Finanzen

Einigung auf weiteres gewaltiges Corona-Konjunkturpaket in USA

Über Monate stritten Demokraten und Republikaner in den USA über ein weiteres Corona-Hilfspaket - während sich die Lage der Menschen zunehmend verschlechterte. Nun, kurz vor Weihnachten, steht das 900-Milliarden-Dollar schwere Paket. Muss noch mehr kommen?
21.12.2020 11:03
Lesezeit: 2 min
Einigung auf weiteres gewaltiges Corona-Konjunkturpaket in USA
Blick auf das Kapitol im Morgengrauen am Tag der US-Präsidentschaftswahl. Demokraten und Republikaner im US-Kongress haben sich nach monatelangem Streit auf ein weiteres Konjunkturpaket verständigt, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzufedern. (Foto: dpa) Foto: J. Scott Applewhite

Demokraten und Republikaner im US-Kongress haben sich nach monatelangem Streit auf ein weiteres gewaltiges Corona-Konjunkturpaket verständigt. Die Chefs von Republikanern und Demokraten im US-Senat, Mitch McConnell und Chuck Schumer, verkündeten die Einigung am Sonntagabend (Ortszeit) in der Kammer des Kongresses. McConnell sagte, das Paket habe einen Umfang von rund 900 Milliarden Dollar (rund 737 Milliarden Euro).

Vorgesehen sind laut Schumer unter anderem weitere Finanzhilfen für kleine Betriebe und eine zeitlich begrenzte Aufstockung von Arbeitslosenhilfen um 300 Dollar wöchentlich. Bürger mit einem bestimmten Höchsteinkommen sollen einmalig eine direkte Hilfszahlung in Höhe von 600 Dollar pro Kopf bekommen. Auch Geld für Schulen, Kinderbetreuung und für die Verteilung der Impfstoffe im Land sei eingeplant.

Der US-Kongress hatte seit März mit der Unterstützung beider Parteien bereits Konjunkturpakete von rund 2,7 Billionen Dollar auf den Weg gebracht. Mit dem neuen Paket werden es nun deutlich mehr als drei Billionen Dollar sein - innerhalb eines Jahres.

Schumer sagte, dies seien historische Zahlen in einer historischen Krise. Das nun vereinbarte Paket sei das zweitgrößte Konjunkturpaket in der Geschichte des Landes. «Die Einigung, die wir erzielt haben, ist alles andere als perfekt», schränkte er ein. Viele Demokraten hätten sich noch mehr erhofft. Dieses Paket bringe nun Notfallhilfe. «Aber es muss noch viel mehr getan werden.» Viele Amerikaner hätten in der Pandemie nicht nur Angehörige verloren, sondern auch ihre Jobs oder ihr Zuhause. Ihr Leiden sei groß. «Hilfe ist auf dem Weg.»

Auch die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, mahnte, weitere Hilfen müssten kommen. Die Demokraten seien froh, dies dann unter dem neuen demokratischen Präsidenten Joe Biden zu verhandeln, der am 20. Januar im Amt vereidigt werden soll. McConnell und Schumer sagten beide, Ziel sei es, die Gesetzespläne möglichst schnell in beiden Kongresskammern zu verabschieden, damit die Hilfen bei den Menschen ankämen.

Demokraten und Republikaner hatten seit dem Frühling um ein weiteres Hilfspaket gerungen, waren sich jedoch über Monate nicht einig geworden. Beide Seiten warfen sich am Sonntagabend gegenseitig vor, die Verhandlungen blockiert und verschleppt zu haben. In den vergangenen Tagen hatten die Gespräche an Fahrt aufgenommen, um noch vor Jahresende und vor der Weihnachtspause des Parlaments Hilfen auf den Weg zu bringen.

Die Gespräche waren gekoppelt an reguläre Haushaltsverhandlungen für die Bundesregierung. Das Repräsentantenhaus verabschiedete noch am Sonntagabend eine Übergangsfinanzierung für einen Tag, um zu verhindern, dass der Regierung kurzfristig das Geld ausgeht und es zu einem «Shutdown» kommt - also zu einem teilweisen Stillstand der Regierungsgeschäfte. Der Senat sollte ebenfalls noch vor der Ablauf der dafür gesetzten Frist um Mitternacht (Ortszeit) über die Kurzfrist-Finanzierung abstimmen. Das Votum zum Haushaltsgesetzespaket und dem neuen Corona-Hilfspaket könnte dann am Montag im Kongress folgen.

Die Corona-Pandemie hat die Vereinigten Staaten besonders hart getroffen. Mehr als 17,8 Millionen Menschen haben sich bislang mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als 317 600 Infizierte sind gestorben. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Am Sonntag meldeten die US-Behörden mit 189 099 bestätigten Neuinfektionen und 1509 Toten binnen eines Tages erneut hohe Coronazahlen, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Montagmorgen (MEZ) hervorging.

Die Pandemie hat die USA in eine schwere wirtschaftliche Krise gestürzt. Angesichts der Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Schließung vieler Betriebe verschlechterte sich die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt drastisch. Insgesamt bezogen zuletzt etwa 20,6 Millionen Menschen eine Form von Arbeitslosenhilfe. Vor einem Jahr waren es lediglich 1,8 Millionen gewesen.

Laut einer Studie von zwei US-Universitäten aus Chicago und Notre Dame, die Mitte Dezember veröffentlicht wurde, rutschten zwischen Juni und November fast acht Millionen Amerikaner unterhalb die Armutsgrenze. Als Grund dafür nannten die Studienautoren unter anderem das Auslaufen bestimmter staatlicher Hilfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...