Deutschland

Experte fordert: Deutschland muss ein Datum für das Verbot des Verbrennungs-Motors festlegen

Ein fixes Datum würde die Unsicherheit beenden und zu mehr Investitionsbereitschaft führen.
10.01.2021 09:15
Lesezeit: 2 min
Experte fordert: Deutschland muss ein Datum für das Verbot des Verbrennungs-Motors festlegen
Fußball-Bundestrainer Jogi Löw im E-Auto. (Foto: dpa) Foto: Robert Michael

Der Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer fordert die Bundesregierung dazu auf, ein fixes Datum für das Verbot für den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungs-Motor zu nennen. Mehrere große Auto-Nationen haben dies bereits getan; diese Woche Japan, das – hinter den USA und China und vor Deutschland – drittgrößte Auto-produzierende Land der Welt: Tokio bestimmte 2035 zum Ausstiegsjahr. Bereits 2019 legten unter anderem Großbritannien, Frankreich, Kanada, Spanien, die Niederlande, Schweden sowie der mit rund 40 Millionen Einwohnern mit Abstand größte amerikanische Bundesstaat Kalifornien (wo die Anzahl an verkauften Autos rund 85 Prozent der von Frankreich entspricht) Ausstiegsdaten fest, die zwischen 2030 und 2040 rangieren.

Dudenhöffer schreibt: „Ein fixes Ausstiegsdatum schafft Transparenz und reduziert Unsicherheit, und das ist für Investitionen enorm bedeutsam.“ Die Energie-Versorger könnten „die Nachfrage nach Ladestrom sehr genau prognostizieren und durch den Aufbau von Ladesäulen ein neues Geschäftsfeld aufbauen, und das mit kalkulierbarem Risiko“. Und die Autobauer könnten „sehr präzise die Nachfrage nach Elektroautos einschätzen, mit deutlich weniger Risiko und damit höherer Investitionsbereitschaft“. Das Gleiche gelte für die Zulieferer und die Batterie-Hersteller. Insgesamt würde ein feststehendes Ausstiegsdatum „die Zukunft berechenbarer“ machen; darüber hinaus würde der Staatshaushalt geschont werden, weil weniger Investitions-Anreize gezahlt werden müssten.

Zwei Argumente, die von Gegnern eines raschen Ausstiegs aus dem Bau von Verbrennern häufig angeführt werden (auch die DWN stehen der Forcierung der Elektromobilität durchaus kritisch gegenüber), lässt Dudenhöffer nicht gelten.

  • Zum einen die hohe Zahl von Arbeitsplätzen, die wegfallen könnten. Der Automobil-Experte argumentiert, dass 75 Prozent der in Deutschland produzierten Neuwagen in den Export gehen, also Veränderungen auf dem deutschen Markt nur auf 25 Prozent der Stellen - also auf vergleichsweise wenige - Einfluss nehmen würden.

Einwenden kann man allerdings, dass 25 Prozent auch nicht gerade wenig sind angesichts der Tatsache, dass in der deutschen Auto-Industrie über 830.000 Menschen beschäftigt sind (Zahl von 2019), also mehr als 200.000 Stellen durch den Verzicht auf den Verbrenner tangiert wären. Darüber hinaus ist fraglich, ob eine solch starre Umrechnung von produzierten Autos auf Stellen (also 75 Prozent Neuwagen auf 75 Prozent Stellen beziehungsweise 25 Prozent Neuwagen auf 25 Prozent Stellen) tatsächlich die Produktions-Realität widerspiegelt.

  • Zum anderen werde das Risiko, dem die deutschen Autobauer durch den Verzicht auf den Verbrenner ausgesetzt seien, übertrieben. Schließlich würden nur insgesamt 13,3 Prozent der von deutschen Unternehmen weltweit hergestellten Autos in Deutschland zugelassen (Mercedes: 15,4 Prozent/ Audi: 14,8 Prozent/ BMW: 12,9 Prozent/ VW: 12,4 Prozent/ Porsche:11,5 Prozent).

Dieses Argument kann nicht wirklich überzeugen. Stichhaltig wäre es nur, wenn in allen oder zumindest einer großen Zahl derjenigen Länder, in denen die „restlichen“ 86,7 Prozent der von deutschen Unternehmen hergestellten Autos verkauft werden, der Verbrenner verboten würde. Doch das ist bisher nicht der Fall. So meldete der Fachdienst „Automobil-Industrie“ am 2. Dezember dieses Jahres: „China will Verbrennungsmotoren erst ab 2060 verbieten“.

Eines steht fest: Die Diskussion um die Elektromobilität, das richtige Ausstiegsdatum für den Verbrenner und ob es überhaupt sinnvoll ist, ausschließlich auf die E-Mobilität zu setzen, wird weitergehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...