Weltwirtschaft

China kündigt Bau des weltgrößten Wasserkraftwerks an

Lesezeit: 2 min
12.01.2021 14:24  Aktualisiert: 12.01.2021 14:24
China hat den Bau eines riesigen Wasserkraftwerkes im Himalaya angekündigt, welches die Leistung des Drei Schluchten-Staudamms deutlich übertreffen werde.
China kündigt Bau des weltgrößten Wasserkraftwerks an
Der verschneite Yarlung Zangbo in Tibet. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China hat den Bau eines riesigen Staudamm-Projekts zur Energiegewinnung aus Wasserkraft angekündigt. Wie die staatsnahe Global Times Ende November berichtete, seien Planungen für ein entsprechendes Projekt am Unterlauf des Himalaya-Flusses Brahmaputra („Yarlung Zangbo“ im Chinesischen) in der Autonomen Region Tibet eingeleitet worden.

Der Damm könnte eine mehr als dreifach höhere Stromerzeugungsleistung als das derzeit größte Wasserkraftwerk der Welt, der Drei Schluchten-Staudamm in Südwestchina, generieren, wird Yan Zhiyong, der Vorsitzende der Power Construction Corp of China von der Global Times zitiert.

Zhiyong zufolge wird das Projekt eine Reihe von positiven Folgewirkungen in mehreren Bereichen auslösen. Von ihm profitiere nicht nur China in sicherheitspolitischer und energetischer Hinsicht, sondern auch die Autonome Region Tibet durch die Einnahmen aus dem Stromverkauf und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Indien zieht innerhalb von zwei Tagen nach

Zwei Tage, nachdem die Chinesen die Planungen öffentlich bekanntgaben, zogen die Inder nach. Die South China Morning Post zitiert einen hochrangigen Minister des Wasserministeriums mit den Worten: „Die Notwendigkeit der Stunde besteht darin, einen großen Damm in der Provinz Arunachal Pradesh zu haben, um die nachteiligen Auswirkungen der chinesischen Dammprojekte abzufedern. Unser Vorschlag wird derzeit in den höchsten Ebenen der Regierung diskutiert.“

Die schnelle Reaktion der indischen Regierung ist ein Hinweis auf das steigende Unbehagen in Neu Delhi. Denn der Brahmaputra fließt erst durch China, bevor er Indien erreicht. Dort durchfließt er den Nordosten des Landes, bevor er die Grenze nach Bangladesch durchbricht und in den Golf von Bengalen mündet. Ein Ergebnis des Dammbaus sei, dass die Chinesen den Wasserdurchlauf des Flusses kontrollieren könnten, so die Stimmen in Indien. „Der Grenzkonflikt sowie die Intransparenz rund um das Projekt verschärfen die Situation“, wird ein Sinologe der indischen Jawaharlal Nehru Universität von der South China Morning Post zitiert.

Bislang hält sich die indische Regierung mit öffentlichen Aussagen zurück. Man beobachte die Entwicklungen rund um den Fluss genau. „Die Regierung hat den chinesischen Behörden mehrfach ihre Bedenken vorgetragen und sie dazu aufgerufen, dass die Interessen der Staaten am Unterlauf des Flusses nicht verletzt werden von Aktivitäten am Oberlauf des Flusses.“

China habe im Zuge des Baus der Drei-Schluchten-Talsperre in der Provinz Hubei sowie dem Baihetan-Wasserkraftwerk in den Provinzen Sichuan und Yunnan Erfahrung mit der Konzeption und dem Bau solcher Projekte und auch mit der Umsiedlung von Bürgern dieser Regionen, wird der Analyst Lin Boqiang von der Universität Xiamen von der Global Times zitiert.

Demzufolge könnten Staudämme, welche mehrere Länder betreffen, nur in Zusammenarbeit mit den Anrainerstaaten erstellt werden. Lin zufolge beinhalte die Brahmaputra-Talsperre auch die Chance, mit Indien und Bangladesch in Kooperation zu treten. Vorbild für eine solche internationale Zusammenarbeit Chinas mit seinem Nachbarländern im Bereich des Wassermanagements sei beispielsweise die 2016 gegründete Kooperationsplattform „Lancang-Mekong Cooperation Mechanism“ mit Laos, Myanmar, Thailand, Kambodscha und Vietnam.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...