Politik

Anders als Macron: Frankreichs Militärs wollen Bündnis mit Türkei

Die französische NATO-Vertretung unterstreicht mit einer Collage zum alten französisch-osmanischen Bündnis, die über Twitter geteilt wurde, dass sie ein großes Interesse an einer Wiederbelebung einer französisch-türkischen Allianz hat. Das französisch-osmanische Bündnis des 16. Jahrhunderts richtete sich gegen die Habsburger im Heiligen Römischen Reich, also gegen das heutige Österreich und Deutschland.
29.10.2020 20:37
Aktualisiert: 29.10.2020 20:37
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Anders als Macron: Frankreichs Militärs wollen Bündnis mit Türkei
Frankreichs Militärs teilen alte Collage über Twitter - Franz I. (links) und Süleyman I. (rechts) waren die Begründer der franko-osmanischen Allianz gegen die Habsburger. (Screenshot)

„Wir gratulieren unserem türkischen Verbündeten zum Tag der Türkischen Republik am 29. Oktober. Frankreich und die Türkei sind Verbündete, die seit Jahrhunderten eine langjährige Beziehung pflegen. Unsere Republiken bauen auf gemeinsamen Werten auf, die auch Werte der NATO sind. Diese Werte sollten die Grundlage unseres Engagements bleiben“, teilt die NATO-Vertretung Frankreichs über den Kurznachrichtendienst Twitter in türkischer Sprache mit.

Dem Tweet sind die Flaggen Frankreichs und der Türkei beigefügt, die miteinander verschmolzen sind. Zudem wurde dem Tweet eine Collage mit dem französischen Ritterkönig Franz I. (François I., le Roi-Chevalier) und dem osmanischen Sultan Süleyman I. beigefügt. Dass die französische NATO-Vertretung ausgerechnet ein Bild von Franz I. gepostet hat, ist interessant. Denn unter ihm wurde im Jahr 1535 das französisch-osmanische Bündnis gegen die Habsburger im Heiligen Römischen Reich geschmiedet. Diese Allianz sollte zweieinhalb Jahrhunderte bis zur Machtergreifung von Napoleon Bonaparte andauern. Zu erwähnen ist, dass sich diese Allianz auch auf den Mittelmeerraum erstreckte. Offenbar steckt hinter dem Tweet eine klare Botschaft an die Türkei.

Seit geraumer Zeit herrscht angesichts der türkisch-französischen Spannungen eine gewisse Unruhe in französischen Militärkreisen. Präsident Emmanuel Macron ist innenpolitisch weitgehend isoliert. In französischen Diplomatenkreisen herrscht ebenfalls Unzufriedenheit mit dem Türkei-Kurs von Macron, doch auch mit dem türkischen Präsidenten sind die Diplomaten unzufrieden.

Im September 2020 führte das Handelsblatt ein Gespräch mit einem hochrangigen französischen Diplomaten. Das Handelsblatt berichtet: „Politische Differenzen mit Berlin gebe es nicht, wohl aber ,unterschiedliche Sensibilitäten‘. Deutschland gehe anders mit Erdoğan um als Frankreich. Dabei sei Macron keinesfalls antitürkisch, er habe sich oft mit Erdoğan getroffen und ,Stunden mit ihm am Telefon verbracht‘. Frankreich sei auch ein Freund der Türkei: ,Vergessen Sie nicht, dass wir mit der Türkei verbündet waren gegen euch!‘, setzt der Diplomat lächelnd hinzu – eine Anspielung auf die franko-osmanische Allianz aus dem 16. Jahrhundert gegen Habsburg.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Wirtschaft verlangsamt sich weiter – Regierung prüft Kursanpassungen
20.10.2025

Das Wirtschaftswachstum in China hat sich im dritten Quartal auf 4,8 Prozent abgeschwächt, nach 5,4 Prozent und 5,2 Prozent in den beiden...

DWN
Finanzen
Finanzen Finfluencer: Wie Social Media junge Anleger in die Falle lockt
20.10.2025

Junge Anleger lassen sich von Finfluencern in sozialen Netzwerken verführen – mit fatalen Folgen. Schweden greift jetzt durch: Die...

DWN
Politik
Politik EU-Verteidigungsplan: Brüssel will Drohnenschutz für ganz Europa
20.10.2025

Brüssel plant den größten EU-Verteidigungsplan seit Jahrzehnten: Ein gesamteuropäischer Drohnenschild, gemeinsame Beschaffung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Im Bürokratie-Dschungel: Über 300.000 neue Stellen in Unternehmen
20.10.2025

Obwohl Bürokratieabbau in Deutschland groß diskutiert wird, mussten Unternehmen in den vergangenen drei Jahren massiv Personal...

DWN
Technologie
Technologie Herbst der Entscheidungen: Wie die Medienhäuser ihre Zukunft sichern
20.10.2025

Die Medienhäuser befinden sich in einer entscheidenden Phase des Wandels. Künstliche Intelligenz, der Einfluss globaler Plattformkonzerne...

DWN
Panorama
Panorama ALDI Süd zieht Konsequenzen: Schluss mit Billigfleisch aus niedrigster Haltungsform
20.10.2025

ALDI Süd will Fleisch aus der untersten Haltungsform schrittweise aus den Regalen nehmen. Produkte aus Haltungsform 1, bei denen nur die...

DWN
Politik
Politik Deutschland stärkt Präsenz im hohen Norden – Verteidigungsminister Pistorius startet Arktis-Reise
20.10.2025

Bei seiner ersten Station in Reykjavík hat Verteidigungsminister Boris Pistorius eine engere sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Krankes Kind: Wie lange dürfen Eltern bei der Arbeit fehlen und wann gibt es Kinderkrankengeld?
20.10.2025

Ein krankes Kind stellt Eltern oft vor schwierige Entscheidungen: Arbeit oder Pflege? Zwischen Jobpflicht und Fürsorge klafft oft eine...