Der Autobauer BMW geht trotz Corona-Unsicherheiten mit Zuversicht in das neue Jahr und zieht bei der Elektrostrategie das Tempo an. Vorstandschef Oliver Zipse rechnet wieder mit mehr Schwung in den Geschäften, die Gewinne sollen deutlich zulegen, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. In der wichtigen Autosparte peilen die Münchener wieder eine Marge wie zuletzt vor der Krise an - gleichzeitig schärft Zipse bei den Zielen für die Elektroantriebe in diesem Jahrzehnt nach.
BMW will vor Zinsen und Steuern in der Autosparte wieder 6 bis 8 Prozent vom Umsatz als Gewinn behalten. Vergangenes Jahr war die Marge von zuvor schon ungewohnt schwachen 4,9 auf 2,7 Prozent eingebrochen, weil im Frühjahr in Europa wochenlang kaum Autos verkauft werden konnten. In der zweiten Jahreshälfte hatte sich das Geschäft aber schon wieder deutlich gebessert, vor allem im größten Einzelmarkt China. Analysten hatten mit einer Prognose in dieser Größenordnung gerechnet. Auch Konkurrent Daimler hatte sich für das Pkw- und Vans-Geschäft für dieses Jahr wieder spürbar mehr zugetraut.
"Wir sind mit hoher Dynamik in das neue Jahr gestartet und wollen schnellstmöglich wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen - und darüber hinausgehen", sagte Zipse laut Mitteilung. "2021 steht für uns im Zeichen des Wachstums. Gleichzeitig sind wir darauf vorbereitet, flexibel zu reagieren", sagte Finanzchef Nicolas Peter. Eigentlich strebt BMW in der Autosparte strategisch eine Marge von 8 bis 10 Prozent an, hatte aber schon vor der Corona-Krise wegen hoher Kosten für neue Modelle und neue Technik etwas weniger veranschlagt.
Die BMW-Aktien legten zum Handelsstart als Dax-Spitzenreiter um 3,7 Prozent zu. Geschäftszahlen für 2020 hatte BMW bereits vergangene Woche vorgelegt. Seit Anfang November hat die Aktie wie auch andere im Sektor deutlich zugelegt und über ein Drittel an Wert gewonnen, auch weil es seit Anfang März nochmal mehr Rückenwind an der Börse gab. Allerdings hat die VW-Vorzugsaktie seitdem wegen anziehender Fantasie rund um die Elektrooffensive der Wolfsburger rund zwei Drittel gewonnen, Erzrivale Daimler auch dank seiner geplanten Aufspaltung rund 60 Prozent.
Zipse will nun auch stärker ins Rampenlicht rücken, was BMW in Sachen Elektro über das kommende Jahrzehnt vorhat. Investoren honorieren in jüngster Zeit auch wegen des Höhenflugs des US-Elektropioniers Tesla Elektroambitionen von Autokonzernen stärker. Bereits am Vortag wurde bekannt, dass der BMW-Chef im Jahr 2030 beim weltweiten Absatz mit mindestens 50 Prozent Anteil von vollelektrischen Modellen rechnet.
Neue E-Modelle
Dieses Jahr bringt BMW mehrere reine Batterieautos auf den hiesigen Markt, darunter der erste vollelektrische SUV iX3 und später auch das noch größere Technologieflaggschiff iX, ebenfalls ein Stadtgeländewagen. 2023 will BMW in 90 Prozent seiner heutigen Marktsegmente mit einem vollelektrischen Modell vertreten sein. "Wir gehen mit unserem vollelektrischen Angebot bewusst in die Breite und bleiben nicht in der Nische", sagte Zipse.
"Für die kommenden Jahre haben wir einen klaren Fahrplan, um die Transformation unserer Branche zu einem echten Wettbewerbsvorteil für BMW zu machen", sagte Zipse. Auch dank nochmal deutlich erhöhter staatlicher Förderung zog die Nachfrage nach den Strom- und Hybridautos schon 2020 spürbar an. Die Autohersteller hatten nicht zuletzt wegen schärferer EU-Abgasvorschriften beim klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) auch ihr Angebot ausgeweitet.
BMW rechnet dieses Jahr insgesamt mit einem Absatz von Autos, der um 5 bis 10 Prozent über dem Vorjahreswert von 2,3 Millionen Fahrzeugen liegt. Das Konzernergebnis vor Steuern soll "deutlich" zulegen - also um mindestens 10 Prozent. Vergangenes Jahr war es um ein gutes Viertel auf 5,2 Milliarden Euro gesunken.
BMW will weiter sparen und die Mitarbeiterzahl um bis zu 5 Prozent senken. Dazu setzt das Unternehmen weiter auf die laufenden Programme zur Frühverrentung und besetzt Stellen nicht nach. Bereits 2020 fiel die Mitarbeiterzahl um gut 5000 auf 120 726. Fünf Prozent weniger würden dieses Jahr damit einen Wegfall von bis zu weiteren 6000 Stellen bedeuten
Volkswagen ist E-Vorreiter
Europas größter Autobauer Volkswagen hat bei seinem Batteriepartner Northvolt Akkus für einen Milliardenbetrag bestellt. VW platzierte bei den Schweden einen Auftrag zur Lieferung von Batterien im Volumen von über 14 Milliarden US-Dollar (11,7 Mrd Euro) über die kommenden zehn Jahre und erhöht auch seinen Anteil am Unternehmen, wie Northvolt am Montag anlässlich einer erweiterten Partnerschaft zwischen den Unternehmen in Stockholm mitteilte. Damit steigt das Gesamtauftragsvolumen in den Northvolt-Büchern auf über 27 Milliarden Dollar.
Volkswagen will im Rahmen seiner eigenen Batteriestrategie von den Schweden in Europa vor allem Hochleistungsbatterien für teurere Autos beziehen. Die Batteriefertigung in Salzgitter, bisher über ein Gemeinschaftsunternehmen betrieben, kommt komplett in die Hände von VW, weil Northvolt seine Anteile an VW abgibt. An dem niedersächsischen Standort sollen vorwiegend die Batteriezellen für den Einsatz in Massenmodellen gefertigt werden. VW wird nach Worten von Northvolt-Chef Peter Carlsson in kommenden Finanzierungsrunden auch weitere Investitionen in die schwedische Firma tätigen.
VW hatte am Montag angekündigt, in Europa bis 2030 mit Partnern sechs "Gigafabriken" für die Batteriezellproduktion hochziehen zu wollen und die Produktionskapazität so auf zusammen 240 Gigawattstunden jährlich zu erhöhen. Dazu gehört auch das Northvolt-Werk in Skellefteå und das Eigene in Salzgitter, deren geplante Kapazitäten ausgebaut werden. Für die restlichen vier Fabriken in Planung prüft VW derzeit Standorte und Partner.