Unternehmen

Auslandsumsätze: Massiver Einbruch beim Mittelstand

Die Auslandsumsätze des deutschen Mittelstands sind im Jahr 2020 um 17 Prozent eingebrochen.
05.05.2021 16:00
Lesezeit: 2 min

Nachfragerückgänge im Ausland, Störungen in internationalen Lieferketten, Transportschwierigkeiten und Grenzkontrollen haben in der Corona-Krise zu einem drastischen Einbruch des deutschen Außenhandels geführt. Die 781.000 kleinen und mittleren Unternehmen, die einen Teil ihrer Umsätze im Ausland generieren, sind davon überproportional stark betroffen, wie der aktuelle KfW-Internationalisierungsbericht zeigt. Auslandsaktive Mittelständler erwarten, dass ihre Umsätze außerhalb Deutschlands 2020 um 17% auf 494 Mrd. EUR (2019: 596 Mrd. EUR) zurückgegangen sind - und damit auf das niedrigste Niveau seit mehr als 10 Jahren. Die gesamten Waren- und Dienstleistungsexporte Deutschlands waren im vergangenen Jahr um 10,1% auf rund 1.477 Mrd. EUR gesunken.



Insgesamt bekommen die auslandsaktiven Mittelständler die Auswirkungen der Pandemie heftiger zu spüren als die kleinen und mittleren Unternehmen, die ausschließlich in Deutschland tätig sind. Befragungen von KfW Research zufolge verzeichneten sie vor allem während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, der auch die zeitweise Schließung innereuropäischer Grenzen beinhaltete, deutlich häufiger Umsatzrückgänge als die rein im Inland aktiven Unternehmen (77% vs. 60%). Sie litten zudem häufiger unter der Verkleinerung des Absatzgebietes (31% vs. 12%) und unter Lieferkettenstörungen (20% vs 15%, Angaben April 2020). Im Zuge der Pandemieeindämmung in wichtigen Zuliefermärkten wie China und der wirtschaftlichen Erholung in zentralen Absatzmärkten im Sommer 2020 hat sich die Lage für die kleinen und mittleren Unternehmen mit Auslandsaktivitäten etwas verbessert - doch auch in den Daten für September zeigt sich noch einen gegenüber den aufs Inland fokussierten Mittelständlern weiterhin eine stärkere Betroffenheit.



Für die Zukunft lassen die Befragungsergebnisse von KfW Research eine zweigeteilte Entwicklung erwarten. Etwa vier von zehn der bisher auslandsaktiven kleinen und mittleren Unternehmen wollen sich in den kommenden fünf Jahren stärker auf den inländischen Markt fokussieren - insbesondere Unternehmen, die auch bisher nur wenige Auslandsmärkte bedient haben. Gleichzeitig beabsichtigt etwa ein Viertel der Auslandsaktiven, ihre Exporte zukünftig stärker zu diversifizieren und dazu weitere Auslandsmärkte zu erschließen. Dies sind vor allem größere und exporterfahrenere Unternehmen, die - im Gegensatz zu den kleineren Mittelständlern - über die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen verfügen. Aus Sicht der Unternehmen an Bedeutung gewinnen dabei tendenziell Länder in Europa - mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs. Der Brexit mit den daraus resultierenden neuen Zollvorschriften und logistischen Schwierigkeiten macht den Export gerade für kleinere Exporteure unattraktiv. Was die Beschaffungsseite angeht, so wollen sich drei von zehn Mittelständlern zukünftig stärker auf das Inland fokussieren. Einen teilweisen oder gar kompletten Rückzug aus globalen Wertschöpfungsketten beabsichtigen aber nur die wenigsten (6%).



"Die auslandsaktiven deutschen Mittelständler haben ein schweres Jahr hinter sich. Die Corona-Pandemie und die Eindämmungsmaßnahmen treffen sie sowohl im Inland als auch bei Exporten und Lieferketten. Diese Krisenerfahrung wird zu nachhaltigen Veränderungen führen: Viele, vor allem kleinere Mittelständler wollen ihre Geschäftstätigkeit zukünftig stärker auf den inländischen Markt ausrichten", kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, den neuen KfW-Internationalisierungsbericht. "In der Breite wird sich der Mittelstand aber weiterhin im Auslandsgeschäft aktiv. Gerade stark exportorientierte und in globale Wertschöpfungsketten eingebundene Unternehmen sehen weiterhin die Chancen, die eine geografisch diversifizierte Absatz- und Beschaffungsstrategie bietet. Die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung bleiben trotz Corona-Krise bestehen. Durch die Einbindung in globale Wertschöpfungsketten lassen sich Effizienzgewinne erzielen, die zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beitragen - und damit auch zu Wachstum und Wohlstand."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland - unerreichbar für die meisten
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...

DWN
Finanzen
Finanzen Zehn S&P 500‑Aktien mit Aufholpotenzial: So bewerten Analysten Chancen und Risiken
01.11.2025

Zehn S&P 500‑Aktien, die Analysten trotz schwächerer Jahresperformance als chancenreich einstufen, werden auf Wachstum, Bewertung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lithium und die Energiewende: Wie der Rohstoff Elektronik und E-Mobilität vorantreibt
01.11.2025

Lithium gilt als das Metall unserer Zeit. Smartphones, Laptops und Elektroautos kommen ohne es nicht aus. Die Nachfrage steigt rapide,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Winzer unter Druck: Wie sich eine Branche neu erfinden muss
01.11.2025

Der deutsche Weinbau steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Sinkender Konsum, steigende Kosten und eine zunehmende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpen als Zeichen moderner Energieeffizienz: Wie KI ihre Leistung steigern wird
01.11.2025

Das Heizen wird künftig noch effizienter, kostengünstiger und komfortabler. Dank künstlicher Intelligenz werden Wärmepumpen in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrradverleih in Europa: Wie nachhaltige Mobilität jährlich 305 Millionen Euro bringt
01.11.2025

Fahrräder sind in vielen europäischen Städten längst Teil der urbanen Mobilität. Bikesharing bietet Vorteile über den reinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Markt: Neues Öl oder neue Bombe?
01.11.2025

Chips sind das Rückgrat der KI-Revolution. Doch hinter Rekorden und Milliardendeals wächst das Risiko. Ein Blick in die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...