Finanzen

Nutzt China den Bitcoin als Finanzwaffe gegen den US-Dollar?

PayPal-Mitbegründer Peter Thiel hat die US-Regierung aufgefordert, Chinas Beziehung zu Bitcoin aus einer geopolitischen Perspektive neu zu bewerten. Tatsächlich scheint Bitcoin China in die Hände spielen.
11.04.2021 10:30
Lesezeit: 2 min

Peter Thiel, Mitbegründer des PayPal und einflussreicher Risikokapitalgeber im Silicon Valley, hat davor gewarnt, dass die chinesische Regierung den Bitcoin unterstützen könnte, um auf diese Weise die Außenpolitik sowie die Währungspolitik der Vereinigten Staaten zu untergraben. Seiner Ansicht nach hat China in der Vergangenheit auch versucht, den Euro im Kampf gegen den US-Dollar zu instrumentalisieren.

China könnte Bitcoin als ein Werkzeug betrachten, um die Vorherrschaft des US-Dollars zu untergraben, sagte Thiel bei einer Veranstaltung, die von der Richard Nixon Foundation organisiert wurde und bei der auch der ehemalige US-Außenminister Mike Pompeo und der ehemalige nationale Sicherheitsberater Robert O'Brien eine Rede hielten (beide gehörten der Trump-Regierung an).

"Die Chinesen mögen es nicht, dass die USA diese Reservewährung haben, weil es den USA eine Menge Einfluss auf die Öl-Lieferketten und alle möglichen Dinge gibt", zitiert Bloomberg den Risikokapitalgeber. Thiel ist ein langjähriger Befürworter von Bitcoin, doch er räumt ein, dass die älteste und wichtigste Kryptowährung möglicherweise auch den chinesischen Interessen in die Hände spielt.

Thiel hat in Vergangenheit wiederholt die großen amerikanischen Technologiekonzerne Google, Apple und Facebook kritisiert, da diese mit Peking gefährliche Geschäfte machen, etwa im Bereich der Überwachung und Zensur. Im Jahr 2018 verließ er das kalifornische Silicon Valley, wo die großen US-Technologiekonzerne ansässig sind und sagte, dass es zu einem "Einparteienstaat" geworden sei.

"Auch wenn ich ein Befürworter von Kryptowährungen und allen voran von Bitcoin bin, frage ich mich, ob man Bitcoin an diesem Punkt auch teilweise als chinesische Finanzwaffe gegen die USA betrachten sollte", so Thiel weiter. Denn zwar bedrohe Bitcoin alle Fiatwährungen der Welt, doch es bedrohe "vor allem den US-Dollar".

Thiel spielte auf die chinesischen Bemühungen in den letzten Jahren an, den Ölhandel in Euro zu denominieren, um auf diese Weise die globale Stellung des Dollars zu untergraben. "Ich denke, man kann den Euro als Teil einer chinesischen Waffe gegen den Dollar betrachten - im letzten Jahrzehnt hat das nicht wirklich funktioniert, aber China hätte gerne zwei Reservewährungen gesehen."

Der Risikokapitalgeber spekulierte zudem, dass China gar nicht wirklich darauf abzielt, dass seine eigene Währung, der Renminbi, die globale Reservewährung wird. Denn in diesem Fall müsste die chinesische Regierung "ihre Kapitalkonten öffnen" müsste, neben anderen Maßnahmen, "die sie wirklich nicht durchführen wollen."

Daraus folgert er, dass China in der Unterstützung von Bitcoin ein elegantes Mittel sieht, um das Ansehen des Dollars international zu schwächen. "China arbeitet darauf hin, um den Dollar zu schwächen, und China setzt auf Bitcoin. Vielleicht sollten die USA aus geopolitischer Sicht ein paar härtere Untersuchungen anstellen, wie genau das funktioniert."

Tatsächlich ist China seit vielen Jahren die unangefochtene weltweite Nummer 1 beim Bitcoin-Mining. Die Mining-Unternehmen in dem Land stehen Stand April 2020 für rund 65,1 Prozent der weltweiten Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks, der sogenannten Hashrate, mit großem Abstand vor den USA (7,2 Prozent), Russland (6,9 Prozent) und Kasachstan (6,2 Prozent).

Mehr zum Thema:

Dollar-Anteil an globalen Währungsreserven fällt auf tiefsten Stand seit 1995

Gefährliche Lage: China hält Manöver vor Taiwan ab, USA lassen Flugzeugträger auffahren

China zwischen Bewunderung und Argwohn, Teil 1: Ein anderes Menschenbild als im Westen

IWF und Notenbanken erwägen Schlag gegen dezentrale Kryptowährungen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
29.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Politik
Politik Gewalttaten nehmen zu: Über 46.000 Fälle von Gewalt gegen Polizisten
29.12.2025

Angriffe, Widerstand, Körperverletzung: Die Zahl registrierter Gewalttaten gegen Polizisten ist auch 2024 weiter angestiegen. Schwarz-Rot...

DWN
Finanzen
Finanzen Kosten der Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen - Bürgergeld größter Block
29.12.2025

Die Ausgaben für Arbeitslosigkeit waren 2024 so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Warum die Kosten explodieren und was das für...

DWN
Politik
Politik Ökonom Fratzscher: Feiertagsdiskussion ist „Phantomdebatte“
29.12.2025

Wegfallende Feiertage: Aus Arbeitnehmersicht liegen einige Feiertage 2026 ungünstig. Linke und Grüne fordern Ersatz unter der Woche. Ein...

DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.