten rund 80 Prozent der Befragten, dass sie mit einer Steigerung zum Vorjahr rechnen. 30 Prozent gehen davon aus, dass die Steigerung über 20 Prozent oder auch über 30 Prozent liegen wird.

„Die Zuschüsse und Förderungen haben die notwendige und regelmäßig in Form von Insolvenzen eintretende Marktbereinigung verschoben und damit teilweise falsche Eindrücke bei den Unternehmern vermittelt, dahingehend, dass die eigene Verantwortung für das Unternehmen nur noch nachrangig wäre“, meint Dr. Franc Zimmermann von Mönning Feser Partner.

Der Lockdown habe in zahlreichen Unternehmen zu desaströsen Umsatzausfällen geführt und „nach Beendigung der Aussetzung der Antragspflicht bei Zahlungsunfähigkeit wird eine Vielzahl von Unternehmen den Insolvenzantrag stellen, teilweise auch nachholen. Es ist damit zu rechnen, dass dies aber nicht in einer großen Welle, sondern eher kontinuierlich erfolgen wird. Hierbei wird es natürlich branchenspezifische Unterschiede geben,“ schätzt Marcello Di Stefano von Reinhardt & Kollegen die weitere Entwicklung ein.

Von der Krise in die Krise?

Doch nicht alle Unternehmen sind laut den Experten gleichermaßen von den Auswirkungen betroffen. Entscheidend scheint auch die Unternehmensgröße zu sein. So erwarten 63 Prozent, dass vor allem sehr kleinen Unternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitern besonders stark von einem signifikanten Anstieg der Insolvenzanmeldungen in Q4 betroffen sein werden. Betriebe mit bis zu 50 Mitarbeitern schätzen 65 Prozent als immerhin noch stark betroffen ein, was verdeutlicht, dass besonders kleine und mittlere Unternehmen von Insolvenzanmeldungen betroffen sein werden.

Branchen - Welche sind betroffen und welche nicht?

Bei den Einschätzungen der von der Krise und Insolvenzen betroffenen Branchen gibt es wenig Überraschungen. Demnach sehen rund 89 Prozent die Reisebranche, 78 Prozent die Gastronomie und rund 62 Prozent die Automobilbranche inklusive Zulieferer sowie die Veranstaltungsbranche als besonders betroffen.

Als kaum betroffen schätzen die Experten mit jeweils deutlich über 70 bis 80 Prozent Branchen wie IT/Medien, das Handwerk und die Baubranche ein.

Wiedereinsetzung der Antragspflicht verfrüht oder überfällig?

Das Wiedereinsetzen der Antragspflicht bei Zahlungsunfähigkeit finden rund 96 Prozent der befragten sinnvoll. Ob dies auch für überschuldete Unternehmen hätte geschehen sollen, spaltet die Befragten. Eine knappe Mehrheit, 52 Prozent, denkt, dass dies der falsche Schritt ist, wohingegen 48 Prozent diese Entscheidung begrüßen.

Die gesamten Umfrageergebnisse finden Sie in hier:

Zu den Ergebnissen

Über die Deutsche Unternehmerbörse DUB.de

Die Deutsche Unternehmerbörse DUB.de ist mit ihren Marktplätzen und Fachbeiträgen die Heimat für Unternehmer, Gründer und Investoren. DUB ist das Portal mit Nachfolgebörse, Insolvenzbörse, Beratermarktplatz und Unternehmerwissen. Kaufen oder verkaufen Sie ein Unternehmen auf der reichweitenstärksten und unabhängigen Unternehmensbörse im deutschsprachigen Raum. Daneben finden Sie Berater für jede Unternehmenslage und journalistische wie fachliche Beiträge zu Themen wie Management, Finanzierung, Karriere und Recht. Alles von Unternehmern für Unternehmer. www.dub.de

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...