Energieeffizienz-Förderung: Viele KMU lassen wertvolle Förderchancen ungenutzt
Trotz attraktiver staatlicher Förderprogramme bleiben viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland bei Investitionen in Energieeffizienz zurückhaltend. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sowie das Programm Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) bieten zwar hohe Zuschüsse für Maßnahmen zur Energieeinsparung – jedoch werden die Fördermittel deutlich weniger genutzt als erwartet. Das zeigt der Abschlussbericht des Fraunhofer-Instituts zur Evaluation der EEW-Förderung für die Jahre 2019 bis 2023. Besonders unterdurchschnittlich nachgefragt sind laut Bericht die Module 2 (Prozesswärme aus erneuerbaren Energien) und 6 (Elektrifizierung in Kleinstunternehmen).
Fördermittelberatungen wie EPSA Deutschland bestätigen diese Entwicklung. Gerade KMU, die eigentlich die Hauptzielgruppe der Programme darstellen, sind bei der Inanspruchnahme der Fördermittel auffällig schwach vertreten. Die Gründe sind vielfältig: Neben Missverständnissen über die Förderberechtigung schreckt viele Betriebe auch der vermeintlich hohe bürokratische Aufwand ab. „Viele Unternehmen glauben, dass Förderungen nur für Großkonzerne wie Tesla oder Wohngebäude gelten“, erklärt Martin Deiters, Energieeffizienz-Experte bei EPSA Deutschland. „Dabei sind BEG und EEW gerade für kleinere Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern sehr attraktiv. Wir zeigen täglich, dass sich mit wenig Aufwand erhebliche Fördersummen erzielen lassen.“
Teilweise hohe Förderquoten: Sieben konkrete Förderbeispiele mit hohem Potenzial
Tatsächlich bietet die Förderung eine Vielzahl lukrativer Maßnahmen. Ein Beispiel: Der Austausch von Beleuchtungssystemen auf LED in Nichtwohngebäuden wird über die BEG mit bis zu 15 Prozent der Investitionssumme gefördert. Ein Unternehmen, das 225.000 Euro in die Beleuchtung einer Produktionshalle investierte, erhielt eine Förderung von 33.750 Euro. Ebenso profitieren Unternehmen vom Einbau moderner Kältetechnik oder Lüftungsanlagen – jeweils mit einer Förderquote von bis zu 15 Prozent. Ein Krankenhaus etwa erhielt für eine Investition von 2,5 Millionen Euro eine Förderung von 375.000 Euro.
Im Heizungsbereich sind vor allem Wärmepumpen gefragt. Obwohl monatlich rund 20.000 Anträge eingehen, werden alternative Technologien wie Solarthermie oder Biomasse deutlich seltener beantragt – obwohl hier Förderquoten von bis zu 30 Prozent möglich sind. Ein Hotel, das seine Heizungsanlage für 600.000 Euro auf Wärmepumpen umstellte, erhielt 180.000 Euro Zuschuss.
Besonders lukrativ zeigt sich das EEW-Modul 6 für Elektrifizierungsprojekte. Kleinstunternehmen können hier bis zu 60 Prozent der Investitionskosten gefördert bekommen. Dennoch wurden bislang nur rund 35.000 Anträge gestellt. Auch bei der Umstellung auf Prozesswärme aus erneuerbaren Energien (Modul 2) lassen sich Zuschüsse zwischen 40 und 50 Prozent realisieren. Eine Schreinerei investierte 700.000 Euro in eine Hackschnitzelanlage und erhielt dafür 350.000 Euro Förderung.
Für besonders innovative Projekte bietet das EEW-Programm einen Förderwettbewerb, bei dem Unternehmen im Schnitt rund 1,5 Millionen Euro erhalten. So stellte ein Betrieb seinen Produktionsprozess um und spart damit jährlich 3.000 Tonnen CO₂ – mit 1,2 Millionen Euro staatlicher Unterstützung.
Die BEG-Förderung läuft voraussichtlich bis Ende 2030, die EEW-Programme sind bis Ende 2028 verfügbar. Für KMU lohnt sich der Blick auf die Programme – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Energieeffizienz-Förderung: Digitale Prozesse und gezielte KMU-Förderung
Im Zuge der Novellierung der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz (EEW) Anfang 2024 wurde das Programm speziell für KMU deutlich attraktiver gestaltet: Die Fördersätze gelten jetzt auf Gesamtkosten inklusive Planung und Installation, was laut der Deutschen Energie-Agentur auch kleinere Investitionsvolumina fördert. Laut BMWK-Abschlussbericht wurden von 2019 bis 2023 über 55.000 Projekte gefördert – dabei flossen rund 2,9 Milliarden Euro an Fördermitteln und lösten Investitionen in Höhe von etwa 9,7 Milliarden Euro aus. Die Förderungen führten zu einer jährlichen Einsparung von über 7 Millionen Tonnen CO₂, bei durchschnittlichen Kosten von lediglich 52 Euro pro vermiedener Tonne. Obwohl KMU rund 74 Prozent der Anträge stellten, entfielen nur 51 Prozent der Mittel auf sie – was erneut auf Unterrepräsentation bei größeren Fördervolumina hinweist.
Für Unternehmer besonders relevant: Die Evaluation empfiehlt explizit, digitale Antragsprozesse auszubauen und regionale Multiplikatoren wie Branchenverbände stärker einzubeziehen – ein klarer Hinweis für Entscheider in KMU, sich aktiv auf entsprechende Informationsangebote zu vernetzen. Ergänzend unterstützt das BMBF seit 2024 das Technologiefeld „KMU‑innovativ: Energieeffizienz, Klimaschutz und Klimaanpassung“, das FuE‑Projekte in KMU fördert – ein Fokus, der kleine Unternehmen bei der Entwicklung effizienterer Technologien finanziell stärkt. Das zeigen aktuelle Ergebnisse des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt.
Für Unternehmer heißt das konkret: Wer frühzeitig Förderberatung nutzt und digitale sowie regionale Netzwerke erschließt, kann gerade in diesem strategischen Zeitfenster signifikante Effizienzgewinne realisieren – sowohl finanziell als auch in puncto CO₂‑Bilanz.