Wirtschaft

Sonderziehungsrechte: Kapitalspritze des IWF ist zum Scheitern verurteilt

Die Kapitalspritze des IWF in Form von Sonderziehungsrechten ist eine Mogelpackung. Denn die geplanten 650 Milliarden US-Dollar werden vor allem in die reichsten Länder der Welt fließen. Die ärmsten Länder erhalten etwa ein Prozent der Summe. In Wirklichkeit geht es aber um etwas ganz anderes.
12.04.2021 21:03
Aktualisiert: 12.04.2021 21:03
Lesezeit: 2 min
Sonderziehungsrechte: Kapitalspritze des IWF ist zum Scheitern verurteilt
Senegal, Dakar: Ein junger Mann fährt mit einem Karren über die Mbeubeuss-Mülldeponie.(Foto: dpa) Foto: Sadak Souici

Um die Zahlungsbilanzschwierigkeiten der südlichen Länder und die sinkenden Devisenreserven zu lösen, wird der IWF voraussichtlich bis Juni Sonderziehungsrechte (SZR) in Höhe von 650 Milliarden US-Dollar bereitstellen. Damit könnten in der Coronavirus-Krise vor allem besonders arme Entwicklungsländer unterstützt werden, etwa beim Kauf von Impfstoffen, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa. Was wie eine Hilfsaktion für die armen Länder ausschaut, wird sich in Wirklichkeit vor allem zum Vorteil der reichen Länder auswirken.

Während SZR den Verdienst haben, die Schuldenzahlungen nicht weiter zu belasten, dürfte der Vorschlag völlig unwirksam sein, so die Organisation „CADTM International“. Da die SZR nach Quoten der Mitgliedsländer auf der Grundlage ihres wirtschaftlichen Gewichts im IWF zugeteilt werden, würde kaum ein Prozent dieser Zuweisung an Länder mit niedrigem Einkommen gehen, verglichen mit 31,5 Prozent für Länder mit mittlerem Einkommen. Der Löwenanteil in Höhe von 67,5 Prozent würde Ländern mit hohem Einkommen zur Verfügung gestellt werden, berichtet das „Europäische Netzwerk für Schulden und Entwicklung“.

In Wirklichkeit geht es weder um irgendwelche Hilfen für die Reichen oder Armen.

Aus einer DWN-Analyse vom 13. Januar 2021 geht hervor: „Der IWF treibt seine Pläne voran, eine echte globale Währung anzubieten. Dabei könnte der SZR durch die Einführung eines digitalen „IMF Coins“ aufgewertet werden. Dies liegt daran, dass eine digitale Währung den US-Dollar als Reservewährung bei internationalen Handelsgeschäften ersetzen würde. ,Der SZR des IWF ist eine Form von ,Weltgeld‘, das 1969 als Alternative zum US-Dollar geschaffen wurde, für den Fall, dass der Dollar irgendwie versagt (…) Sie wurde von 1970 bis 1980 mehrmals ausgegeben, aber dann gab es fast 30 Jahre lang keine Emissionen mehr, bis August 2009, als Reaktion auf die letzte Finanzkrise‘, so das Portal ,Connectiv Events‘. Um den ,IMF Coin‘ als Weltleitwährung einzuführen, wird eine Konferenz benötigt, die der Bretton-Woods-Konferenz gleicht, die am 23. Juli 1944 stattfand.“

Welche Rolle spielen die Sonderziehungsrechte?

SZR sind ein internationales Reservevermögen, das 1969 vom IWF geschaffen wurde, um die offiziellen Reserven seiner Mitgliedsländer zu ergänzen und Liquiditätsunterstützung bei Zahlungsbilanzkrisen zu bieten. Der Wert des SZR basiert auf einem Korb mit fünf Währungen, dh dem US-Dollar, dem Euro, dem chinesischen Renminbi, dem japanischen Yen und dem britischen Pfund Sterling. SZR können nicht von privaten Einrichtungen oder Einzelpersonen gehalten werden, und dies hat wichtige Konsequenzen für die Art und Weise, wie sie verwendet werden können. Eine SZR-Zuweisung bietet jedem Empfängerland einen kostenlosen Vermögenswert, der keine neuen Schulden schafft und den die Länder ohne politische Konditionalität verwenden können. Sobald SZR einem Land zugewiesen wurden, werden sie als Reserven aufgeführt und stehen unter der Verwaltung der Zentralbank des Landes oder des jeweiligen Finanzministeriums. Sie können als Reserven gehalten werden, was die Ersparnisse und die Kreditwürdigkeit eines Landes stärkt. Das Land kann daher mehr und zu besseren Konditionen Kredite aufnehmen. SZR können über ein vom IWF verwaltetes System von Swaps (als Bezeichnungsmechanismus bezeichnet) gegen Hartwährung eingetauscht werden.

Wenn sie gegen eine andere Währung eingetauscht werden, können sie zur Bezahlung von Importen (Verbesserung der Zahlungsbilanz eines Landes) oder zur Bezahlung öffentlicher Investitionen verwendet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...