Politik

Krisenregion wird weiter destabilisiert: Regionalmacht greift zur Atombombe

Lesezeit: 2 min
17.11.2020 13:19  Aktualisiert: 17.11.2020 13:19
Die Welt könnte wieder ein ganzes Stück unsicherer werden.
Krisenregion wird weiter destabilisiert: Regionalmacht greift zur Atombombe
Eine Übersicht derjenigen Staaten, die bereits (offiziell oder inoffiziell) Atommacht sind und derjenigen, die über die technischen Möglichkeiten verfügen, es zu werden. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Saudi-Arabien behält sich eine atomare Bewaffnung für den Fall vor, dass eine iranische Atombombe nicht verhindert werden kann. «Das ist definitiv eine Option», sagte der Staatsminister für Auswärtiges, Adel al-Dschubair. Wenn der Iran zur Nuklearmacht werde, würden andere Länder folgen. «Und Saudi-Arabien hat sehr klar gemacht, dass es alles tun wird, was möglich ist, um seine Bevölkerung zu schützen und um sein Staatsgebiet zu schützen.»

Ringen um die Vorherrschaft in der Region

Saudi-Arabien und der Iran ringen um die Vorherrschaft im Nahen und Mittleren Osten, einer Region mit zahlreichen Konflikten wie den blutigen Kriegen in Syrien oder im Jemen. Der Iran arbeitet schon seit Jahrzehnten an der Nutzung der Atomkraft. 2015 schlossen die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschland ein Abkommen mit der Regierung in Teheran, um den Bau einer Atombombe zu verhindern. Im Gegenzug wurden Wirtschaftssanktionen aufgehoben.

Unter Präsident Donald Trump stiegen die USA allerdings aus dem Abkommen aus und brachten es an den Rand des Scheiterns. Die Trump-Regierung will ein weitreichenderes Abkommen, das auch das iranische Raketenprogramm umfasst und die Einmischung Irans in regionale Konflikte stoppt. Saudi-Arabien unterstützt dies. «Wir glauben, dass der Iran bisher nur auf Druck reagiert hat», sagte Al-Dschubair. Zur Frage, ob er unter Joe Biden als US-Präsident einen Kurswechsel befürchte, wollte er sich nicht äußern: «Das werden wir sehen.» Trump gilt als treuer Verbündeter Saudi-Arabiens.

Bau von Kernkraftwerken

Ein Atomprogramm des ölreichen Wüstenstaats ist nicht bekannt. Bisher hat das Königreich auch keine AKW. Das autoritär geführte Land hat aber erklärt, im Lauf der nächsten 20 bis 25 Jahre 16 Kernreaktoren bauen zu wollen. Die Kosten dafür könnten schätzungsweise bei bis zu 80 Milliarden US-Dollar liegen. Saudi-Arabien will mit der zivilen Nutzung von Atomkraft seinen wachsenden Energiebedarf decken und kleinere Reaktoren auch bei der Entsalzung von Meerwasser einsetzen.

Zugleich will das Land dadurch mehr Öl exportieren, das sonst zu subventionierten Preisen im heimischen Markt landet. Bei seinen Atomkraft-Projekten arbeitet Riad vor allem mit China zusammen. Befürchtungen, dass Saudi-Arabien sich auch die Möglichkeit zum Bau von Atomwaffen offenhalten könnte, gibt es schon länger. Kronprinz Mohammed bin Salman hatte in einem Interview des US-Senders CBS 2018 gesagt, dass Riad «so schnell wie möglich» Atomwaffen anstreben würde, wenn der Iran dies tun sollte.

Saudi-Arabien hat wie der Iran den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet, in dem sich die Staaten ohne Atomwaffen dazu verpflichten, auch künftig keine anzuschaffen. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif hat im Januar allerdings im Streit um das Atomabkommen mit dem Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag gedroht.

Lesen Sie auch:

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/505911/UN-Sicherheitsrat-droht-Zerreissprobe-US-Regierung-will-Sanktionen-gegen-den-Iran-erzwingen


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...