Wirtschaft

Ifo-Index zum Geschäftsklima sinkt deutlich

Die deutschen Unternehmen blicken im November branchenübergreifend skeptisch in die Zukunft.
24.11.2020 10:43
Aktualisiert: 24.11.2020 10:43
Lesezeit: 2 min
Ifo-Index zum Geschäftsklima sinkt deutlich
Bürotürme in Frankfurt. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland trübt sich weiter ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im November auf 90,7 Punkte von 92,5 Zählern im Vormonat und damit das zweite Mal in Folge, wie das Münchner Institut am Dienstag mitteilte. "Die Geschäftsunsicherheit ist gestiegen. Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft unterbrochen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten den Ausblick für ihre Geschäfte deutlich pessimistischer und ihre Lage etwas schlechter als zuletzt.

In dem aktuellen Bericht des Ifo-Instituts heißt es demnach:

Das Verarbeitende Gewerbe ist der Lichtblick in diesem Monat. Das Geschäftsklima hat sich verbessert. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage deutlich besser. Die Auftragseingänge stiegen, wenn auch langsamer als im Vormonat. Der Ausblick auf die kommenden Monate fiel jedoch merklich weniger optimistisch aus.

Im Dienstleistungssektor hat der Geschäftsklimaindikator merklich nachgegeben. Er liegt erstmals seit dem Juni wieder im negativen Bereich. Die zuletzt gute Lageeinschätzung hat sich deutlich eingetrübt. Zudem blicken erheblich mehr Unternehmen pessimistisch auf die kommenden Monate. Die Indikatoren im Bereich Hotels und Gastgewerbe sind regelrecht abgestürzt.

Im Handel hat sich das Geschäftsklima verschlechtert. Die Unternehmen waren mit ihrer aktuellen Lage weniger zufrieden. Auch die Erwartungen trübten sich merklich ein. Insbesondere die Einzelhändler berichteten von deutlich weniger gut laufenden Geschäften.

Im Bauhauptgewerbe hat der Index leicht nachgegeben. Die Baufirmen bewerteten ihre aktuelle Lage etwas besser als im Vormonat. Ihre Erwartungen hingegen fielen etwas pessimistischer aus.

Bund und Länder werden am Mittwoch wahrscheinlich weiterreichende Corona-Maßnahmen beschließen. "Für die deutsche Wirtschaft wird der Herbst ungemütlich", so die Prognose des Ifo-Experten Klaus Wohlrabe im Gespräch mit Reuters. Die Industrie habe sich der Abwärtsentwicklung allerdings entgegengestemmt: "Sie ist ein Lichtblick. Ihre Lage hat sich deutlich verbessert." Die Exporterwartungen der Industrie haben laut dem Experten aber einen deutlichen Dämpfer erhalten und liegen wieder leicht im negativen Bereich. Grund sei der Shutdown bei wichtigen Handelspartnern, vor allem in Europa.

Somit droht der Wirtschaft insgesamt ein Rückschlag. Die deutsche Konjunktur hatte sich erst im Sommer nach dem Corona-bedingten Einbruch im Frühjahr wieder gefangen und war um 8,5 Prozent gewachsen. Einen Hoffnungsschimmer bietet jedoch die Aussicht auf Impfstoffe in der Pandemie: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht davon aus, dass noch in diesem Jahr die ersten Bürger in Impfzentren gegen das Corona-Virus immunisiert werden können.

Laut Ifo-Experte Wohlrabe hat sich die Aussicht auf Impfstoffe jedoch noch nicht in positiven Erwartungen der Unternehmen widergespiegelt. "Viele Hotspots gefährden die globale Konjunkturerholung, und der in Aussicht stehende Impfstoff wird die Pandemie nicht von heute auf morgen lösen", so Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Eventuell auch im Januar anhaltende Lockdown-Maßnahmen dürften sich seiner Ansicht nach "noch mehr als Stimmungskiller" erweisen.

Lesen Sie dazu auch:

Markit-Index: Eurozone schlittert zum Jahresende in die Rezession

Den Ifo-Geschäftsklima-Index für November finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...