Marktbericht
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Neue Technologien für die sichere Auslieferung von COVID-19-Impfstoffen

Lesezeit: 3 min
23.03.2021 09:00
Die schleppende Impfkampagne verärgert nicht nur die Bevölkerung sondern auch die Wirtschaft. Die Welt steht vor einer logistischen Herausforderung. Neue Technologien sollen bei der Impfstoffversorung helfen.
Neue Technologien für die sichere Auslieferung von COVID-19-Impfstoffen

Ein Gastkommentar:

Die Corona-Pandemie hat das Wirtschaftsgeschehen heftig getroffen und massiv beeinträchtigt. Die vom Kanzleramt vorgeschlagene Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April lässt viele Wirtschaftszweige weiterhin frustriert. Dabei wurde viel investiert, um die Impfungen schnell voran zutreiben, nicht nur von Regierungen und Pharmaunternehmen, sondern auch vonseiten der Wirtschaft. Das Vertrauen ist angeschlagen. Daher wollen vor allem größere Unternehmen die Sache nun selbst in die Hand nehmen. Betriebsärzte sollen eingestellt werden, um Beschäftigte zu impfen.

Mit Zulassung des ersten COVID-19-Impfstoffs von Pfizer und Biontech, wartete die Welt gespannt darauf, dass das Leben wieder seinen gewohnten Weg geht. Neben dem Vakzin von Pfizer/Biontech gibt es mittlerweile drei weitere Mittel von Moderna, AstraZeneca und neuerdings auch von Johnson & Johnson. Warum geht es also nicht schneller mit dem Impfen voran?

Herausforderungen bei der globalen Impfstoffverteilung

Bereits im Jahr 2018 berichtete die WHO, dass weltweit mehr als die Hälfte aller Impfstoffe aufgrund mangelnder Kühllagerung verschwendet werden. Dabei ging es nur um Impfstoffe, die gekühlt oder bei normalen Gefriertemperaturen aufbewahrt werden müssen.

Der Corona-Impfstoff von Pfizer/Biontech gilt als besonders heikel. Das Vakzin muss bei extremen Minus-Temperaturen (-60 bis -90 Grad) transportiert und gelagert werden. Spezielle Gefrierschränke sind dafür notwendig und auch effektive Kühlketten für den Transport müssen gegeben sein. Ein logistischer Aufwand. In Sachen Kühlung lockern nun US-Behörden. Die US-Arzneimittelaufsichtsbehörde FDA hat jetzt ihre Vorschriften zur Lagerung des Corona-Impfstoffs von Pfizer/Biontech gelockert. Die Entwickler teilten mit, dass der Impfstoff auch bei einer Lagerung von -25 bis -15 Grad stabil sei, bis maximal zwei Wochen. Trotz der Lockerung gilt nach wie vor, dass eine durchgehende Kühlung gegeben sein muss, um die Wirksamkeit des Vakzins nicht zu beeinträchtigen.

Weiterhin sind Echtzeit-Logistikdaten, Standortverfolgung und Informationen zu Bewegungen entscheidend, um den Versandfortschritt, die Produkttemperatur und andere Bedingungen zu überwachen.

Innovationen für die Logistik sind gefragt

Diesem logistischen Albtraum hat sich das finnische Start-Up-Unternehmen Logmore gestellt, welches sich mit innovativen Daten-Trackingsystemen in der Logistik befasst. Zusammen mit dem deutschen Logistikunternehmen DHL will Logmore seinen Beitrag dazu leisten, Vakzine auf der ganzen Welt sicher und effektiv zu verteilen. Bis Ende März sollen mehr als 7 Millionen COVID-19-Impfstoffe ausgeliefert worden sein. Diese Lieferungen, mit Ursprung in Europa, gehen mittlerweile bis zu wichtigen Verkehrsknotenpunkten in Südostasien. Im weiteren Verlauf des Frühlings und Sommers planen DHL und Logmore, die Zusammenarbeit auszubauen.

Das Start-Up hat sich speziell mit dem Problem des Transports und der Lagerung von COVID-19-Impfstoffen auseinandergesetzt und ein neues Produkt auf den Markt gebracht, Logmore Dry Ice. Um die Wirksamkeit der Impfstoffe in der gesamten Kühlkette zu gewährleisten, müssen die Glieder der Kühlkette effektiv mit konformen, temperaturkontrollierten Verpackungslösungen verbunden werden. Üblicherweise werden die Vakzine in Trockeneisboxen versendet, um eine angemessene Kühlung zu gewährleisten. Logmore Dry Ice überwacht die Temperatur aller Kühlkettensendungen einschließlich der üblichen Kühlschranktemperaturen (2 bis 8 Grad) bis hin zu Tiefkühlwerten von -100 Grad.

"Der COVID-19-Impfstoff wird auf der ganzen Welt transportiert - in Flugzeugen, in Lastwagen, durch verschiedene Lagerhäuser und bei tropischen Temperaturen", sagte Niko Polvinen, COO von Logmore, in einer Erklärung. "Wir müssen sicherstellen, dass jeder Impfstoff sicher verwendet werden kann und die Person, die ihn erhält, schützt."

Nachdem die COVID-19-Impfstoffe entwickelt wurden, müssen sie nun schnellstmöglich in alle Teile der Welt versand werden. Die Lieferung erfolgt vermehrt über den Luftfrachtweg. Diese Art des Transports birgt jedoch Risiken. So teilt der Internationale Luftverkehrsverband (IATA) mit, dass rund 25 % der Impfstoffe aufgrund von Unfällen in der Regel in einem unterdurchschnittlichen Zustand ankommen und 20 % der temperaturempfindlichen Produkte aufgrund von Kühlkettenproblemen beschädigt werden. Logistikdaten können diese Statistiken erheblich reduzieren, indem sie die Transparenz in der gesamten Lieferkette verbessern.

Datenerfassung zur Sicherung der Lieferkette

Es gibt viele Möglichkeiten der Datenerfassung, auf die sich die Logistikbranche im Laufe der Jahre verlassen hat, um Informationen über die Versandbedingungen zu sammeln.

Sogenannte "aktive Logger", die ständig Daten übertragen, sind in der Luftfracht aufgrund von Interferenzen mit Flugzeuginstrumenten nicht zulässig. "Passive Logger", die Daten bei Bedarf übertragen, haben verschiedene Methoden zur Auswahl. Diejenigen die Kabelverbindungen (z. B. USB) verwenden, sind für einen Betrieb dieser Größenordnung nicht geeignet. Benutzer von Funkwellen (z. B. RFID und Bluetooth) sind teuer, benötigen spezielle Hardware und Netzwerkinfrastruktur und arbeiten in geschlossenen Systemen, die sich nicht gut in andere integrieren lassen. Außerdem sind sie anfällig für Übertragungsstörungen und Probleme mit der Batterielebensdauer. Die QR-Logger-Lösung, wie die von Logmore, ist luftfrachtfreundlich, billiger, offener, hält länger und kann Daten zuverlässiger übertragen. So werden Daten über Temperatur, Feuchtigkeit, Licht, Stöße und Neigung werden während des Transports gemessen und an dynamische QR-Codes weitergegeben. Zum Abruf dieser Daten bedarf es keiner teueren technischen Ausrüstung, sonder ganz einfach nur einem Smartphone. Daher haben DHL und Logmore sich zusammen geschlossen, um sich gemeinsam der logistischen Herausforderung des Impfstoffsversand zu stellen.

Weiterhin teilte Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post DHL Group, mit: "Als globaler Logistikdienstleister mit umfassender Erfahrung und Fachkompetenz in der zeitgerechten und zielgenauen Beförderung erfolgskritischer Güter ist es uns ein Anliegen, diesen Prozess mitzugestalten. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, die zugehörigen Systeme zu verbessern und sicherzustellen, dass medizinische Güter jederzeit dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden". Die DHL brachte im September 2020 eigens, einen Bericht über stabile Lieferketten für Impfstoffe in der Covid-19-Pandemie heraus.

Wie geht es weiter?

Die aus den jüngsten Herausforderungen gewonnenen Erkenntnisse und die getätigten Investitionen geben Hoffnung, dass die globale Logistikbranche gut für die Zukunft gewappnet ist. Die neu gebauten Systeme und Prozesse ermöglichen unterschiedliche Frachttypen und -volumina. Zu den größten Veränderungen an der vorhandenen Infrastruktur gehört der Ausbau der kommerziellen Passagierflugzeuge für die Beförderung von Luftfracht. Weiterhin wird auf globale Kooperationen, wie der zwischen DHL und Logmore gesetzt, um Regierungen und öffentliche Gesundheitsorganisationen zu unterstützen.

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