Wirtschaft

Biden kündigt nächstes Billionen-Paket an

Kurze Zeit, nachdem ein gigantisches Hilfspaket in Höhe von 1,9 Billionen Dollar verabschiedet wurde, plant die US-Regierung das nächste Investitionsprogramm in doppelter Höhe.
31.03.2021 14:58
Aktualisiert: 31.03.2021 14:58
Lesezeit: 3 min
Biden kündigt nächstes Billionen-Paket an
US-Präsident Joe Biden. (Foto: dpa) Foto: Evan Vucci

Nach der Verabschiedung eines neuen Corona-Hilfsprogramms in Höhe von 1,9 Billionen Dollar will US-Präsident Joe Biden nun nochmal etwa die doppelte Summe für einen Richtungswechsel der Wirtschaft in die Hand nehmen. Der erste Schritt dazu sollte am Mittwochnachmittag (Ortszeit; später Abend MESZ) erfolgen: Der Demokrat stellt Einzelheiten eines etwa 2,3 Billionen Dollar schweren Infrastruktur-Programms vor, das unter anderem die Sanierung Zehntausender Kilometer Straße und Förderung der Elektro-Mobilität vorsieht. Ein zweiter Schritt soll im Aprils folgen und sich insbesondere mit dem Gesundheitssystem befassen. Insgesamt sind etwa vier Billionen Dollar veranschlagt.

Die Infrastrukturpläne sehen neben klassischen Projekten wie Brückensanierung auch den Btreitband-Ausbau und die Versieglung von Öl-Quellen vor. Sie enthalten Maßnahmen gegen den Klima-Wandel und für eine bessere Versorgung von älteren Bürgern und Amerikanern mit Behinderungen. Zur Finanzierung sollen zunächst ausschließlich die Unternehmen herangezogen werden, wie aus Regierungskreisen vor der formellen Ankündigung verlautete. Dazu sollen unter anderem die unter Ex-Präsident Donald Trump von 35 auf 21 Prozent gesenkte Unternehmenssteuer auf 28 Prozent angehoben und jegliche Förderung von fossilen Brennstoffen gestrichen werden. Entgegen Bidens Wahlversprechen sind zunächst keine höheren Steuern für reiche Amerikaner vorgesehen. Sprecherin Jen Psaki machte beim Sender CNN klar: "Es geht um mehr als nur um Straßen, Eisenbahnen und Brücken." Teil des Infrastrukturprogramms sei auch der Breitbandausbau und die Sanierung des Wasserversorgungssystems.

Die Pläne stießen schon vor Bidens Rede in der vom Strukturwandel geplagten Industriestadt Pittsburgh auf Kritik. Die US-Handelskammer nannte die Steuerpläne "gefährlich fehlgeleitet". Vielmehr sollten die Nutzer der Infrastruktur für sie zahlen. Auch politisch muss Biden mit Widerstand rechnen. Seine Demokraten haben besonders im Senat nur eine kleine Mehrheit. Zwar unterstützen die meisten Kongressabgeordneten generell Investitionen in die Infrastruktur. Allerdings gibt es Streit über die Gesamtsumme. Zudem zeigten sich Republikaner besorgt, dass die Demokraten über das Infrastrukturpaket einen massiven Ausbau des Sozialstaates vorantreiben wollten. "Wenn sie nur einen Kuhfladen in ein Bonbon verpacken wollen, bin ich nicht dabei", sagte der einflussreiche republikanische Abgeordnete Garret Graves am Dienstag

Der republikanische Minderheitsführer Mitch McConnell sagte am Dienstag: "Diese neue demokratische Regierung bewegt sich in die falsche Richtung." Die geplanten Ausgaben seien zu hoch und die Wirtschaft erhole sich von der durch die Corona-Pandemie verursachten Krise "von selbst". McConnell kritisierte auch Bidens Plan, die Ausgaben über die Anhebung der Unternehmenssteuer zu finanzieren.

Bidens Demokraten hatten zur Bekämpfung der Corona-Krise erst Anfang des Monats ein rund 1,9 Billionen Dollar schweres Konjunkturpaket im Kongress durchgesetzt, was fast zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA entsprach. Sie bedienten sich dabei eines Vermittlungsverfahrens für Haushaltsgesetze, damit das Paket mit der knappen Mehrheit der Demokraten beschlossen werden konnte.

Die Kernpunkte des neuen Programms

650 MILLIARDEN FÜR STRASSE, SCHIENE UND VERKEHR

Mehr als 30.000 Kilometer Straße und 10.000 Brücken sollen saniert werden. Von dem Geld sollen zudem 174 Milliarden Dollar für die Förderung der Elektro-Mobilität durch Rabatte für Käufer sowie bessere inländische Lieferketten verwendet werden. Der Nahverkehr soll 85 Milliarden Dollar erhalten, die Bahn Amtrak 80 Milliarden. An die Flughäfen sollen 25 Milliarden Dollar gehen, 17 Milliarden an Wasserstraßen und Häfen. Vorgesehen sind ferner 20 Milliarden Dollar für die Straßensicherheit, um Radfahrer und Fußgänger besser zu schützen. Schließlich sind 25 Milliarden Dollar für "ambitionierte" Verkehrsprojekte vorgemerkt, die "zu groß für die gegenwärtigen Förderprogramme sind".

650 MILLIARDEN FÜR WOHN-INFRASTRUKTUR

Hier stehen Breitband, das Stromnetz und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser auf dem Programm. Unter anderem sollen alle noch verbliebenen Blei-Leitungen ersetzt werden, die dem Präsidialamt zufolge noch bis zu zehn Millionen US-Haushalte versorgen. Zwei Millionen Wohnungen und Krankenhäuser für Veteranen sollen gebaut oder bestehende saniert werden. Insgesamt 100 Milliarden Dollar sind für die Modernisierung oder den Neubau von öffentlichen Schulen eingeplant. In diesen Abschnitt gehört auch die Versieglung von Öl- und Erdgas-Quellen sowie alter Bergbaustätten, auch mit Blick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen.

580 MILLIARDEN FÜR INDUSTRIE, AUSBILDUNG UND FORSCHUNG

Hier sind 180 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung im Bereich sauberer Energie sowie 50 Milliarden für die Chip-Produktion im Inland eingeplant. Weitere Gelder in nicht bezifferter Höhe sollen für Anreize genutzt werden, neue Stellen in traditionellen Kohle-Regionen zu schaffen und die Lieferketten in den USA auszuweiten.

400 MILLIARDEN FÜR DIE PFLEGE

Einer von sechs Mitarbeitern in kritischen Pflegeberufen lebt der Biden-Regierung zufolge in Armut. Das Programm sieht den Bau oder die Finanzierung von Einrichtungen für Hunderttausende ältere Bürger und Menschen mit Behinderungen vor, um "gut bezahlte" Pflegestellen zu schaffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...