Deutschland

Mittelstand verzichtet wegen Corona auf Weiterbildung der Mitarbeiter

Vielen mittelständischen Firmen fehlt es in der Krise an Geld und Zeit für die Weiterbildung der Beschäftigten. Die Förderbank KfW schlägt Alarm.
19.04.2021 15:11
Aktualisiert: 19.04.2021 15:11
Lesezeit: 1 min
Mittelstand verzichtet wegen Corona auf Weiterbildung der Mitarbeiter
In der Krise gehe es für viele Unternehmen ums Überleben, erläuterte die KfW. (Foto: dpa) Foto: Frank Rumpenhorst

Mittelständische Firmen haben die Weiterbildungsangebote für ihre Beschäftigten in der Corona-Krise einer Studie zufolge zusammengestrichen. Nach der am Montag veröffentlichten Analyse der staatlichen Förderbank KfW lag die Weiterqualifizierung bei der Hälfte aller Mittelständler, das waren rund 1,89 Millionen Unternehmen, im vergangenen Jahr auf Eis. KfW und Mittelstandsverband BVMW fürchten um die Wettbewerbsfähigkeit von kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland.

«Die betriebliche Weiterbildung wurde im Jahr 2020 durch die Corona-Krise hart ausgebremst, weil es vielen Unternehmen an Geld, Zeit und Planungssicherheit mangelt», erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. So reduzierten 38 Prozent der kleinen und mittleren Firmen die Weiterbildungsaktivitäten für ihre Belegschaft, gut jedes zweite davon (20 Prozent) auf null, wie aus der Befragung im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels hervorgeht. Weitere 29 Prozent der Mittelständler führten unverändert gar keine Fortbildung durch. Zuvor hatte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Montag) darüber berichtet.

In der Krise gehe es für viele Unternehmen ums Überleben, erläuterte die KfW. Der Studie zufolge hat jeder zweite Mittelständler, der sich in seiner Existenz bedroht sieht (25 Prozent), die Weiterbildung der Belegschaft eingestellt. Ein weiteres Problem: Fortbildungen finden normalerweise überwiegend als Präsenzveranstaltung statt. Das ist in der Pandemie nur schwer mit dem Infektionsschutz vereinbar. Digitale Weiterbildungsangebote lassen sich der KfW zufolge nicht ohne Weiteres beliebig ausweiten.

Köhler-Geib fürchtet angesichts der Entwicklung um die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes, der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt. «Fehlende Kompetenzen der Beschäftigten sind eine der größten Hürden der Digitalisierung im Mittelstand.» Schon vor der Krise habe ein Drittel der Unternehmen Engpässe bei Digitalkompetenzen gehabt.

«Ohne eine erhebliche Steigerung der Weiterbildungsaktivitäten – am besten noch während der Krise – wird die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands Schaden nehmen», mahnte Köhler-Geib. Die Unternehmen seien mehr als zuvor auf Unterstützung bei der Weiterbildung angewiesen. Hierzu könnte neben Förderkrediten und Kostenerstattung auch eine steuerliche Förderung von Weiterbildungsausgaben gehören, regte die Ökonomin an.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) befürchtet, das ohne verstärkte Anstrengungen in der Weiterbildung insbesondere bei den Digitalkompetenzen in den kommenden Jahren eine wachsende Qualifikationslücke droht. «Jetzt bedarf es zusätzlicher Hilfen des Staates, um die Weiterbildungsaktivitäten im Mittelstand während der Krise zu fördern», sagte BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger. Der Verband schlug Förderkredite und steuerliche Erleichterungen vor.

Die Unternehmen selbst sehen den Angaben zufolge ebenfalls Weiterbildungsbedarf, besonders bei Digitalkompetenzen. Knapp die Hälfte der Mittelständler (46 Prozent) hatte in diesem Bereich zu Beginn dieses Jahres mittleren oder großen Bedarf. Das ist den Angaben zufolge inzwischen mehr als bei den berufsfachlichen Kernkompetenzen (44 Prozent) oder jedem anderen Thema.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

 

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...