Politik

Termin zwischen Unions-Fraktion und Drosten platzt: Folgt nun eine Palast-Revolte gegen Merkel?

Lesezeit: 1 min
17.11.2020 17:10  Aktualisiert: 17.11.2020 17:10
Die Unions-Fraktion hat einen Termin mit dem Star-Virologen Christian Drosten gestrichen. Es soll „heftigen Widerstand“ gegen die Einladung gegeben haben. Innerhalb der Unions-Fraktion herrscht offenbar eine große Unzufriedenheit über Merkels und Drostens Lockdown-Kurs. Das Handelsblatt hatte zuvor getitelt: „Aufstand gegen Angela Merkel“.
Termin zwischen Unions-Fraktion und Drosten platzt: Folgt nun eine Palast-Revolte gegen Merkel?
26.03.2020, Berlin: Christian Drosten, Direktor, Institut für Virologie, Charite - Universitätsmedizin Berlin, aufgenommen nach einer Pressekonferenz zum Nationalen Forschungsbündnis der Universitätsmedizin im Kampf gegen Covid-19. (Foto: dpa)
Foto: Michael Kappeler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Star-Virologe Christian Drosten sollte am Dienstag in der Unions-Fraktion per Video-Schalte einige Ausführungen tätigen, um „Bedenken gegen das Bevölkerungsschutzgesetz“ auszuräumen. Doch dazu kam es nicht. Denn nach Informationen der Bild-Zeitung wurde der Auftritt kurzfristig abgesagt, „ohne dass bekannt wurde, wer diese Entscheidung letztlich gefällt hat“. Später hieß es dann, dass die Absage „im gegenseitigen Einvernehmen“ erfolgt sei. Die Bild-Zeitung enthüllte: „Bereits am Montagabend, bei Bekanntwerden des Termins, hatten Abgeordnete, die den Lockdown-Kurs des Kanzleramts kritisch sehen, vom ,letztem Aufgebot‘ gesprochen. Intern gab es am Dienstag heftigen Widerstand gegen die Einladung.“

Offenbar gibt es innerhalb der Unions-Fraktion einen großen Widerstand gegen den Lockdown-Kurs von Kanzlerin Angela Merkel und von Drosten. Unklar ist, ob der „Widerstand“ gegen die Kanzlerin in einer regelrechten Palast-Revolte münden könnte. Drosten hat die Berichterstattung der Bild-Zeitung mittlerweile entschieden zurückgewiesen - Mehr dazu hier. Das Handelsblatt titelt: „Aufstand gegen Angela Merkel“.

Drosten hatte zuvor den Wert unabhängiger Wissenschaft gegen teils harsche Kritik in sozialen Medien verteidigt und auf die Logik des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns verwiesen. In der Corona-Pandemie sei es seine Aufgabe, „die Methoden meines Fachgebietes zu erklären, die Grenzen wissenschaftlicher Studien aufzuzeigen, einzuordnen, was Fakt und was Fiktion ist“, erklärte Drosten in einer am Sonntag in Marbach im Neckar veröffentlichten Rede, mit der er an den Geburtstag des Dichters und Philosophen Friedrich Schiller erinnerte. Forscher müssten „ein realistisches Bild zeichnen und nicht das gewünschte“. Daher fühle er sich auch verpflichtet, „korrigierend einzugreifen und ausgemachten Unsinn auch einmal beim Namen zu nennen“.

Drosten warb um Verständnis dafür, dass sich die wissenschaftliche Sicht auf neuartige Viren auch ändern könne, es gelte die Logik des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Der Weg sei mit einer Expedition ins Unbekannte zu vergleichen, die Irrungen und Rückschläge mit einschließe. „Ursprüngliche Theorien und Annahmen können sich als falsch erweisen und gleichzeitig wichtige neue Impulse liefern. Für Menschen, die dies nicht gewohnt sind, ist das mitunter schwer nachzuvollziehen.“

Drosten (48) arbeitet an der Berliner Charité und berät in der Corona-Pandemie auch die Bundesregierung.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Lauterbach: RKI-Protokolle sollen weitestgehend entschwärzt werden
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...