Unternehmen

Tausend neue Tankstellen: China legt beim Rennen um die Wasserstoff-Vorherrschaft den Turbo ein

Deutschland soll international die Nummer eins im Zukunftsmarkt Wasserstoff werden. Doch wird China ein immer stärkerer Konkurrent - und hat einen wichtigen Vorteil.
14.03.2021 13:07
Lesezeit: 2 min
Tausend neue Tankstellen: China legt beim Rennen um die Wasserstoff-Vorherrschaft den Turbo ein
Der chinesische Öl-Riese Sinopec will auch beim Wasserstoff-Geschäft hoch hinaus. (Foto: dpa) Foto: Alex Hofford

Die Volksrepublik forciert das Tempo bei der Entwicklung des Wasserstoff-Marktes. Der chinesische Öl- und Chemie-Riese "Sinopec" will bis Mitte des laufenden Jahrzehnts weitere 1.000 Tankstellen für den alternativen Antrieb in Betrieb nehmen. Dies hat der Präsident des staatlichen Unternehmens, Ma Yongsheng, auf einer Konferenz in Peking in Aussicht gestellt. „Wir wollen uns im Rahmen des 14. Fünf-Jahresplans zu einem integrierten Dienstleister für Kunden entwickeln, die aus dem Öl- und Gas-, Wasserstoff- und dem Nichtöl-Bereich stammen“, fügte der Manager hinzu.

Zur Einordnung: Damit würde das Reich der Mitte im internationalen Vergleich in der Tabelle der Länder mit den meisten Wasserstoff-Tankstellen auf Platz eins vorstoßen. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis Mitte des Jahrzehnts 400 Wasserstoff-Tankstellen zu bauen. Im November 2019 hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Vorstellung seines Aktionsplans, der in den kommenden Jahren Investitionen in Milliarden-Euro-Höhe vorsieht, gesagt: „Wir wollen, dass Deutschland beim Wasserstoff die Nummer eins wird."

Die Chinesen hingegen stützen sich auf zwei strategische Dokumente, die vorgeben, wie sich die Wasserstoff-Industrie entwickeln soll. Das erste nennt sich „Entwicklungsplan für die neue Energiefahrzeug-Industrie 2021-2035", während das zweite Konzept einen noch sperrigeren Namen trägt: „Die Bekanntmachung über die Einführung von Demonstrationsanwendungen für Brennstoffzellenfahrzeuge“. Beide wurden im vergangenen Jahr erstmals vorgestellt, also später als der deutsche Plan.

Wie wenig die Industrie bisher in China entwickelt ist, wird auch an der Zahl der Wasserstoff-Autos deutlich, die bislang über die Straßen des riesigen asiatischen Landes fahren: So gibt es gerade einmal rund 7.300 Fahrzeuge, womit die Asiaten allerdings noch mehr aufweisen als Deutschland. Hierzulande sind nämlich nicht wenig mehr als 500 zugelassen, wie aus den Statistiken des Kraftfahrzeugbundesamtes KBA vom Oktober 2020 zu entnehmen ist. Dass die Zahlen so gering sind, ist aber kein Wunder. Denn weltweit fahren auch nicht mehr als 18.000.

Immerhin hat China im März des vergangenen Jahres einen wichtigen Meilenstein erreicht, um die Industrie zu entwickeln. Da hat Sinopec eine Reinigungsanlage für Wasserstoff in Betrieb genommen, die pro Tag eine halbe Tonne verarbeitet. Das Unternehmen stellt pro Jahr insgesamt 3,5 Millionen Tonnen her.

Und gerade dies könnte für China der entscheidende Vorteil gegenüber Deutschland sein: Denn das asiatische Land verfügt über eigene Kapazitäten, um Wasserstoff herzustellen. Deutschland hingegen wird den Rohstoff importieren müssen, weil es nicht über genügend eigene Quellen verfügt. China stellt nicht nur Autos mit dem alternativen Antrieb her und errichtet sich gerade ein Netz von Tankstellen, sondern kann den Wasserstoff sogar noch selbst herstellen. Der Umstand, dass Deutschland den Rohstoff importieren muss, könnte seinen Wasserstoff-Ambitionen noch zum Verhängnis werden.

Zur weiteren Einordnung:

Ende Juni 2020 verfügte das Reich der Mitte gerade einmal über 27 Wasserstoff-Zapfsäulen und lag damit weltweit im oberen Mittelfeld. Die Nummer eins war Japan (114), gefolgt von Deutschland (84) und den USA (45). Grundsätzlich ist in allen Ländern die Entwicklung des Tankstellen-Netzes für den alternativen Antrieb immer noch sehr dürftig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren: Bolt bringt chinesische Technologie nach Europa
26.12.2025

Europa erlebt eine neue Phase im Wettbewerb um autonome Mobilität, da chinesische Technologieanbieter zunehmend mit großen...

DWN
Panorama
Panorama Die spektakulärsten Weihnachtsbäume weltweit: Wenn Tradition zur Show wird
26.12.2025

Lichtermeere, Rekordhöhen und ungewöhnliche Kulissen: Rund um den Globus werden Weihnachtsbäume zu echten Spektakeln. Von italienischen...

DWN
Immobilien
Immobilien The Line: Saudi Arabiens hochgestapelte Megacity quer durch die Wüste
26.12.2025

Eines der wohl ambitioniertesten und innovativsten Infrastrukturprojekte unserer Zeit ist The Line. Die von Saudi-Arabien geplante...

DWN
Finanzen
Finanzen Dotcom-Blase der 1990er: Wie Spekulationen den Markt auf den Kopf stellte
26.12.2025

Die späten 1990er Jahre waren geprägt von einem beispiellosen Börsenboom im Technologiesektor, der als Dotcom-Blase bekannt wurde....

DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...