Politik

Kurden: Schwere Kämpfe zwischen PKK und Peschmerga im Irak

Im Nordirak sind Kämpfe zwischen PKK-Mitgliedern und kurdischen Peschmerga-Kämpfern ausgebrochen. Die kurdische Regierung im Nordirak kritisiert, dass die PKK die von den USA gelieferten Waffen nun gegen die Peschmerga einsetzt.
18.12.2020 16:00
Lesezeit: 2 min

Die Spannungen zwischen der Demokratischen Partei Kurdistans im Irak (KDP) und der PKK, die in Europa als Terrororganisation eingestuft wird, haben in den vergangenen Tagen stark zugenommen. Die KDP dominiert die Autonome Regionalregierung Kurdistan im Nordirak (KRG).

Masrour Barzani, Premierminister der Regionalregierung Kurdistans (KRG), gab eine Erklärung ab, wonach eine große Gruppe von Kämpfern der syrischen PKK-Miliz YPG die Peschmerga mit schweren Waffen angegriffen haben soll. Die YPG ist die dominierende Kraft innerhalb der von den USA unterstützten Syrian Democratic Forces (SDF). „Ich fordere unsere Freunde und Partner in der Globalen Koalition auf, dafür zu sorgen, dass die YPG diesen Akt der Aggression nicht wiederholt. Die YPG darf keine ausländische Hilfe nutzen, um Angriffe auf unser Territorium zu starten.“ Er warnte: „Jede Wiederholung würde der regionalen Sicherheit ernsthaft schaden.“

Sarbast Lazgeen, der stellvertretende Minister für Peschmerga-Angelegenheiten in der KRG, berichtete auf einer Pressekonferenz, dass acht PKK-Kämpfer versucht hätten, südlich des Grenzübergangs Fish Chabur in das irakische Kurdistan einzudringen, woraufhin der Peschmerga-Grenzschutz eine deutliche Warnung aussprach, so die kurdische Nachrichtenagentur „Rudaw“. Die Peschmerga-Streitkräfte werden in der Nähe des Chabur-Flusses eingesetzt, der den Irak von Syrien trennt.

Lazgeen sagte, drei der PKK-Kämpfer hätten sich zurückgezogen, aber die restlichen fünf „gingen weiter, als wollten sie unsere Streitkräfte ablenken“. Dann überquerte auch eine Gruppe von 50 bis 60 bewaffneten Männern die Grenze. Bei den darauffolgenden Gefechten sollen nach Angaben von PKK-nahen Quellen zwei PKK-Mitglieder verwundet worden sein.

Die Konfrontation fand nur zwei Tage nach dem Tod eines Peschmerga-Kämpfers bei einem separaten Zusammenstoß zwischen PKK- und KDP-Kämpfern in der bergigen Region Amedi in der Provinz Dohuk statt, die an die Türkei und Syrien grenzt.

Die Spannungen zwischen der KDP und der PKK haben seit dem Sommer zugenommen, als die KDP Peschmerga-Kämpfer zum strategischen Gebirgsengpass „Zine Warte“ verlegt hatte. Der Gebirgsengpass verbindet die Hauptstützpunkte der PKK im Qandil-Gebirge entlang der iranisch-irakischen Grenze mit Tälern, die nach Norden und Süden führen. Der Schritt der Peschmerga-Kämpfer erfolgte, nachdem die Türkei damit begonnen hatte, eine groß angelegte Operation gegen die PKK in der Region durchzuführen.

Die Operationen, die jetzt durch ungünstiges Winterwetter verlangsamt werden, sind Teil einer breiteren Kampagne, um die Hochburgen der PKK in Amedi, Qandil und Sinjar nahe der syrischen Grenze voneinander abzuschneiden. In einem Telefonat mit dem Sonderbeauftragten des Außenministeriums für Syrien, Joel Rayburn, am 14. Dezember 2020 betonte Barzani: „Die SDF muss sich von der Herrschaft der PKK befreien und insbesondere der PKK nicht erlauben, die Hilfe, die sie bekommt, zu missbrauchen.“

Die KDP kritisiert vor allem, dass all die Waffen, die die Kurden-Milizionäre und PKK-Mitglieder in Syrien von den USA erhalten hatten, sich nun gegen die Kurden im Nordirak richten.

Währenddessen wurde in der Türkei eine neue kurdische Partei gegründet, die der KDP im Nordirak sehr nahesteht. Sie nennt sich Kurdische Demokratische Partei (KDP), verfügt über enge Beziehungen in den Nordirak und auch zur türkischen Regierung. Die Partei dürfte vor allem als Konkurrent gegen die türkisch-kurdische Partei HDP auftreten. Denn die HDP ist der politische Arm der PKK im türkischen Parlament - also der politische Arm jener Organisation, mit der die Peschmerga und die Autonome Regionalregierung Kurdistan im Nordirak (KRG) große Probleme hat. Ankara und die KRG-Regierung ziehen offenbar am selben Strang.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...