Politik

In ihrem Klimawahn zerstört die EU Europas Auto-Industrie: „Wir werden eine Arbeitslosigkeit erleben, wie wir sie noch nie gehabt haben“

Neue Pläne der EU-Kommission bedeuteten faktisch ein Verbot von Verbrennungsmotoren. Mehrere gewichtige Stimmen aus der Autobranche warnen deshalb vor massiven Verwerfungen für Wohlstand und Arbeitsplätze, sollten die Pläne umgesetzt werden.
26.02.2021 11:10
Aktualisiert: 26.02.2021 11:10
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
In ihrem Klimawahn zerstört die EU Europas Auto-Industrie: „Wir werden eine Arbeitslosigkeit erleben, wie wir sie noch nie gehabt haben“
Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin ist beim Tag der Industrie des BDI bei ihrem Grußwort auf der Leinwand zu sehen. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch hat vor dem Verlust unzähliger Arbeitsplätze durch ein EU-weites Verbot von Benzin- und Dieselautos ab 2025 gewarnt. „Wir werden eine Arbeitslosigkeit erleben, wie wir sie noch nie gehabt haben. Wenn die Politiker hier den Hebel umlegen, wird es zappenduster in Deutschland“, sagte Schoch am Donnerstagabend in München bei einem Forum des Autoclubs Mobil in Deutschland, wie die dpa berichtet.

Er habe Angst, dass die Politiker in Berlin und Brüssel nur noch das Thema „Klima“ sehen. Die Folgen für Arbeitsplätze, Wohlstand und individuelle Mobilität würden ausgeblendet. „Ich warne die Politik, das Thema Klima eindimensional anzugehen und mit dem Wohlstand in Deutschland zu pokern“, sagte der BMW-Betriebsratschef.

Schoch ist nicht der erste Manager aus der Auto-Branche, der Zweifel an der klima- und industriepolitischen Strategie von EU-Kommission und Bundesregierung äußert. Vor einigen Monaten kritisierte Wolfgang Reitzle, Aufsichtsratsvorsitzender beim riesigen Zulieferer Continental, eine aus seiner Sicht „politisch gewollte Zerstörung der Autoindustrie.“

EU plant faktisches Verbot von Verbrennungsmotoren

Die von der EU-Kommission geplante Euro-7-Norm sei de facto ein Verbot des Verbrenners. Dann wären nicht nur viele Zulieferbetriebe weg vom Fenster: „Das würde einen Rums geben, was Arbeitsplätze anbelangt, wie es Deutschland noch nicht gesehen hat.“ Rund fünf Millionen Arbeitsplätze seien direkt oder indirekt von der Autoindustrie abhängig. „Was ich in Brüssel erlebe, ist nur verbieten, verbieten, verbieten“, kritisierte Schoch. China dagegen mache Industriepolitik und investiere massiv in neue Technologien.

Auch die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, lehnte die EU-Vorschläge als unrealistisch ab. Nicht jeder könne sich sofort ein neues Elektroauto leisten, außerdem fehle die Ladeinfrastruktur. „Ich habe den Eindruck, dass unsere Bedenken von der Bundesregierung geteilt werden“, sagte Müller.

Darüber, dass Elektroautos derzeit bei Weitem noch nicht marktreif sind, berichten die Deutschen Wirtschaftsnahrichten seit Jahren.

FDP-Chef Christian Lindner sagte, wenn jetzt sogar das Bundesumweltministerium einräume, dass die Vorgaben von Euro-7 physikalisch gar nicht erreichbar seien, sei das ein Schritt in die richtige Richtung. Der VDA wolle neue Autos verkaufen - aber viel einfacher wäre es, die Millionen Autos mit Verbrennermotoren auf den Straßen bald schon mit klimaneutralen, zum Beispiel mit Solarstrom hergestellten synthetischen Kraftstoffen fahren zu lassen. Die EU setze falsche Anreize, weil sie E-Fuels ausnehme und Batterieautos privilegiere.

Noch ist es nicht zu spät

Bis Ende dieses Jahres will die Europäische Kommission einen Vorschlag für neue Regeln für die künftige Abgasnorm Euro 7 vorlegen, die von der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts an für neu auf den Markt kommende Personenkraftwagen gelten soll, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Das Ziel ist es, den Ausstoß von Luftschadstoffen gegenüber der aktuellen Norm Euro 6 weiter zu verringern und Richtung null zu bringen. Für den Kommissionsvorschlag zur Euro-7- Norm gibt es bisher noch keinen Entwurf. Zudem können das Europaparlament und die Mitgliedstaaten den Vorschlag noch grundlegend ändern, bevor sie ihn annehmen.

Gleichwohl hagelte es aus der Autoindustrie schon Kritik, als im vergangenen Jahr ein Beratergremium der Kommission zwei strikte Szenarien für die neuen Grenzwerte für Schadstoffe wie dem gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxid präsentiert hatte. Laut der Branche kommen diese Szenarien einem Verbot von Benziner und Diesel gleich. Die dort vorgesehenen Grenzwerte seien so streng, dass sie mit Verbrennungsmotoren technisch kaum oder nur zu viel zu hohen Kosten zu erreichen seien. Die Kommission stellt das gar nicht in Frage, betont aber, dass das Gremium auch andere mildere Szenarien entworfen habe und auch diese nicht vom Tisch seien.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Lohnt es sich, Kryptowährungen zu besitzen?

Jeder deutsche Finanzvorstand scheint sich insgeheim diese Frage zu stellen: Kann ich einen Teil meines Kapitals in Kryptowährungen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreis-Entwicklung: 2027 sollen laut IfW die Immobilienpreise explodieren
14.09.2025

Nach dem Crash 2023 blicken Immobilienbesitzer und Interessierte nervös auf den Markt. Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, zu kaufen...

DWN
Technologie
Technologie Finnisches Start-up: „Wir bauen Computer, die es noch nie gegeben hat“
14.09.2025

Ein finnisches Start-up kassiert 275 Millionen Euro und will Computer bauen, „wie es sie noch nie gegeben hat“. Doch steckt dahinter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reichtum für alle?
14.09.2025

Da Bundeskanzler Friedrich Merz kürzlich auf dem CDU-Parteitag Niedersachen die Frage aufgeworfen hat, warum Leute, die für 530 Euro...

DWN
Finanzen
Finanzen Gefälschtes Gold: So schützen sich Anleger vor wachsenden Risiken
14.09.2025

Vertrauen allein reicht nicht: Jeder zwanzigste Käufer von Goldbarren wird getäuscht. Wir zeigen, wie Sie gefälschtes Gold erkennen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmenskrise: Generationenwechsel gefährdet deutschen Mittelstand
14.09.2025

Noch nie wollten in Deutschland so viele Unternehmensinhaber ihr Unternehmen an eine jüngere Generation abgeben oder ihren Betrieb...

DWN
Technologie
Technologie DNA-Datenspeicherung: Litauen präsentiert Technologie der Zukunft
14.09.2025

Ein litauisches Startup will Daten in DNA speichern – kompakt, langlebig, ökologisch. Die Technologie könnte Server und Clouds bald...

DWN
Politik
Politik Bahnverbindung nach Aserbaidschan: Türkei baut Teil der Neuen Seidenstraße für 2,4 Milliarden Euro
14.09.2025

Die Türkei baut eine 224 Kilometer lange Bahnverbindung nach Aserbaidschan – als Teil der Neuen Seidenstraße. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China jenseits der Schlagworte: Ein Insider berichtet – Megastädten und ländliche Transformation
14.09.2025

Uwe Behrens hat 27 Jahre in China und Indien gelebt und gearbeitet – lange bevor Schlagworte wie „Belt and Road Initiative“ bekannt...