Politik

EU verschwendet Steuergelder für Geisterflughafen in Portugal

Eine ehemalige Militärbasis in der portugiesischen Provinz wird für 33 Millionen Euro umgebaut – für durchschnittlich weniger als zwei Abfertigungen pro Woche. Die Landebahn wird nun als Parkplatz für Flugzeuge genutzt. Bezahlt wird der sinnlose Aufwand zu einem guten Teil vom europäischen Steuerzahler.
12.10.2013 02:02
Lesezeit: 1 min

Seit der um ein Jahr verspäteten Eröffnung des Flughafens von Beja 2011, wurden dort nur 5.000 Passagiere beziehungsweise 200 Flüge abgefertigt. Für 2013 erwartet der Flughafendirektor Pedor Neves 90 Flüge, also weniger als zwei pro Woche. Trotz dieser geringen Auslastung müssen stets 17 Mitarbeiter vor Ort sein. Teil der Betriebsgenehmigung war nämlich, dass jedes Flugzeug innerhalb von drei Stunden ab Ankündigung abgefertigt werden kann, berichtet der EU-Observer.

Der Standort, der zuvor als Militärflughafen genutzt wurde, ist mit einem Kostenaufwand von 33 Millionen Euro von der EU und der portugiesischen Regierung finanziert worden - also von den europäischen Steuerzahlern. Der entscheidende Fehler, nämlich nur auf eine Fluggesellschaft zu setzen, führt jetzt dazu, dass die Anlage ein Geisterflughafen ist. Denn der erhoffte Nutzer von Beja, Billigflieger Ryanair, hat sich doch anders entschieden und baut seine Dienstleistungen in der Algarve aus.

Nun steht der Flughafen von Beja still, inklusive sechs Check-ins,  Autovermietungen, Tourismus-Information und der imposanten 3,4 Kilometer langen Landebahn.

Zum Vergleich: In Lissabon werden jährlich mehr als 15 Millionen Passagiere abgefertigt, die Städte Faro und Porto sehen 5,6 Millionen beziehungsweise 6 Millionen Reisende. Warum das Städtchen Beja mit 23.000 Einwohnern einen eigenen Flughafen braucht, wo doch Lissabon und Faro jeweils zwei Autostunden entfernt sind, wissen wohl nur die Verantwortlichen.

Um überhaupt Erlöse zu erzielen, hat sich der Flughafen auf Fracht- und Transportflüge spezialisiert, und fungiert zusätzlich als Parkplatz für Linienmaschinen. Auch diese Umwidmung kostete wieder Geld: Damit überhaupt diese Neuorientierung zum Frachtflughafen gelang, musste eine neue Flughafen-Halle gebaut werden. Die 11 Millionen Euro Baukosten seien dabei allein von der Flugzeugwartungsfirma Aeromec gestellt worden, so Direktor Neves.

Eigentlich sollte mit dem Bau der Halle schon im Herbst 2012 begonnen werden, wegen Verzögerungen in der Finanzierung ist nun nicht vor 2014 damit zu rechnen. Mit der portugiesischen Fluggesellschaft TAP wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, um einen Wartungs- und Parkservice für die Maschinen bereitzustellen.

Kleiner Trost für die Portugiesen: Geisterflughäfen gibt es auch anderswo - sogar im Mutterland der perfekten Planung, in Deutschland (mehr zu dem abenteuerlichen Projekt in Kassel-Calden - hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...