Politik

Islamisten-Angriff zwingt Ölkonzern Total zum Rückzug aus Mosambik

Der Ölkonzern Total hat ein Projekt zur Förderung von Erdgas in Mosambik auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
27.04.2021 14:48
Aktualisiert: 27.04.2021 14:48
Lesezeit: 2 min
Islamisten-Angriff zwingt Ölkonzern Total zum Rückzug aus Mosambik
Ein verletzter Mann wird in der Provinzhauptstadt aus einem Flugzeug getragen, nachdem er zusammen mit anderen evakuiert wurde. In Mosambik sind nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) annähernd eine Million Menschen infolge von Terror und Gewalt vom Hunger bedroht. (Foto: dpa) Foto: Dave Lepoidevin

Angesichts der angespannten Sicherheitslage im Norden von Mosambik zieht der französische Energiekonzern Total die Mitarbeiter von seinem milliardenschweren Flüssiggasprojekt komplett ab. Das gab das Unternehmen am Montag in Paris bekannt. Direkt betroffen sind nach früheren Berichten rund 1000 Mitarbeiter - Total selbst nannte keine Zahl. Agostinho Vuma, der Präsident von Mosambiks Unternehmerverband, hatte den Gesamtschaden für die Volkswirtschaft des ostafrikanischen Landes durch den sich abzeichnenden Stopp bereits vergangene Woche mit rund 90 Millionen Dollar beziffert.

Nach seinen noch vorläufigen Schätzungen müssten nun rund 410 Betriebe aus dem Umfeld der Gasförderung in Cabo Delgado - vom Zulieferer über den Sicherheitsdienst bis hin zum Lodgebesitzer - ihren Betrieb einstellen. Rund 56 000 Menschen würden dadurch arbeitslos. Die Stadt Palma im Norden des südostafrikanischen Landes wurde am 24. März von islamistischen Rebellen überfallen. Total ist in der Region an einem knapp 17 Milliarden Euro teuren Flüssiggasprojekt beteiligt. Angesichts der Umstände nutzt Total nun den rechtlichen Begriff der "höheren Gewalt".

Das Unternehmen hoffe, dass es der Regierung des Landes und internationalen Partnern gelingen werde, wieder Sicherheit zu gewährleisten, hieß es in der Mitteilung. Die geplante Gasförderung war in Mosambik mit großen Hoffnungen auf einen nachhaltigen Entwicklungsschub verknüpft. Die Regierung bestätigte den für eine unbestimmte Zeit verkündeten Stopp und auch die Kündigung zahlreicher Verträge mit Zulieferfirmen. Sollte die Unsicherheit in der Region andauern, seien weitere Kündigungen zu befürchten, hieß es in einer am Montag verbreiteten Erklärung des nationalen Öl-Instituts.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hat jedoch bereits vor einer sich weiter zuspitzenden Krise in der Konfliktprovinz Cabo Delgado gewarnt. Inmitten der Gewalt seien Tausende Menschen auf der Flucht. Knapp eine Million Menschen seien aktuell von großem Hunger betroffen. Allein nach dem jüngsten Angriff auf die Stadt Palma seien 50 000 Menschen geflohen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Goldman Sachs: Goldpreis auf dem Weg zu 4.000 Dollar – Zentralbanken treiben Rekordrally
16.04.2025

Goldman Sachs erwartet einen historischen Anstieg des Goldpreises: Bis Ende 2025 könnte die Unze 3.700 Dollar kosten, 2026 sogar 4.000....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wie Apple Donald Trumps Zölle umgehen kann
16.04.2025

Der Technologieriese Apple plant, mehr iPhones aus Indien in die USA zu liefern, um den Schaden durch mögliche Zölle zu mildern. Dies...

DWN
Politik
Politik Ministerposten: Spahn statt Linnemann? CDU-Politiker Linnemann wird nicht Wirtschaftsminister
15.04.2025

Nachdem Union und SPD ihren Koalitionsvertrag vereinbart haben, geht das Geschachere um die Ministerposten los: CDU-Politiker Carsten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steuerfreie Überstunden ab 2025? – Das plant die neue Koalition
15.04.2025

Überstunden steuerfrei ab 2025? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Politik
Politik Beamtenstaat: fragwürdige Last-Minute-Beförderungen - vor allem in SPD geführten Ministerien
15.04.2025

Beförderungswelle nach Ampel-Bruch: Die Parteien der Ampel-Regierung konnten in einem Punkt produktiv und schnell sein – teure...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maul- und Klauenseuche: Entwarnung - Deutschland offiziell MKS-frei
15.04.2025

Rund drei Monate nach dem Ausbruch in Brandenburg gilt Deutschland offiziell als frei von der Maul- und Klauenseuche (MKS). Die...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Wohnen, Investieren, Absichern - den Immobilienmarkt verstehen und davon profitieren
15.04.2025

Immobilien sind weit mehr als bloße Gebäude aus Beton, Stahl und Glas. Sie sind Zuhause, Investition und Lebensraum zugleich. Doch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftswachstum in Deutschland 2025: Norden legt zu, Süden bleibt zurück
15.04.2025

Regionale Konjunkturdaten zeigen ein Gefälle in der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Während im Süden und Osten vielerorts...