Deutschland

Scharfe Proteste: Deutschland schiebt verurteilte Straftäter nach Afghanistan ab

Die Abschiebung von 37 Afghanen hat starke Kritik ausgelöst.
16.12.2020 11:45
Aktualisiert: 16.12.2020 11:45
Lesezeit: 1 min

Nach neun Monaten Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie wird Deutschland wieder abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan zurückfliegen. Die Maschine mit 37 Männern an Bord soll heute den Flughafen München verlassen und morgen in der afghanischen Hauptstadt Kabul landen. Nach Informationen der Zeitung „Welt“ sollen 20 der Männer Straftäter sein. Sie seien unter anderem wegen Totschlag, gefährlicher Körperverletzung, Kindes-Missbrauch und Drogenhandel verurteilt.

Die Grünen-Politikerin Claudia Roth reagierte empört: „Die vielen Anschläge, Angriffe und Massaker, die in Afghanistan tagtäglich stattfinden, verbieten es, dorthin abzuschieben. Es besteht die Gefahr für Leib und Leben.“ Zudem leide Afghanistan stark unter dem Coronavirus, so die Bundestags-Vizepräsidentin weiter: „Damit gefährdet die Bundesregierung zusätzlich Leben und Gesundheit der Menschen. Afghanistan ist nicht in der Lage, die Menschen zu versorgen oder ihre Sicherheit zu garantieren.“

Auch die Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“ protestierte. Es sei „völlig unverantwortlich, während eines bundesweiten Lockdowns stur an diesem Flug ins Ungewisse festzuhalten“, kritisierte Geschäftsführer Günter Burkhardt. Und weiter: „Menschenwürde und das Recht auf Gesundheit fordern einen Stopp von Abschiebungen. Der Flug darf nicht stattfinden.“

Nach Corona-bedingter Pause haben auch weitere europäische Länder Abschiebeflüge wiederaufgenommen. Nach Informationen der dpa landete heute ein Flieger mit elf aus Österreich und Bulgarien abgeschobenen Afghanen in Kabul. Eine Abschiebung aus Schweden wurde unterdessen von Aktivisten verhindert.

Die vorerst letzte Sammelabschiebung aus Deutschland hatte im März dieses Jahres stattgefunden. Im Jahr 2019 wurden 361 Männer nach Afghanistan zurückgebracht, 2018 waren es 284. In den letzten Jahren beantragten per annum circa 15.000 Afghanen in Deutschland Asyl. Im Jahr 2015 waren es knapp eine halbe Million gewesen. Die Anerkennungsquote betrug damals weniger als ein Prozent, allerdings bekam fast die Hälfte (47 Prozent) einen Schutzstatus, durften also bleiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...