Unternehmen

Maschinenbauer zeigen erstes Auftragsplus - Stahlbranche hingegen mit Versorgungsproblemen

Die Maschinenbauer haben erstmals wieder etwas Land gesehen. Die Stahlfirmen, die mit ihnen oft zusammenarbeiten, kämpfen allerdings mit besonderen Schwierigkeiten.
12.01.2021 16:54
Lesezeit: 2 min

Die deutschen Maschinenbauer haben im November erstmals seit Beginn des Berichtsjahres wieder mehr Aufträge verbucht – und zwar sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. Wie der Fachverband VDMA berichtet, sind die Order im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent geklettert.

Ein leichter Bestellzuwachs von einem Prozent im Inland wurde ergänzt durch ein kräftigeres Plus der Auslandsorders um sieben Prozent. Die Kunden aus den Euro-Ländern bestellten vier Prozent mehr Maschinen und Anlagen, aus den Nicht-Euro-Ländern kamen neun Prozent mehr Aufträge. „Das Ergebnis ist erfreulich, selbst wenn dazu die schwache Vorjahresbasis einen großen Beitrag leistet. Im gesamten vierten Quartal 2019 war das Orderniveau recht niedrig ausgefallen“, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum September bis November 2020 sank der Auftragseingang um real zwei Prozent zum Vorjahr. Aus dem Inland kamen zwar zwei Prozent mehr Bestellungen, die Auslandsaufträge blieben aber um drei Prozent unter ihrem Vorjahresniveau. Dabei schrumpften die Orders aus den Euro-Ländern um fünf Prozent, aus den Nicht-Euro-Ländern kamen drei Prozent weniger Bestellungen.

„Jetzt kommt es darauf an, ob sich der gleichwohl sichtbare positive Trend der vergangenen Monate fortsetzen kann. Denn vor Rückschlägen ist der Maschinen- und Anlagenbau in diesem fragilen Umfeld nicht gefeit“, warf Wiechers einen Ausblick nach vorne.

Doch es herrscht nicht alles eitel Sonnenschein in der Industrie: Immer mehr Stahlverarbeiter, die zu den Kooperationspartnern der Maschinenbauer gehören, berichten von massiven Versorgungsschwierigkeiten beim Stahlbezug. Nicht nur die Beschaffung von Zusatzmengen ist bei Lieferzeiten von mehreren Monaten extrem herausfordernd. Auch bei schon geschlossenen Rahmenverträgen kommt es zu Verzögerungen und Minderzuteilungen mit entsprechenden Folgen für die Beschaffungskosten, die zuletzt stark gestiegen sind.

Stahl-Verband: "Sicherung der Materialversorgung dominierendes Thema"

Während zunächst vor allem Flachstahl betroffen war, breitet sich das Problem nun auch auf Langprodukte wie Walzdraht und auf Spezialstähle aus. „Mittlerweile machen sich Verarbeiter in allen Segmenten große Sorgen um ihre Lieferfähigkeit in den kommenden Monaten, weil der benötigte Stahl so knapp ist“, so Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des WSM. „Die Sicherung der Materialversorgung ist das dominierende Thema in den Einkaufsabteilungen der Unternehmen.“

Am Markt werden verschiedene Gründe für die Situation genannt. Während die Produktion vieler Stahlverarbeiter seit dem Sommer unerwartet kräftig zugelegt hat, zieht die Stahlerzeugung nur zögerlich nach. So haben Stahlhersteller nicht alle der zu Beginn der Krise stillgelegten Hochöfen wieder hochgefahren. Die entlang der Supply Chain zur Jahresmitte stark reduzierten Lagerbestände wirken verschärfend. Erschwerend komm hinzu, dass die Einfuhr von Stahl aus Drittländern von der EU kontingentiert beziehungsweise mit Einführzöllen belegt ist. Das heizt das Problem jetzt zusätzlich an.

„Stahl ist weltweit in kürzester Zeit zum knappen Gut geworden. So heftige Umschwünge gibt es nur sehr selten, zuletzt haben wir nach der Finanzkrise 2009 eine ähnliche Situation erlebt“, so Vietmeyer. „Jetzt scheint der Markt zusätzlich überhitzt zu sein. Daher ist es schwer zu sagen, wie lange dieser Zustand anhalten wird.“

Ein mittelständisches Unternehmen stimmt der Analyse des Verbandes allerdings nicht so ganz zu: „Derzeit ist es noch kein Problem Stahl für unsere Produktion zu bekommen. Allerdings sind die Preise enorm angestiegen und es ist noch nicht abzusehen, wo die Reise hingeht“, sagte Jürgen Uez, Leiter Marketing von MEFA den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Der Produzent stammt aus Kupferzell in Baden-Württemberg und stellt Befestigungs- und Montagesystemen her.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....