Weltwirtschaft

Die zehn reichsten Männer der Welt haben seit Beginn der Corona-Krise ihr Vermögen um eine halbe Billion Dollar erhöht

Lesezeit: 2 min
04.02.2021 12:00
Einem Oxfam-Bericht zufolge haben die reichsten Männer der Welt massiv von der Corona-Krise profitiert. Die Schlussfolgerung von Oxfam deckt sich mit den Forderungen des Weltwirtschaftsforums, das ein universelles Grundeinkommen einführen lassen möchte, um „die Armut zu bekämpfen“.
Die zehn reichsten Männer der Welt haben seit Beginn der Corona-Krise ihr Vermögen um eine halbe Billion Dollar erhöht
Sie gehören zu den reichsten Menschen der Welt: (obere Reihe von l. nach r.) Bill Gates, Amancio Ortega in A Coruna, Warren Buffett sowie (untere Reihe von l. nach r.) Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Larry Ellison. (Foto: dpa)
Foto: -

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die 1.000 reichsten Menschen der Welt haben ihre Corona-Verluste innerhalb von nur neun Monaten wieder wettgemacht, aber es könnte mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis sich die Ärmsten der Welt von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie erholen, heißt es in einem neuen Oxfam-Bericht mit dem Titel „The Inequality Virus“. Der Bericht zeigt, dass die Corona-Krise das Potenzial hat, die wirtschaftliche Ungleichheit in fast jedem Land gleichzeitig zu erhöhen. Die zunehmende Ungleichheit bedeutet, dass es mindestens 14-mal länger dauern kann, bis die Zahl der in Armut lebenden Menschen wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehrt, als es für das Vermögen der 1.000 reichsten Personen erforderlich ist, sich zu erholen.

Eine neue globale Umfrage unter 295 Ökonomen aus 79 Ländern, die von Oxfam in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass 87 Prozent der Befragten eine „Zunahme“ oder eine „starke Zunahme“ der Einkommensungleichheit in ihrem Land erwarten. „Der Bericht von Oxfam zeigt, wie das manipulierte Wirtschaftssystem es einer superreichen Elite ermöglicht, mitten in der schlimmsten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise Wohlstand anzuhäufen, während Milliarden von Menschen darum kämpfen, über die Runden zu kommen. Es zeigt, wie die Pandemie die langjährigen wirtschaftlichen, rassischen und geschlechtsspezifischen Unterschiede vertieft“, so Oxfam.

Tatsache ist: Die Rezession ist für die Reichsten vorbei. Die zehn reichsten Männer der Welt haben seit Beginn der Pandemie einen Anstieg ihres Gesamtvermögens um eine halbe Billion Dollar verzeichnet - mehr als genug, um einen Corona-Impfstoff für alle zu bezahlen und sicherzustellen, dass niemand durch die Pandemie in die Armut gedrängt wird, so Oxfam. Gleichzeitig hat die Pandemie die schlimmste Beschäftigungskrise seit über 90 Jahren eingeläutet. Hunderte Millionen Menschen sind jetzt unterbeschäftigt oder arbeitslos.

Frauen sind erneut am härtesten betroffen. Weltweit sind Frauen in den von der Pandemie am stärksten betroffenen prekären Niedriglohnberufen überrepräsentiert. Frauen machen auch rund 70 Prozent der weltweiten Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen aus - wichtige, aber oft schlecht bezahlte Jobs, die sie einem höheren Risiko durch Corona aussetzen.

Ungleichheit kostet Leben. Afro-Nachkommen in Brasilien sterben 40 Prozent häufiger an COVID-19 als Weiße. Die Infektions- und Sterblichkeitsraten sind in ärmeren Gebieten von Ländern wie Frankreich, Indien und Spanien höher, während in den ärmsten Regionen Englands die Sterblichkeitsrate doppelt so hoch ist wie in den reichsten Gebieten. Oxfam wörtlich: „Fairere Volkswirtschaften sind der Schlüssel zu einer raschen wirtschaftlichen Erholung von COVID-19. Eine vorübergehende Steuer auf Überschussgewinne der 32 globalen Unternehmen, die während der Pandemie am meisten gewonnen haben, hätte im Jahr 2020 104 Milliarden US-Dollar einbringen können. Dies reicht aus, um allen Arbeitnehmern Arbeitslosengeld und allen Kindern und älteren Menschen mit niedrigem Einkommen finanzielle Unterstützung zu gewähren.“

„Wir werden den größten Anstieg der Ungleichheit seit Beginn der Aufzeichnungen erleben. Die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich erweist sich als ebenso tödlich wie das Virus“, so Gabriela Bucher, Geschäftsführerin von Oxfam International. Das Vermögen der Milliardäre erholte sich, als sich die Aktienmärkte trotz anhaltender Rezession in der Realwirtschaft erholten. Ihr Gesamtvermögen belief sich im Dezember 2020 auf 11,95 Billionen US-Dollar, was den gesamten Corona-Finanzhilfen-Ausgaben der G20-Regierungen entspricht. Als das Virus auftrat, lebte mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in armen Ländern in Armut, und drei Viertel der Arbeitnehmer weltweit hatten keinen Zugang zu sozialem Schutz wie Krankengeld oder Arbeitslosengeld.

Oxfam schließt aus den Erkenntnissen, die die Corona-Krise ausgelöst hat, dass die Volkswirtschaften der Welt nachhaltiger, also klimafreundlicher, und natürlich auch „gerechter“ werden müssen. Das entspricht den Forderungen des Weltwirtschaftsforums (WEF). Dieses setzt sich nachhaltig für die Einführung eines universellen Grundeinkommens sein (HIER).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...