Finanzen

Wirksamer Corona-Impfstoff treibt globalen Aktien-Index auf Rekordhoch, Goldpreis bricht ein

Lesezeit: 2 min
09.11.2020 15:35  Aktualisiert: 09.11.2020 15:35
Eine Erfolgsmeldung der Mainzer BioNTech und ihres US-Partners Pfizer hat für massive Kursbewegungen an allen Enden der Finanzmärkten gesorgt, zum Beispiel bei Aktien von Veranstaltern und Fluglinien sowie bei den Kursen von Gold und Öl.
Wirksamer Corona-Impfstoff treibt globalen Aktien-Index auf Rekordhoch, Goldpreis bricht ein
Mitarbeiter des Biotechnologie-Unternehmens Biontech beraten sich im Labor. (Foto: dpa)
Foto: Stefan Albrecht/Biontech

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Positive Daten bei der entscheidenden Studie zu einem Corona-Impfstoff haben für Freudensprünge an den Finanzmärkten gesorgt. Die Nachricht, wonach das Mittel der Mainzer BioNTech und ihres US-Partners Pfizer das Risiko einer Corona-Infektion um 90 Prozent verringert, beflügelte am Montag die Aktienmärkte weltweit.

"Das ist die Erfolgsmeldung, auf die die Börsen sehnsüchtig gewartet haben", sagte Timo Emden, Analyst bei Emden Research. BionTech will in der kommenden Woche einen Antrag auf Notfallzulassung in den USA einreichen, wenn genügend Daten zur Sicherheit des Mittels vorliegen. "Das ist die erste Evidenz, dass Covid-19 durch einen Impfstoff beim Menschen verhindert werden kann", sagte BioNTech-Chef Ugur Sahin zu Reuters.

An den Börsen lässt das die Hoffnung aufkommen, dass die Pandemie überwunden werden kann. "Das erste Mal ist nun Licht am Ende des Tunnels sichtbar", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. Der Dax sprang innerhalb wenigen Minuten um 6,5 Prozent auf 13.297 Punkte - das ist der größte Kurssprung seit März. Der EuroStoxx50 schnellte um 7,4 Prozent auf 3439 Zähler. Der Terminkontrakt auf den US-Index S&P 500 erreichte mit 3651 Punkte seinen bisher höchsten Stand, der MSCI-Weltindex markierte ebenfalls ein Rekordhoch.

"Die Nachricht zu dem Pfizer-Impfstoff bringt uns einen Schritt näher zu einem normalen Leben", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus Avatrade. "Es gibt keine Zweifel daran, dass wir weitere gute Nachrichten bis zum Jahresende bekommen." Ein Impfstoff gilt als Hoffnungsträger, um die Corona-Pandemie zu überwinden, die bislang weltweit mehr als eine Million Menschen das Leben gekostet, die Wirtschaft zum Einbruch gebracht und das Leben von Milliarden Menschen auf den Kopf gestellt hat.

"Gesundheitsexperten werden uns daran erinnern, dass noch ein weiter Weg mit vielen Herausforderungen vor uns liegt", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Aber es herrscht enormer Optimismus heute - Licht am Ende des Tunnels. Hoffen wir bloß, dass uns die Impf-Verweigerer keinen Strich durch die Rechnung machen."

Auch der Sieg von Joe Biden bei der Präsidentenwahl in den USA sorgte für gute Stimmung am Markt. "Für Anleger bedeutet Joe Biden weniger Unsicherheit, weniger außenpolitische Turbulenzen und die Rücknahme einiger sinnloser Gesetze", sagte AvaTrade-Experte Aslam. Außerdem trauten sie dem als Brückenbauer bekannten ehemaligen US-Vizepräsidenten zu, einen Kompromiss im Streit um das ersehnte neue zusätzliche Hilfspaket zur Abfederung der Coronavirus-Krise auszuhandeln.

Anleger kehrten als sicher geltenden Papieren den Rücken. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg um 0,1 Prozentpunkte auf minus 0,544 Prozent, die der zehnjährigen US-Papiere auf 0,937 Prozent von 0,798 Prozent vor der Nachricht. Gold verbilligte sich unmittelbar um 2,6 Prozent auf 1901,70 Dollar je Feinunze (31 Gramm). Am Montagnachmittag fiel der Goldpreis weiter tief unter die Marke von 1.900 Dollar.

LUFTFAHRT-AKTIEN STEUERN AUF IHREN BESTEN TAG ZU

Groß war die Erleichterung über die Impfstoff-Daten bei den Tourismuswerten: Der Branchenindex legte mehr als zehn Prozent zu und schaffte damit den größten Sprung seit der ersten Corona-Welle im März. Aktien der Lufthansa verteuerten sich um mehr als ein Drittel, die der British-Airways-Mutter IAG um gut zwei Fünftel - beide steuerten auf ihren bislang besten Handelstag zu. Auch die Papiere des Flughafenbetreibers Fraport nahmen mit einem Plus von mehr als 18 Prozent Kurs auf einen Rekord-Tagesgewinn.

Die Reisebranche ist von die Pandemie massiv beeinträchtigt, der Flugverkehr ist zeitweise fast ganz zum Erliegen gekommen. Die Hoffnung, dass mit einem Impfstoff Auslandsreisen wieder möglich sind, trieb auch den Ölpreis in die Höhe. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 9,3 Prozent auf 43,10 Dollar, leichtes US-Öl kostete mit 40,82 Dollar fast zehn Prozent mehr.

Die Aussicht auf Konzerte und andere Großveranstaltungen ließ die Papiere des Veranstalters und Ticketvermarkters CTS Eventim um ein Drittel nach oben schnellen. In den USA steuerten die Papiere des Kinobetreibers AMC im vorbörslichen Handel auf ein Kursplus von mehr als 50 Prozent zu.

"Was wir an den Börsen jetzt sehen, sind umfangreiche Umschichtungen raus aus Tech-Aktien und rein in Aktien der Old Economy und Value-Aktien", sagte CMC-Experte Stanzl. Abwärts ging es für Aktien, die von Corona-Einschränkungen profitieren. Die Papiere des Lieferdienstes Delivery Hero gaben 6,5 Prozent nach, die des Kochboxen-Anbieters Hellofresh 4,7 Prozent. In den USA steuerte der Index der Technologiebörse Nasdaq als einer der wenigen Indizes weltweit auf einen schwächeren Handelsauftakt zu.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...