Politik

Auf WhatsApp: Spanische Ex-Militärs sprachen über Putsch gegen Regierung

Hochrangige spanische Luftwaffenoffiziere haben auf WhatsApp offen zum Putsch gegen die spanische Regierung aufgerufen. Zuvor hatten zahlreiche hochrangige Ex-Militärs den spanischen König dazu aufgefordert, gegen die „sozialkommunistische Regierung“ vorzugehen.
05.12.2020 20:55
Aktualisiert: 05.12.2020 20:55
Lesezeit: 2 min
Auf WhatsApp: Spanische Ex-Militärs sprachen über Putsch gegen Regierung
Spanische Kampfjets fliegen am 12.10.2017 in Madrid (Spanien) während einer großen Militärparade anlässlich des Spanischen Nationalfeiertags. (Foto: dpa) Foto: Paul White

Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte die Nachrichtenseite „Infolibre eine Reihe von Nachrichten aus einer privaten WhatsApp-Chat-Gruppe hochrangiger spanischer Luftwaffenoffiziere im Ruhestand, in denen die politische Situation erörtert wurde. In der Chat-Gruppe wurde offen zum Putsch gegen die aktuelle spanische Regierung aufgerufen.

Viele der Chats kamen vom Telefon des pensionierten Generalmajors Francisco Beca, dem Hauptunterzeichner eines Briefes von 39 hochrangigen spanischen Luftwaffenoffizieren an das Europäische Parlament und an den spanischen König, in dem Maßnahmen gegen die gewählte Podemos-Regierung (PSOE) gefordert wurden. „Wir sind zutiefst besorgt, Majestät, dass eine Regierung, die geschworen oder versprochen hat, die Verfassung einzuhalten, in der Lage ist, ihren Eid zu brechen, indem sie andere als die darin festgelegten Änderungen fördert“, heißt es in dem Schreiben vom November 2020. Die Militärs behaupten, dass die Regierung die spanische Monarchie, die spanische Sprache und die Gewaltenteilung angreife, was zur „Vernichtung unserer Demokratie“ führe.

Francos Putsch von 1936, schreibt Beca in der aufgeflogenen Chat-Gruppe, führte zu „einigen Jahren Fortschritt, obwohl einige Leute es schwer hatten. Spanien ist voll von unkontrollierbaren Menschen und das Einzige, was zu tun ist, ist, Menschen zu kultivieren, was mit der Linken unmöglich ist. Es ist traurig, aber das ist die spanische Realität.“

Über die Anhänger und Wähler der PSOE und ihre Verbündeten schreibt der pensionierte Kapitän José Molina: „Ich möchte, dass sie alle und alle ihre Nachkommen sterben. Das ist es, was ich will. Ist das zu viel verlangt?“, Worauf Beca antwortet: „Aber Curro [Anm.d.Red. der Spitzname von dMolina], damit sie sterben, müssen sie erschossen werden und 26 Millionen Kugeln werden benötigt !!!!!!!!!!“

In einer weiteren Nachricht prahlt der pensionierte Oberst González Espinar damit, dass er seine Verschwörung des Putsches unter Luftwaffenoffizieren ausführlich diskutiert habe: „Ich habe es bereits in einer Rede vor den Chefs des Luftwaffenstabs Lombo, Gallarza usw. gesagt - und bei mehr als hundert Abendessen bei der Luftwaffe.“

Infolibre veröffentlichte auch einen verstörenden Dialog zwischen González Espinar und dem pensionierten Oberst Ángel Díaz Rivera, in dem er einen Putsch forderte, um die katalanischen nationalistischen Parteien niederzuschlagen. Als Díaz Rivera sagte: „Jemand muss etwas (legales oder illegales) gegen diese Söhne tun“, antwortete González Espinar: „Es ist schade, dass ich nicht aktiv bin, um einen heißen Flug vom Militärflugplatz Bárdenas aus in die Heimat dieser Hurensöhne zu fliegen.“

In einem weiteren Offenen Brief an den spanischen König, der von 73 pensionierten hochrangigen Militäroffizieren unterzeichnet wurde, wurde ausgeführt, dass, Spaniens „sozialkommunistische Regierung“ eine Bedrohung für die nationale Einheit sei. Die Regierung werde von Gruppen unterstützt, die Terroristen und Unabhängigkeitsbewegungen bevorzugen, zitiert „The Times“ die Offizieren.

Die spanische Regierung reagierte schockiert auf die Putsch-Pläne. „Der spanische Verteidigungsminister hat die Staatsanwaltschaft gebeten, eine strafrechtliche Untersuchung gegen eine WhatsApp-Gruppe hochrangiger Militäroffiziere im Ruhestand einzuleiten, die davon sprachen, einen Staatsstreich auszulösen, ,26 Millionen zu vernichten‘ und ,die Roten zu säubern‘. Die Gruppe von 40 Teilnehmern, allesamt pensionierte Luftwaffenoffiziere, tauschte die jetzt überprüften Nachrichten aus. Einer schrieb: ,Bereit für den Kampf!‘, berichtet „The Times“ in einem gesonderten Artikel.

Der spanische Generalstab muss sich öffentlich an die Vorgaben der Regierung halten. Allerdings könnten die beiden Offenen Briefe und die schockierenden Ausführungen in dem Chat der Luftwaffenchefs als ein Hinweis auf die Stimmung in den mittleren Offiziersrängen gedeutet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: Kryptowährung für den Euroraum kommt – EU-Finanzminister ebnen den Weg
18.12.2025

Die EU-Finanzminister haben sich zweieinhalb Jahre nach dem Start des Gesetzesverfahrens auf eine Kryptowährung für die Eurozone...

DWN
Finanzen
Finanzen USA Börs: Riss im KI-Boom. US-Börse schließt den Tag im Minus
17.12.2025

Der Kurssturz des Technologiegiganten Oracle zog die US-Börsen ins Minus, da Berichte über einen gescheiterten Milliardendeal eine...