Politik

Kassel-Calden: Geister-Flughafen kostet Steuerzahler 271 Millionen Euro

Lesezeit: 1 min
30.03.2013 00:44
Der Bund der Steuerzahler Hessen rechnet damit, dass der neue Regionalflughafen in Kassel mehr als viermal so viel kostet, wie ursprünglich geplant. Zudem ist mit jährlichen Verlusten in Millionenhöhe zu rechnen, die komplett aus Steuergeld bezahlt werden müssen. Klingt irgendwie nach BER und Stuttgart 21.
Kassel-Calden: Geister-Flughafen kostet Steuerzahler 271 Millionen Euro

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Flughafen Kassel-Calden in Nordhessen soll am 4. April eröffnet werden. Bereits im Dezember wurden das Passagier-Terminal und der Tower von den Behörden abgenommen. Auch Testflüge sind schon durchgeführt worden. Doch der Flughafen ist umstritten. Denn wie beim Berliner Großflughafen BER laufen auch in Kassel-Calden die Kosten aus dem Ruder.

Der Bund der Steuerzahler Hessen hält den Calden-Ausbau für ein klassisches Beispiel für den fragwürdigen Umgang mit öffentlichen Mitteln. Die Kosten seien zunächst deutlich zu niedrig angesetzt worden. Und die Wirtschaftlichkeit habe in den Überlegungen kaum eine Rolle gespielt. Stattdessen dominierten regionalpolitische Überlegungen.

Calden-Ausbau für Hessen unnötig

So sei man am Anfang der Planungen vor über 10 Jahren von Baukosten in Höhe von 63,9 Millionen Euro ausgegangen. Der Bund der Steuerzahler rechnet inzwischen Kosten von über 271 Millionen Euro und bezeichnet das Projekt daher als eine Verschwendung von Steuergeldern. Dieser Betrag müsse letztlich in voller Höhe vom Steuerzahler getragen werden, da sich wegen der schlechten wirtschaftlichen Aussichten kein privater Investor finden ließ.

„Auch wenn der Steuerzahler nicht mit festen Gewinnquoten rechnet, so darf er doch erwarten, dass sich unternehmerische Investitionen der öffentlichen Hand zumindest mittelfristig selbst tragen“, so der Bund der Steuerzahler. Doch sei auf absehbare Zeit mit jährlichen Verlusten in Millionenhöhe zu rechnen. „Hinzu kommen auch noch die Kosten für Infrastrukturprojekte zur besseren verkehrlichen Anbindung des Flughafens, die ebenfalls allein von der öffentlichen Hand getragen werden müssen.“

Mangelnde Auslastung erwartet

Kritiker des Flughafens bemängeln außerdem eine zu geringe Auslastung von Kassel-Calden – die Grünen haben den Regionalflughafen wiederholt als Millionengrab bezeichnet, berichtet der Onlinedienst aero.de. Der nächste Flughafen in Paderborn ist nur rund 70 Kilometer entfernt, und auch Frankfurt ist in 90 Minuten erreichbar.

Flughafen-Geschäftsführer Jörg Ries widerspricht dieser Kritik. Es werde sehr wohl genug Flieger und Passagiere für alle Flughäfen geben. Die Betreiber erwarten eine Steigerung des Passagieraufkommens in Deutschland von rund 200 Millionen im Jahr 2011 auf rund 300 Millionen bis 2020.

Der erste planmäßige Charterflug wurde nur von sechs Passagieren gebucht. Daher sagte der Veranstalter Tailwind Airlines den Flug ab. Die Passagiere wurden auf einen Flug umgebucht, der vom Flughafen Paderborn startet, berichtet die Hessische Allgemeine.

Der Bund der Steuerzahler befürchtet, dass der Flughafen Kassel-Calden das Schicksal vieler unausgelasteter Regionalflughäfen teilen wird. Der Wettbewerb mit den nahe gelegenen Flughäfen in Erfurt, Hannover und Paderborn lasse nicht erwarten, dass bis 2020 alle Flughäfen Gewinne erwirtschaften werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...