Politik

Verbände warnen Merkel: Nahrungsmittelversorgung wegen Grenzkontrollen in Gefahr

Verbände der Logistikbranche und des Einzel- und Fruchthandels fordern eine Lockerung der Grenzkontrollen. Ansonsten drohe ein Versorgungskollaps. Genau vor diesem Szenario hatten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten am 26. Januar 2021 gewarnt.
19.02.2021 10:57
Aktualisiert: 19.02.2021 10:57
Lesezeit: 1 min
Verbände warnen Merkel: Nahrungsmittelversorgung wegen Grenzkontrollen in Gefahr
Klaus Schwab (l), Gründer und Vorstandsvorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF), hört Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu während einer Videokonferenz bei der Davos Agenda im Rahmen des Weltwirtschaftsforum (WEF). Aufgrund der Corona-Pandemie findet das Weltwirtschaftsforum online statt. (Foto: dpa) Foto: Salvatore Di Nolfi

Verbände der Logistik (BGL), des Einzelhandels (HDE) und des Fruchthandels (DFHV) plädieren für eine Lockerung der Grenzkontrollen und für einheitliche Regeln von Bund und Ländern. Ohne Nachbesserungen werde es zu Engpässen bei der Versorgung der Bevölkerung kommen. „Es ist in keinster Weise nachvollziehbar, warum die Bundesregierung nicht analog zur ersten Corona-Welle dem Güterverkehr freie Fahrt lässt, sondern uns in den Versorgungskollaps steuert“, sagt der Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth betont, es dürfe nicht zum Bruch der Lieferketten durch Sperrung der Grenzen kommen. „Gerade im Bereich frischer Lebensmittel brauchen wir durchlässige Transportketten.“

Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in Europa zur Nahrungsmittel-Krise kommt. So ist davon auszugehen, dass der Nahrungsmittel-Preisindex kontinuierlich steigen wird, während eine weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen innerhalb der EU die Nahrungsmittel-Lieferketten zum Erliegen bringen könnte. Das geht aus einer Risikoanalyse der Deutschen Wirtschaftsnachrichten vom 26. Januar 2021 hervor (HIER).

Der Deutsche Fruchthandelsverband sieht die Versorgung mit Obst und Gemüse aus dem Ausland gefährdet. Grund sei die Verschärfung der Corona-Einreise-Verordnung durch die Bundesregierung, teilte der Verband am Sonntag in Bonn mit. Innerhalb von wenigen Stunden seien die Einreisebedingungen auch für die Fahrer von Lebensmitteltransporten so verschärft worden, dass es kaum noch möglich sei, Obst und Gemüse zum Beispiel aus Spanien nach Deutschland zu importieren. Verbandsgeschäftsführer Andreas Brügger sagte der dpa, die Fahrer aus den festgelegten Hochrisikogebieten wie Portugal und Spanien müssten seit Sonntag bei Grenzübertritt einen negativen PCR-Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden sei.

In der Praxis sei das kaum machbar. „Spanien ist zurzeit mit einem Anteil von rund 30 Prozent eines der Hauptlieferländer für Obst und Gemüse“, erläuterte Brügger. Gemeinsam mit anderen Verbänden habe man die Bundesregierung frühzeitig auf die möglichen Konsequenzen hingewiesen, „leider ohne Ergebnis“. Der Verband forderte europaweit verbindliche Regelungen, wie sie mit der Green-Lanes-Richtlinie der Europäischen Union bereits definiert seien. Die Richtlinie sieht Grenzübergänge innerhalb der EU mit Sonderfahrspuren vor, die eine schnelle Durchfahrt von Güterfahrzeugen ermöglichen. "Wir brauchen auch in Corona-Zeiten einen Versorgungskorridor für frisches Obst und Gemüse, sonst drohen leere Regale im Handel", sagte Brügger.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dow schließt Chemieanlagen: Was das für Deutschland bedeutet
07.07.2025

Der US-Konzern Dow zieht sich teilweise aus Mitteldeutschland zurück – und das hat Folgen. Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt...

DWN
Politik
Politik Folgekosten in Millionenhöhe: Corona-Krise und die Schattenseite staatlicher Beschaffung
07.07.2025

Milliardenkosten, ungenutzte Schutzmasken und politische Spannungen: Die Folgen der Maskenkäufe in der Corona-Krise wirken bis heute nach....

DWN
Politik
Politik Kontrollen an der Grenze zu Polen: Grenzkontrollen jetzt beidseitig aktiv
07.07.2025

Mitten in der Urlaubszeit zieht Polen die Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland an. Reisende spüren die Auswirkungen sofort –...

DWN
Politik
Politik Trump droht BRICS-Staaten mit neuen Strafzöllen
07.07.2025

Trump verschärft den Handelsstreit mit den BRICS-Staaten drastisch. Seine angekündigten Strafzölle könnten globale Lieferketten...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell auf Höhenflug trotz drohender US-Handelszölle
07.07.2025

Der DAX überrascht mit einem starken Anstieg über 24.000 Punkte – und das trotz drohender US-Zölle. Wie reagieren Investoren auf die...