Politik

YouTube löscht alle Videos mit Hinweisen auf angeblichen Wahlbetrug in den USA

YouTube will alle Videos, die mögliche Fälle von Wahlbetrug bei den US-Präsidentschaftswahlen thematisieren, ohne Vorwarnung von seiner Plattform löschen. Stattdessen will das Unternehmen seine Nutzer mit den Informationen aus etablierten Nachrichtensendern vertraut machen.
10.12.2020 11:22
Aktualisiert: 10.12.2020 11:22
Lesezeit: 2 min

YouTube hat am Donnerstag eine Mitteilung veröffentlicht, in der das Unternehmen seinen verschärften Umgang mit Videos zur US-Präsidentschaftswahl am 3. November auf seiner Plattform erklärt. Unter der Überschrift "Entfernen von Inhalten, die gegen unsere Richtlinien verstoßen" heißt es dort:

Unsere Gemeinschaftsrichtlinien verbieten Spam, Betrügereien oder andere manipulierte Medien, koordinierte Beeinflussungsoperationen und alle Inhalte, die zur Gewalt aufstacheln wollen. Seit September haben wir über 8000 Kanäle und Tausende von schädlichen und irreführenden Wahlvideos eingestellt, weil sie gegen unsere bestehenden Richtlinien verstoßen haben. Über 77 Prozent dieser entfernten Videos wurden eingestellt, bevor sie 100 Aufrufe hatten.

Wir setzen uns auch dafür ein, dass die Grenze zwischen dem, was entfernt wird, und dem, was erlaubt ist, an der richtigen Stelle gezogen wird. Unsere Richtlinien verbieten es, die Zuschauer darüber zu täuschen, wo und wie sie abstimmen sollen. Wir verbieten auch Inhalte, die behaupten, dass weit verbreitete Betrugsfälle oder Fehler den Ausgang einer historischen US-Präsidentschaftswahl verändert hätten. In einigen Fällen hat dies jedoch bedeutet, dass wir kontroverse Ansichten über das Ergebnis oder den Prozess der Stimmenauszählung einer laufenden Wahl zulassen, während die Wahlbeamten an der endgültigen Auszählung gearbeitet haben.

Gestern war die Safe-Harbor-Frist für die US-Präsidentschaftswahlen, und genügend Bundesstaaten haben ihre Wahlergebnisse bestätigt, um einen gewählten Präsidenten zu bestimmen. Vor diesem Hintergrund werden wir damit beginnen, alle heute (oder irgendwann danach) hochgeladenen Inhalte zu entfernen, die die Menschen irreführen, indem sie behaupten, dass weit verbreitete Betrugsfälle oder Fehler das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 verändert hätten, in Übereinstimmung mit unserer Herangehensweise an vergangene US-Präsidentschaftswahlen.

Beispielsweise werden wir Videos entfernen, in denen behauptet wird, dass ein Präsidentschaftskandidat die Wahl aufgrund von weit verbreiteten Software-Fehlern oder fehlerhaftem Zählen gewonnen hat. Wir werden heute damit beginnen, diese Politik durchzusetzen, und unsere Bemühungen in den kommenden Wochen verstärken. Wie immer können die Berichterstattung und Kommentare zu diesen Themen auf unserer Website verbleiben, wenn ein ausreichender pädagogischer, dokumentarischer, wissenschaftlicher oder künstlerischer Kontext gegeben ist.

YouTube hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt "Menschen mit maßgeblichen Informationen zu verbinden". Unter "maßgeblichen Informationen" versteht der Konzern ausdrücklich die großen Nachrichtensender wie NBC und CBS. Im übrigen warfen diese "maßgeblichen" Nachrichtensender Trump in den vergangenen Jahren vor, die Wahl mithilfe der Russen manipuliert zu haben. Diese Inhalte hat YouTube nicht gelöscht und wird sie auch nicht löschen.

Nach den nun genannten Kriterien könnte YouTube auch die letzte große Rede von US-Präsident Donald Trump zu den Präsidentschaftswahlen löschen, in der er eine ganze Reihe von Fehlern und Betrugsfällen behauptet und ankündigt, auf dem juristischen Weg dafür zu kämpfen, dass er weitere vier Jahre im Amt bleiben wird. Tatsächlich ist Twitter schon vor Wochen dazu übergegangen, entsprechende Kurznachrichten des Präsidenten mit Warnlabels zu versehen und jeden Twitter-Nutzer zu warnen, bevor er Trumps Tweet teilen oder liken kann.

Doch tatsächlich sind die Wahlen in den USA noch immer nicht entschieden, und laut Umfragen glaubt etwa die Hälfte der Amerikaner weiterhin, dass Donald Trump die Wahl gewonnen hat. Inzwischen hat sich bereits ein Drittel aller US-Bundesstaaten einer Klage von Texas beim Supreme Court angeschlossen, in der vermeintliche Unrechtmäßigkeiten bei den Präsidentschaftswahlen in Georgia, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin behauptet werden.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Berge, Natur und ganz viel ROBINSON Flair – die perfekte Auszeit in den Alpen.

Manchmal ist das Gute so nah. Keine lange Anreise, kein Jetlag – und trotzdem diese einzigartige Mischung aus Freiheit, Erholung und...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Umzug: Wer zieht wann um und warum?
24.03.2025

Wann ziehen junge Leute im Durchschnitt aus dem Elternhaus aus und wieviel Prozent kehren vorübergehend zurück ins gemachte Nest? Eine...

DWN
Panorama
Panorama Privatpatienten: Ist die Bevorzugung bei der Terminvergabe nur ein Mythos?
24.03.2025

Die Terminvergabe beim Arzt stellt für viele gesetzlich Versicherte eine Herausforderung dar. Lange Wartezeiten sorgen für Frust. Der...

DWN
Panorama
Panorama Seltene Erden: Weltwirtschaft bleibt abhängig von China
23.03.2025

US-Präsident Donald Trump möchte seltene Erden gern in der Ukraine oder Grönland abbauen und so die Dominanz Chinas brechen. Doch einer...

DWN
Panorama
Panorama Parsberg: Messerattacke auf einer Feier in der Oberpfalz endet tödlich
23.03.2025

Auf einer Veranstaltung unter freiem Himmel mit mehreren Hundert Teilnehmern in Parsberg kommt ein Mann ums Leben. Die Hintergründe der...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Mehr Beschwerden wegen „Racial Profiling“ durch Bundespolizisten?
23.03.2025

Seit an deutschen Grenzen stationär kontrolliert wird, gehen beim Polizeibeauftragten des Bundes vermehrt Beschwerden ein. Unter anderem...

DWN
Finanzen
Finanzen Tolles Investment für dich … – so wehren Sie sich charmant gegen Geldjäger
23.03.2025

Fast jeder kennt es: Ein alter Bekannter taucht plötzlich auf – mit einem „exklusiven“ Investment-Angebot nur für Freunde. Sei es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Diese neuen Pflichten kommen auf Händler zu
23.03.2025

Ab Juni 2025 müssen Online-Shops barrierefrei sein – sonst drohen Abmahnungen und hohe Bußgelder. Doch was genau bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollexperte: „Kurzschlussreaktionen wären jetzt fatal“
23.03.2025

Donald Trump setzt auf Strafzölle gegen europäische Importe. Besonders Mittelständler stehen unter Druck. Ewald Plum, Zollrechtsexperte...