Deutschland

Bundestags-Vize Oppermann plötzlich und unerwartet gestorben

Lesezeit: 2 min
26.10.2020 09:18  Aktualisiert: 26.10.2020 09:18
Mit Bestürzung haben die SPD und andere Parteien auf den Tod von Bundestags-Vizepräsident Thomas Oppermann reagiert.
Bundestags-Vize Oppermann plötzlich und unerwartet gestorben
Thomas Oppermann, aufgenommen 2017 in Berlin bei einem Interview. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann ist völlig überraschend gestorben. Der 66-Jährige war am Sonntagabend bei TV-Arbeiten mit dem ZDF zusammengebrochen und wurde ins Krankenhaus gebracht, wie der Fernsehsender am Montagmorgen bestätigte. Zuvor hatten RTL und ntv den Tod des SPD-Politikers gemeldet.

Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans zeigte sich auf Twitter tief bestürzt: «Ein schwerer Schock für uns alle. Wir sind tief erschüttert und trauern mit seinen Angehörigen.» SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil schrieb, er habe Oppermann als Gesprächspartner und Ratgeber sehr geschätzt. «Seine Leidenschaft für Politik war für jeden spürbar. Sein viel zu früher Tod schockt mich.» Vizekanzler Olaf Scholz twitterte: «Unser Land verliert einen versierten Politiker, der Bundestag einen herausragenden Vizepräsidenten und die SPD einen leidenschaftlichen und kämpferischen Genossen. Wir alle verlieren einen Freund - und sind traurig.»

Oppermann war nach ZDF-Angaben am Sonntag zum Thema «Bundestag und Corona» als Live-Interviewgast in die Sendung «Berlin direkt» eingeladen. Er sollte aus dem Göttinger Max-Planck-Institut in die Sendung geschaltet werden. Während der erste Beitrag in der Sendung gelaufen sei, sei er plötzlich zusammengebrochen. Oppermann sei dann in die Universitätsklinik Göttingen transportiert worden. «Das ganze Team von "Berlin direkt" ist bestürzt und tief betroffen», teilte der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Theo Koll, mit.

Der in Niedersachsen politisch groß gewordene Oppermann hatte Ende August angekündigt, bei der kommenden Bundestagswahl nicht erneut anzutreten. «Nach 30 Jahren als Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag und im Deutschen Bundestag ist für mich jetzt der richtige Zeitpunkt, noch einmal etwas anderes zu machen und mir neue Projekte vorzunehmen», erklärte er damals.

Oppermann zog 2005 in den Bundestag ein. Von 2013 bis 2017 war der Jurist Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Seinen Wahlkreis Göttingen gewann er viermal hintereinander direkt. Zuletzt setzte sich der 66-Jährige besonders für eine Verkleinerung des Bundestags und eine Reform des Wahlrechts ein.

Der geborene Westfale saß zuvor seit 1990 im Niedersächsischen Landtag. 1998 holte ihn der damalige Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) in sein Kabinett und machte ihn zum Wissenschaftsminister. Das blieb er bis zur SPD-Wahlniederlage 2003.

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) schrieb, die Nachricht vom plötzlichen Tod Oppermanns erfülle ihn mit tiefer Trauer. «Thomas hat sich mit Leidenschaft und Verstand um unser Land und die Sozialdemokratie verdient gemacht.»

Anerkennung kam auch vom politischen Gegner. So twitterte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU): «Du warst ein großartiger Demokrat und ein wirklich feiner Kerl. Dein Tod macht uns fassungslos.» Der Vizevorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Alexander Graf Lambsdorff, schrieb: «Er war ein feiner Mensch, geschätzter Kollege und überzeugter Demokrat, der uns sehr fehlen wird.» Die Vizevorsitzender der AfD, Beatrix von Storch, schrieb: «Er wird eine große Lücke hinterlassen: Thomas Oppermann war ein aufrechter Sozialdemokrat, engagiert für seine Sache und in Ton und Umgang fair.»


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...